Dänemark geht beim Klimaschutz voran: 70 Prozent weniger CO2 in zehn Jahren
Dänen setzen sich wesentlich ehrgeizigere Ziele als die Europäische Union und wollen Energieinseln bauen.
Es ist exakt diese Dynamik, die die Welt braucht. Dänemark ist in den letzten Tagen mit dem Danish Climate Act vorgeprescht – und will seine Kohlendioxidemissionen in den kommenden zehn Jahren um 70 Prozent im Vergleich zu 1990 senken. Der breite Konsens für diese radikale, ambitionierte und ehrgeizige Klimapolitik ist beispielgebend für andere Länder der Erde. Aber welche Maßnahmen plant Dänemark konkret?
Die CO2-Emissionen um 70 Prozent gegenüber 1990 zu reduzieren, ist keine einfache Aufgabe. Trotzdem hat das dänische Parlament dem Danish Climate Act mit breiter Mehrheit zugestimmt. Das Abkommen ist rechtlich bindend, und wird alle fünf Jahre überprüft. In Zahlen ausgedrückt bedeutet es: Dänemark will seine Kohlendioxidemissionen um 3,4 Millionen Tonnen reduzieren.
Der Maßnahmen-Mix, der nötig ist, um die Klimakrise zu bekämpfen, beginnt bei einer Idee, die schon eine Weile herumgeistert. so will Dänemark der erste Staat werden, der im Meer eine Energieinsel errichtet. Mit Energieinseln (5 Gigawatt) mit Offshore-Windenergie soll die Kapazität Dänemarks auf 7,7 Gigawatt ausgebaut werden. Auch Power-to-X- und Biogas-Projekte sind auf dem Meer vorgesehen.
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Darüber hinaus sollen Verfahren zur Kohlendioxid-Abscheidung aus der Umgebungsluft (DAC bzw. CCS) genutzt werden – und der Umstieg auf klimafreundlichere Brennstoffe vorangetrieben werden. Dazu soll verstärkt auf alternative Heizungen gesetzt werden, um teure, fossile Brennstoffe zu ersetzen. Elektromobilität soll über zusätzliche Ladestationen attraktiver werden. Auch die Industrie soll auf energieeffizientere Lösungen umsteigen.
„Diese Vereinbarung zeigt dem Rest der Welt, dass Klimaschutz und wirtschaftlicher Wiederaufbau Hand in Hand gehen“, so das Klimaschutz-Ministerium auf seiner Webseite. Wohltuend realistisch schätzt Premierministerin Mette Frederiksen die Lage ein: Sie sagte, es sei auch durch das Abkommen nicht klar, dass die Ziele sicher erreicht würden. Dazu müsse Dänemark investieren, innovieren und forschen. Würde Dänemark keine zusätzlichen Maßnahmen ergreifen, würden die Emissionen nach heutigen Berechnungen nur um 44 Prozent sinken.
Gesetztes Ziel ist es, saubere Technologien und Lösungen zu entwickeln, die die Emissionen deutlich reduzieren werden. Da in einem Jahrzehnt erhebliche Fortschritte bei existierenden und zukünftigen Technologien zu erwarten sind, macht die Aussage der Regierungschefin durchaus Sinn. Dänemark geht das Vorhaben jedenfalls deutlich ehrgeiziger an als die Europäische Union: Sie will die Emissionen von Kohlendioxid bis 2030 um 40 Prozent reduzieren, das Ziel wird aber möglicherweise auf 50 bis 55 Prozent hochgeschraubt.
Mette Frederiksen hatte mit ihrer Regierung im vergangenen Jahr die Wahlen gewonnen – auch in Verbindung mit dem Versprechen, stärker auf Erneuerbare Energien zu setzen. Dabei hat Dänemark mit Orsted oder Vestas bereits führende Cleantech-Unternehmen hervorgebracht – die beiden sind im Bereich Windenergie bzw. Offshore-Windenergie führend.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.