Dänischer Green Deal kommt! Dänemark setzt ein starkes Zeichen für den Klimaschutz: Das Parlament hat den „Green Deal“ verabschiedet, ein umfassendes Maßnahmenpaket, das die Landwirtschaft des Landes nachhaltiger gestalten und die Umwelt schützen soll. Kernstück des Deals ist die bereits im Juni angekündigte Klimasteuer auf Fleisch- und Milchproduktion. Damit ist Dänemark das erste Land weltweit, das diesen Schritt wagt.
Wie Cleanthinking bereits im Juni 2024 berichtet hat (Klimasteuer für Milch und Fleisch: Hat Dänemark eine Vorbildrolle?), ist der Agrarsektor für einen erheblichen Teil der dänischen Treibhausgasemissionen verantwortlich. Um die nationalen Klimaziele zu erreichen, musste die Regierung handeln. Der „Green Deal“ ist das Ergebnis monatelanger Verhandlungen zwischen Regierung, Landwirtschaftsverbänden, Umweltorganisationen und anderen Interessengruppen.
Was beinhaltet der dänische „Green Deal“ im Detail?
Der dänische „Green Deal“ ist ein komplexes Paket mit verschiedenen Maßnahmen, die ineinandergreifen, um die dänische Landwirtschaft zukunftsfähig zu machen. Ein zentrales Anliegen ist die Reduktion von Stickstoffemissionen. Stickstoff aus Düngemitteln belastet die Umwelt und trägt zur Überdüngung von Gewässern bei. Der „Green Deal“ setzt deshalb Anreize für Landwirte, stickstoffreiche Flächen aufzuforsten. Durch die Aufforstung werden nicht nur die Emissionen reduziert, sondern gleichzeitig auch Kohlenstoff gebunden und neue Lebensräume für Tiere und Pflanzen geschaffen.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Wiederherstellung von Mooren. Moore sind wertvolle Ökosysteme, die große Mengen an Kohlenstoff speichern und eine wichtige Rolle für die Artenvielfalt spielen. In Dänemark wurden viele Moore in der Vergangenheit trockengelegt, um landwirtschaftliche Flächen zu gewinnen. Der „Green Deal“ sieht nun vor, bis 2030 140.000 Hektar Niedermoor wiederherzustellen. Durch die Wiedervernässung der Moore wird Kohlenstoff im Boden gebunden und die Biodiversität gefördert.
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Um die Treibhausgasemissionen aus der Tierhaltung zu reduzieren, führt Dänemark eine Klimasteuer auf Fleisch und Milch ein. Ab 2030 müssen Landwirte für jede Tonne CO2-Äquivalente, die ihre Kühe und Schweine ausstoßen, eine Steuer zahlen. Die Steuer beginnt bei 300 dänischen Kronen (ca. 40 Euro) pro Tonne CO2 und steigt bis 2035 auf 750 Kronen (ca. 100 Euro). Die Einnahmen aus der Steuer sollen in klimafreundliche Maßnahmen in der Landwirtschaft investiert werden.
Neben der Besteuerung von Emissionen setzt der „Green Deal“ auch auf die Förderung pflanzlicher Lebensmittel. Der „Plantefonden“, ein Fonds zur Förderung pflanzlicher Lebensmittel, wird aufgestockt und verstetigt. Zwischen 2025 und 2030 fließen zusätzlich 420 Millionen Kronen (ca. 56 Millionen Euro) in den Fonds. Mit dem Geld sollen Forschung und Entwicklung im Bereich pflanzlicher Lebensmittel gefördert und der Markt für pflanzliche Alternativen zu Fleisch und Milchprodukten ausgebaut werden.
Dänemark möchte seine ambitionierten Ziele nicht alleine verfolgen, sondern auch andere Länder zum Mitmachen bewegen. Deshalb will sich die Regierung auf EU-Ebene für ein Aktionsprogramm für pflanzliche Lebensmittel einsetzen. Ziel ist es, die Produktion und den Konsum pflanzlicher Lebensmittel in der gesamten EU zu fördern. Dänemark erhofft sich dadurch eine Reduktion der Treibhausgasemissionen und eine Verbesserung der Gesundheit der Bevölkerung.
Reaktionen und Ausblick
Der „Green Deal“ wird von der dänischen Regierung als wichtiger Schritt in Richtung einer nachhaltigen Zukunft gefeiert. Klima- und Energieminister Lars Aagaard betonte die breite Unterstützung für den Deal im Parlament und bei den beteiligten Interessengruppen.
Umweltorganisationen begrüßen den „Dänischer Green Deal“ als wichtigen Schritt in die richtige Richtung, fordern aber weitere Anstrengungen im Klimaschutz. Sie kritisieren unter anderem, dass die Klimasteuer auf Fleisch und Milch zu niedrig angesetzt sei, um eine signifikante Lenkungswirkung zu erzielen.
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Landwirtschaftsverbände zeigen sich zwar kompromissbereit, äußern aber auch Bedenken hinsichtlich der wirtschaftlichen Auswirkungen der Klimasteuer. Sie fordern von der Regierung Unterstützung bei der Umstellung auf klimafreundlichere Produktionsmethoden.
Dänemark übernimmt erneut eine Vorreiterrolle im Klimaschutz. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Maßnahmen auf die dänische Landwirtschaft und die Verbraucher auswirken werden. Experten gehen davon aus, dass die Preise für Fleisch und Milchprodukte steigen werden, was den Konsum pflanzlicher Alternativen attraktiver machen könnte.
Es ist auch spannend zu beobachten, ob andere Länder dem Beispiel Dänemarks folgen werden. Die EU-Kommission hat bereits angekündigt, die Entwicklung in Dänemark genau zu verfolgen. Ein EU-weites Aktionsprogramm für pflanzliche Lebensmittel könnte einen wichtigen Beitrag zur Erreichung der europäischen Klimaziele leisten.
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Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.