CO2IN: Amper Gruppe startet virtuelle Währung
Prager Cleantech-Unternehmen Amper Gruppe will Währung am europäischen Emissionshandel orientieren – CO2IN soll im März 2021 starten
Die in Prag ansässige Amper Gruppe hat die Einführung einer virtuellen Währung angekündigt, die mit EU-Emissionszertifikaten gedeckt werden soll. CO2IN soll den europäischen Emissionshandel ETS für Privatpersonen und Unternehmen öffnen. Mit Start im März 2021 soll das virtuelle Zahlungsmittel auch effektiv zur Eindämmung des Klimawandels beitragen: Durch den Ankauf von 100 Anteilen wird eine Tonne CO2 vom Markt genommen.
Bei CO2IN handelt es sich nach Angaben der Amper Gruppe um die erste virtuelle Währung, die direkt durch einen realwirtschaftlichen Wert gestützt wird. In diesem Fall durch den Preis der Emissionszertifikate des EU-Emissionshandels (EU ETS). Der Satz ist bereits festgelegt: 100 CO2IN entsprechen einer Emissionsberechtigung.
Bedeutet für die Eindämmung des Klimawandels: Durch den Ankauf wird eine Tonne Kohlendioxid vom Markt genommen und letztlich nicht von der Industrie produziert. Somit stellt die Währung ein Instrument zur Verringerung des CO2-Ausstoßes dar.
Ab März 2021 können Unternehmen und Privatnutzer die virtuelle Währung weltweit über die Smartphone-App erwerben – und als Zahlungsmittel verwenden.
Nach der Reform des EU EHS im Jahr 2018 hatte sich der Preis für ein Emissionszertifikat auf etwa 15 EUR pro Tonne CO2 verdreifacht. Seitdem ist er auf den aktuellen Wert von rund 25 EUR gestiegen. Dies ist unter anderem auf die jährliche Verringerung des Umfangs der gehandelten Zertifikate zurückzuführen, von denen derzeit rund ein Fünftel weniger im Umlauf sind als noch im Jahr 2005.
Da die in der virtuellen Währung gebundenen Zertifikate selbst nicht gehandelt werden können, wird die Währung diesen Effekt und damit die Wirksamkeit des EU ETS verstärken, so die Amper Gruppe. Das Prinzip des EU-Emissionshandels verleiht es deflationäre Eigenschaften, in dieser Hinsicht ähnlich wie Bitcoin.
„Klimaschutz ist dann besonders effektiv, wenn er sich nahtlos in den Alltag einfügt, und gleichzeitig der Wirtschaft nutzt. So ist CO2IN ein wirksames Instrument zur Teilnahme an der Bekämpfung des Klimawandels und bietet die Möglichkeit, die Kohlenstoffbilanz zu verringern. Auch Kommunen können CO2IN dazu verwenden, CO2-Neutralität zu erreichen. In der Tat besteht in vielen europäischen Städten eine Nachfrage nach einem solchen Instrument.
Jan Palaščák, Geschäftsführer der Amper Gruppe
Wirksamkeit des ETS über EU hinaus erweitern
Obwohl in erster Linie für den EU-Markt bestimmt, ermöglicht die neue Währung im Prinzip jedermann und Unternehmen aus der ganzen Welt am EU-Emissionshandel teilzunehmen. CO2IN kann somit die Wirksamkeit des EU ETS über die EU-Grenzen hinaus erweitern und dadurch zu einem fairen Welthandel im Sinne des Konzepts der EU-Kohlenstoffgrenzsteuer beitragen.
„Schließlich ist jede Tonne nicht produziertes CO2 eine gute Nachricht, unabhängig davon, in welchem Teil der Welt sie eingespart wurde. Angesichts des fortschreitenden Klimawandels zählt jede Tonne“, betont Jan Palaščák. Die Smartphone-App ist derzeit als iOS-Demo-Version auf co2in.com zu beziehen. Im November soll die Android-App folgen.
Die virtuelle Währung wurde von der Amper Gruppe entwickelt, einem in Prag ansässigen Dienstleister im Bereich der erneuerbaren Energien. Seit ihrer Gründung im Jahr 2011 entwickelt die Amper Gruppe dezentrale Systeme für erneuerbare Energien mit dem Anspruch Kommunen, Unternehmen sowie Einzelpersonen die Möglichkeit zu geben, ihre Kohlenstoffbilanz effektiv zu senken und ihnen Zugang zum Markt für erneuerbare Energien zu gewähren.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.