COP29: Die Stunde der Wahrheit für die Klimapolitik
Die 29. UN-Klimakonferenz (COP29) in Baku, Aserbaidschan, steht unter enormem Druck. Die Weltgemeinschaft muss endlich den Worten Taten folgen lassen und die Umsetzung der Klimaziele drastisch beschleunigen. Denn die Diskrepanz zwischen den ambitionierten Ankündigungen und der Realität der nationalen Klimapolitik ist alarmierend. Dies zeigt der neue Bericht „World Energy Transitions Outlook 2024“ der Internationalen Agentur für Erneuerbare Energien (IRENA). Die ernüchternde Bilanz: Selbst wenn alle bisherigen COP-Versprechen vollständig umgesetzt würden, klafft bis 2050 eine massive Lücke bei der Reduktion der CO2-Emissionen.
Das 2030-Ziel: Ein Lackmustest für die Glaubwürdigkeit
Im Zentrum der Kritik des World Energy Transitions Outlook 2024 steht die mangelnde Umsetzung der für 2030 vereinbarten Ziele. Auf der COP28 in Dubai hatten sich die Staaten verpflichtet, die Kapazität der erneuerbaren Energien zu verdreifachen und die Energieeffizienz zu verdoppeln. Diese Zwischenziele sind essentiell, um den Weg zur Klimaneutralität bis 2050 zu ebnen und die globale Erwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen.
Doch die Realität sieht anders aus. Laut IRENA reichen die aktuellen nationalen Pläne und Maßnahmen bei weitem nicht aus, um diese Ziele zu erreichen. Statt der notwendigen Verdreifachung ist lediglich mit einer Verdoppelung der erneuerbaren Energien bis 2030 zu rechnen.
„Es besteht eine erhebliche Diskrepanz zwischen den politischen Ankündigungen und den tatsächlichen Plänen und Maßnahmen der Länder“, warnt IRENA-Generaldirektor Francesco La Camera. „Die nationalen Beiträge (NDCs) müssen dringend nachgeschärft werden, um den globalen Verpflichtungen gerecht zu werden.“
Investitionslücke und ungleiche Verteilung
Ein Hauptproblem ist die massive Investitionslücke. Um die Energiewende zu finanzieren, sind laut IRENA bis 2030 weltweit 31,5 Billionen US-Dollar an Investitionen in erneuerbare Energien, Netze und Energieeffizienz erforderlich. Doch die aktuellen Investitionen liegen weit darunter.
Hinzu kommt eine ungleiche geografische Verteilung. Während die Investitionen in erneuerbare Energien in einigen Ländern, vor allem in Europa und China, stark gestiegen sind, hinkt der globale Süden weit hinterher. Dies verstärkt die globalen Ungleichheiten und behindert die Energiewende in den Entwicklungsländern.
Die G20 in der Verantwortung
Besonders im Fokus stehen die G20-Staaten, die für den Großteil der globalen Emissionen verantwortlich sind. Sie müssen ihren Ausbau erneuerbarer Energien drastisch beschleunigen. Laut IRENA müssten sie ihre installierte Kapazität an erneuerbaren Energien bis 2030 verdreifachen und bis 2050 sogar versiebenfachen.
„Die G20-Staaten müssen ihrer Verantwortung gerecht werden und eine Vorreiterrolle bei der Energiewende übernehmen“, fordert La Camera (Linkedin). „Ihre nationalen Klimapläne müssen den globalen Verpflichtungen entsprechen.“
COP29: Ein „Make or Break“-Moment
Die COP29 in Baku ist daher ein entscheidender Moment für die internationale Klimapolitik. Die Staaten müssen ihre nationalen Klimapläne (NDCs) deutlich nachschärfen und konkrete Maßnahmen zur Umsetzung der 2030-Ziele vorlegen. Ein starkes Finanzierungsabkommen und die nächste Runde der NDCs im Jahr 2025 sind entscheidende Meilensteine, um das 1,5-Grad-Ziel überhaupt am Leben zu erhalten.
Die IRENA-Studie World Energy Transitions Outlook 2024 (Direkter Download) bestätigt die alarmierenden Ergebnisse früherer Berichte und unterstreicht die Dringlichkeit des Handelns. Die Zeit der leeren Versprechungen ist vorbei. Die COP29 muss den Worten Taten folgen lassen.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.