Am 15. Oktober vermeldeten wir vom Wirtschaftsmagazin Cleanthinking.de, dass der Berliner Energiedienstleister „lekker Energie“ einen Rekordversuch mit einem Elektroauto plant: Jetzt werden hierzu erste Details bekannt, die durchaus den versprochenen Durchbruch in der Batterietechnologie aus deutscher Sicht bedeuten könnten. Technologiepartner von lekker Energie ist das Berliner Start-Up DBM Energy von Physiker Mirko Hannemann, über das wir schon einige Male exklusiv berichteten.
Das Fahrzeug, lekker Mobil getauft, ist ein innerhalb von sechs Wochen umgebauter Audi A2, der in der kommenden Woche in der Nacht von Montag auf Dienstag zum Rekordversuch aufbrechen wird. Das Ziel: Die Strecke München – Berlin mit einer Akkuladung zu schaffen, ist hoch gesteckt. Vorsorglich wird der Rekordversuch mit „mindestens 300 Kilometer“ angekündigt. Am Dienstag morgen um 8 Uhr ist dann ein Empfang mit Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle geplant, in der Mittagszeit die Vorstellung des lekker Mobils durch den Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit. Erlebt die Elektromobilität aus Deutschland kommende Woche eine Sternstunde oder besser: eine Sternnacht?
Die Ausstattung des lekker Mobil lässt kaum Wünsche offen: Es hat vier Sitze, einen vollständig nutzbaren Kofferraum, Servolenkung, ABS, ESP, Airbag, Einparkhilfe und Komfortfunktionen wie Klimatisierung, Sitzheizung, HiFi-Anlage und Einparkhilfe – sämtliche Ausstattungsmerkmale eines alltagstauglichen Pkws.
DBM Energy, angeblich in irgendeiner Form vom Wirtschaftsministerium gefördert und daher zaghaft im Umgang mit der Öffentlichkeit, hat dem Audi A2 einen Kolibri-Akku mit einer Kapazität von 115 kWh verpasst. Die Leistung des E-Motors soll 55 kW betragen und der Leistung eines 1,4 Liter-Benziners entsprechen. Laut Hauke Schrieber von autobild.de sollen nach dem offiziellen Presseprogramm mit Brüderle und Wowereit Gespräche mit Vertretern von Audi, BMW, Daimler, Opel und VW geführt werden.
Die Kolibiri-Technologie von DBM Energy – auch als AlphaPolymer-Technologie bezeichnet – scheint ungewöhnlich gut zu sein und hatte schon im Januar 2010 beim Preis „Auto der Vernunft“ für Aufsehen gesorgt. Vielleicht bekommt die Öffentlichkeit ab Dienstag ja Antworten auf die Frage, ob die Akkutechnologie bereits serienreif ist, was ein solcher Akku kosten wird und beispielsweise, welche Voraussetzungen für den Einbau in Autos erfüllt sein müssen. Sollte das Fahrzeug wirklich von München bis nach Berlin kommen, wäre dies ein Quantensprung in der Speichertechnologie.
Die Woche der Elektromobilität ist zwar gerade zu Ende gegangen – vielleicht beginnt jetzt das Jahrhundert der Elektromobilität. Die Nacht von Montag auf Dienstag könnte einen tatsächlich einen entscheidenden Durchbruch bringen. Sollte die Energiespeicher-Technologie in wenigen Monaten zur Serienreife zu bringen sein, würde auch der Sektor der Erneuerbaren Energien sowie viele andere Bereiche davon profitieren.
Start eines neuen Zeitalters mit DBM Energy?
Update vom 25.10.2010: Die Fahrt des lekker mobil von München nach Berlin wird vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie begleitet und unterstützt. Das „lekker Mobil“ wird mit einer Richtgeschwindigkeit von 130 km/h die Fahrtstrecke zurücklegen. Das Fahrzeug hat vier Sitze, einen vollständig nutzbaren Kofferraum, Servolenkung, ABS, ESP, Airbags und Komfortfunktionen wie Klimatisierung, Sitzheizung und Radio.
Update 2 vom 26.10.2010: Laut Presseinformation der DBM Energy GmbH von heute morgen, 5:42 Uhr, hat das lekker mobil von lekker Energie die Weltrekordfahrt erfolgreich bewältigt. 605 Kilometer seien zurückgelegt worden, ohne zu tanken, hieß es. In wenigen Minuten, um 8 Uhr ist ein Empfang durch Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle geplant. Die Bundesregierung hatte das Reichweitenziel im Nationalen Entwicklungsplan Elektromobilität erst für 2015 vorgesehen.
Update 3 vom 26.10.2010: Wirtschaftsminister Rainer Brüderle sagte zur Rekordfahrt:
„Jetzt kommt es darauf an, dass aus dieser Meisterleistung made in Berlin ein Welterfolg wird.“
Die sagte Rainer Brüderle am Dienstag in Berlin, wo er das in München gestartete Auto am Morgen empfing und an einer Probefahrt durch den Hof seines Ministeriums teilnahm.
Unklar ist allerdings weiterhin die Serientauglichkeit der Kolibri-Akkus aus dem Hause DBM Energy. Vielleicht gibt es hierzu bei der Pressekonferenz in der Allianz-Repräsentanz um die Mittagszeit weitere Erkenntnisse.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.