CMblu Energy AG will Burgenland mit Organic-Flow Battery autark machen

CMblu entwickelt organische Flusszellenbatterie auf Basis von Lignin und wird vom Data Becker-Gründer finanziert.

Die CMBlu Energy AG aus Alzenau will nichts weniger als das Speicherproblem der Energiewende lösen. Dafür entwickelt das Cleantech-Startup aus Bayern eine sogenannte Organic-Flow-Battery auf Basis des natürlichen Rohstoffs Lignin. Im September 2019 wurde bekannt, dass CMblu mit Investtodate die Investmentgesellschaft der Data Becker-Gründer Dr. Achim Becker und Harald Becker für sich gewinnen konnte. Seit Mai 2022 ist klar: Eine große Partnerschaft mit der Region Burgenland soll zu einer Speicher-Kapazität von 300 Megawattstunden führen.

Investtodate ist eine nach Außen hin kaum auftretende Investmentgesellschaft, die überwiegend in VC-Gesellschaften wie Capnamic, Fly Ventures, Atlantic Labs, Cherry Ventures oder La Famiglia investiert. Das Engagement der Investoren wurde 2019 auf 30 Millionen Euro geschätzt. Am 14. August 2019 beschloss eine außerordentliche Hauptversammlung die Ausgabe von 37.454 Aktien zu je 801 Euro an den neuen, starken Investor Investtodate wie aus der Niederschrift zur Versammlung hervorgeht, die Cleanthinking-Partner startupdetector.de vorliegt. Das bedeutet ein finanzielles Engagement von 30 Millionen Euro bei CMblu bei einer Unternehmensbewertung von 300 Millionen Euro.

Dahinter stecken die Data Becker-Gründer Dr. Achim Becker und Harald Becker, die u.a. auch in Smava investiert waren. Bekannt ist auch das Engagement von Investtodate in andere VC-Gesellschaften.

Welche Technologie entwickelt CMBlu Energy AG?

CMBlu Energy AG versucht, eine Technologie zu etablieren, an der andere Unternehmen in der Vergangenheit gescheitert sind. Ziel ist es einen alternativen Großspeicher zu etablieren, der mindestens eine Alternative zur Lithium-Ionen-Batterie werden kann. So könnte ein nahezu idealer, auch besonders nachhaltiger Speicher für Quartiere, Industrieanlagen, Windparks und andere Anwendungen entstehen. Einer der Hauptvorteile: Die hohe Energiedichte des Redox-Flow-Speichers. Mehr zu den Vorteilen und Nachteilen der Redox-Flow-Batterie gibt es hier bei Cleanthinking.

Die neuen Energiespeicher des Cleantech-Unternehmens sind dank ihres organischen Speichers günstig in der Herstellung, umweltfreundlich, nahezu vollständig recyclebar, weder brennbar noch explosiv und beinhalten keine seltenen oder prekären Rohstoffe. So ist das Unternehmen nicht abhängig von zunehmend schwierigen internationalen Lieferketten. Die Speichersysteme sind nach Unternehmensangaben einfach skalierbar mit einer Leistung bis in den Gigawattbereich und sorgen so für eine höhere Verfügbarkeit erneuerbarer Energien.

Entscheidend ist: CMBlu Energy setzt auf Lignin als Abfallstoff aus der Papierindustrie anstatt auf Vanadium. Seit fünf Jahren tüftelt da Team um Gründer Dr. Peter Geigle daran. Die Flussbatterie der Alzenauer nutzt also organische Moleküle und orientiert sich dabei an den Stärken der Natur. Seltene Erden und Schwermetalle: Nicht notwendig.

Salzkavernen als Speicher für Flussbatterien?

Am 30. September 2020 gab die CMBlu Energy AG eine Partnerschaft mit RWE Gas Storage West GmbH bekannt. Gemeinsam wollen die Unternehmen erforschen, ob sich Salzkavernen als große, organische Flussbatterien eignen. Sie sehen das Potenzial, um Erneuerbare Energien im Gigawattstunden-Bereich zu speichern.

So soll aus der Salzkaverne ein Stromspeicher werden.

Drei Projektschritte bis 2024 geplant

Im ersten Schritt wurden potenziell geeignete Elektrolyte identifiziert. Seitdem laufen Laboruntersuchungen, inwieweit die Elektrolyte für die Anwendung in Salzkavernen geeignet sind.

Ist der geeignete Elektrolyt identifiziert, soll mit Bau und Betrieb einer Testanlage begonnen werden. Die CMblu-Anlage soll über eine elektrische Leistung von 100 Kilowatt und über eine Speicherkapazität von bis zu 1.000 Kilowattstunden verfügen. Dieser dritte Projektschritt soll bis Frühling 2024 abgeschlossen sein.

Lesen Sie hier den Original-Beitrag unter dem Titel „CMBlu und Schaeffler entwickeln Organic-Flow-Speicher auf Basis von Lignin“ zur Technologie des Unternehmens vom 1. Dezember 2018:

Die sogenannte Organic-Flow-Batterie ist die Hoffnung auf die großtechnische Energiespeicher-Lösung, die die Energiewende dringend braucht. Entwickelt wird sie vom Cleantech-Startup CMBlu Projekt AG in Zusammenarbeit mit Schaeffler. Beide Unternehmen gaben jetzt (am 1. Dezember 2018, Anm. des Chefredakteurs) bekannt, einen Prototyp entwickelt zu haben und sich nun auf die Industrialisierung konzentrieren zu wollen.

Die Organic-Flow-Batterie von CMBlu funktioniert ähnlich wie eine konventionelle Redox-Flow-Batterie. Die elektrische Energie wird in chemischen Verbindungen gespeichert. Die Reaktionspartner liegen in wässriger Form als Elektrolyt vor. Im Unterschied zu herkömmlichen Systemen, die auf Metall basieren, werden organische Moleküle aus Lignin verwendet. Das Schöne daran: Lignin ist Bestandteil der Struktur einer jeden Pflanze wie beispielsweise Bäume oder Gräser. Es ist eine natürlich nachwachsende Quelle und fällt etwa in der Zellstoff- und Papierproduktion als Abfallprodukt im Millionen-Tonnen-Maßstab an. Somit ist es dauerhaft verfügbar.

Aufgrund ihrer Funktionsweise kann die Kapazität eines Organic-Flow-Batterien unabhängig zu der elektrischen Leistung skaliert werden und ist nur durch die Größe der Tanks und Elektrolytmenge limitiert.

Das Cleantech-Startup CMBlu hat mit Schaeffler einen langfristigen Kooperationsvertrag für die Entwicklung von großtechnischen Energiespeichern mit dem Ziel der Bereitstellung marktreifer, voll industrialisierter Produkte abgeschlossen. Die nächsten Schritte von CMBlu sind der Aufbau der vollständigen Lieferkette mit weiteren Industriepartnern für alle Kernkomponenten, die als Vorprodukte im Batteriesystem zum Einsatz kommen.

Es wurde eine Prototypenfertigung in Alzenau eingerichtet. CMBlu hat mit Referenzkunden bereits Verträge geschlossen, um ausgewählte Pilotprojekte in den nächsten zwei Jahren zu realisieren. Ab 2021 sind die ersten kommerziellen Organic-Flow-Speicher geplant.


Partnerschaft mit Burgenland

Ganz soweit ist CMBlu dann bis 2021 doch noch nicht gekommen. Aber: Am 30. Mai 2022 verkündete das Unternehmen eine Partnerschaft mit dem österreichischen Burgenland. „Dieses neue Projekt soll zeigen, was mit Organic-Solid-Flow-Speichern technologisch möglich ist“, sagte Dr. Peter Geigle, Gründer und CEO der CMBlu Energy AG bei der Projektvorstellung. Gemeinsam ist ein Forschungs- und Pilotprojekt zur Etablierung der Speicher mit insgesamt 300 Megawattstunden Kapazität entstanden. Hinter dem Projekt steht auch Landeshauptmann Hans Peter Doskozil.

Das Burgenland hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2030 energieautark und klimaneutral zu sein und dabei vor allem auf saubere Wind- und Sonnenenergie zu setzen. „Um Burgenland mit dem Gold des Burgenlands – Wind und Sonne – energieautark zu machen, brauchen wir eine Speicherleistung von 100 Megawatt mit einer Kapazität von 300 Megawattstunden. Wie bei Wind und Sonne wollen wir dieses Ziel mit natürlichen Speichern schaffen“, macht Stephan Sharma, Vorstand der Burgenland Energie AG, deutlich. Und genau eine solche Batterie soll nun aus Bayern geliefert werden.

Neben dem Ziel, Energieautarkie zu erreichen, ist mit dem neuen Plan aber noch Weiteres verbunden:

  • Können mit der Speicherbatterie Netzschwankungen geglättet werden?
  • Welche Geschäftsmodelle lassen sich im Energiehandel erschließen, und wie attraktiv sind diese?
  • Wie deutlich sinken die Stromkosten für die eigene Bevölkerung, wenn das Experiment gelingt?

Pilotprojekt mit 300 Megawattstunden

Die Zusammenarbeit zwischen Burgenland und CMblu ist bis 2030 und somit langfristig angelegt. Im ersten Schritt soll noch im zweiten Halbjahr 2022 eine erste Batterie installiert werden: Das Weingut Scheiblhofer verfügt über eine PV-Anlage mit 650 Kilowatt Leistung – und erhält nun im ersten Schritt einen Pilot-Energiespeichers, um ganzjährig über eine autarke Energieversorgung zu verfügen. Somit wird in der ersten Pilotphase der erste Speicher von CMBlu besonders praxisgerecht eingesetzt. In weiteren Schritten soll das sukzessive die Kapazität von 300 Megawattstunden erreicht werden.

Organic-Solid-Flow-Speicher als Quartiersspeicher

Einen Haken der Vanadium-Redox-Flow-Technologie, den auch den Organic-Solid-Flow-Speicher aus Bayern nicht ausräumt, ist der Platzbedarf, den der Speicher hat. Zwar ist die Technik nach oben hin problemlos skalierbar, weil wie in einem Hochregallager gestapelt werden kann. Ganz klein ist die Flusszellenbatterie aber nicht – und mit für Elektroautos oder den Hausgebrauch ungeeignet. Auch wenn das Cleantech-Startup nanoFlowcell etwas anderes behauptete – mittlerweile aber stumm geworden ist.

(Dieser Beitrag entstand ursprünglich am 10. September 2019, wurde aber am 20. Januar 2023 zuletzt überarbeitet).

Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.

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