Delisting: Staatsfonds PIF aus Saudi-Arabien einer der Tesla-Investoren?

Elon Musk hat heute seine Pläne für das Delisting von Tesla konkretisiert - in einem Blogpost begründet der Manager auch, warum er seine Gedankenspiele öffentlich gemacht habe / Tesla soll ohne weitere Schulden von der Börse genommen werden

Die Tesla-Story bleibt weiter spannend. Nach der Aussage von Tesla-CEO Elon Musk, über einen Rückzug von der Börse („Delisting) nachzudenken, gab es wieder mal reichlich Kritik von Analysten und Medien. Eine solch riesige Transaktion habe es noch selten gegeben, wetterten einige. Andere fabulierten, die Aussage von Elon Musk „Funding secured“ werde sich als falsch herausstellen. Jetzt zeigt sich: Musk und der Verwaltungsrat arbeiten viel intensiver am Börsenrückzug als gedacht. Ein Schlüsselplayer dabei könnte der Staatsfonds PIF von Saudi-Arabien einnehmen.

Elon Musk hat in einem weiteren Blogpost erklärt, wie die Situation rund um das Delisting von Tesla derzeit ist und dabei auch begründet, weshalb er einen Tweet diesbezüglich abgesetzt habe. Der Grund ist nachvollziehbar: Musk wollte in Diskussionen mit möglichen Investoren über einen Börsenrückzug einsteigen, aber nicht einem Investmentpartner alleine die Information zugänglich machen, dass es möglicherweise dazu kommen könnte. Denn das wäre für diesen Investor ein klarer Vorteil an der Börse gewesen.

Bereits am 2. August gab es im Board von Tesla erste Diskussionen über das mögliche Delisting. Damals war klar: Im nächsten Schritt solle Musk mit bestehenden Großinvestoren sprechen, ob für diese ein Rückzug und dessen Finanzierung in Frage käme. Musk beschreibt die Situation am Ende des Meetings wie folgt:

Am Ende dieses Treffens wurde vereinbart, dass ich als nächsten Schritt einige der größten Aktionäre von Tesla sprechen sollte. Unsere größten Investoren haben Tesla über die Jahre hinweg sehr unterstützt, und es ist für mich von entscheidender Bedeutung zu verstehen, ob sie die Fähigkeit und den Wunsch hatten, Aktionäre eines privaten Tesla zu bleiben. Sie sind diejenigen, die an Tesla geglaubt haben, als es noch niemand getan hat, und sie sind diejenigen, die am meisten an unsere Zukunft glauben. Ich sagte dem Board, dass ich nach diesen Diskussionen Bericht erstatten würde.

Um wirklich ernsthafte Diskussionen zum Delisting führen zu können, habe es der öffentlichen Aussage hierzu bedurft:

Der einzige Weg, wie ich mit unseren größten Aktionären sinnvolle Gespräche führen konnte, war, mit ihnen über meinen Wunsch, das Unternehmen zu privatisieren, völlig offen zu sein. Es wäre jedoch nicht richtig, diese Informationen nur den größten Investoren zugänglich zu machen, ohne die gleichen Informationen mit allen Anlegern zeitgleich zu teilen. Als Ergebnis war mir klar, dass es das Richtige war, meine Absichten öffentlich bekannt zu geben. Um es klar zu sagen, als ich die öffentliche Ankündigung machte, so wie ich mit diesem Blogpost und allen anderen Diskussionen, die ich zu diesem Thema geführt habe, spreche ich für mich als potenziellen Bieter für Tesla.

In seinem Tweet äußerte Musk außerdem: „Funding secured“. Er war sich also sicher, dass er auf Basis der Gespräche genügend Investoren finden würde, um die Transaktion erfolgreich abzuschließen. Dabei gilt es, mit einer weiteren Mär, die einige Medien verbreiteten, aufzuräumen. Denn: Elon Musk möchte allen aktuellen Investoren die Entscheidung selbst überlassen, ob sie in einem privaten Unternehmen Tesla investiert bleiben möchten oder aber für 420 US-Dollar je Aktie verkaufen.

Das Märchen, wonach Tesla 71 Milliarden oder gar 82 Milliarden US-Dollar bräuchte, um alle Aktionäre freizukaufen, ist damit mehr als hinfällig. Elon Musk rechnet damit, dass 2/3 der bestehenden Investoren auch weiterhin investiert bleiben. Ob 2/3 der Investoren auch 66 Prozent der Anteile an Tesla wären, sei mal dahingestellt. Fakt ist: Die Investoren, die bereit sind, den Verkäufern 420 US-Dollar je Aktie zu bieten, haben mit hoher Wahrscheinlichkeit heute schon reichlich Anteile am Unternehmen. Und bleiben entsprechend investiert.

Tesla’s Delisting braucht deutlich weniger Kapital als gedacht

Um die Pläne umzusetzen, muss Musk also viel weniger Kapital aufbringen, als kolportiert. Der Rückzug von der Börse erscheint dadurch entscheidend realistischer – kein Wunder also, dass „Shorter“ bzw. „Leerverkäufer“ nun ihre Fälle davon schwimmen sehen. Die Zeit wird knapp, noch ein paar Dollar mit fallenden Kursen zu verdienen.

Und jetzt kommt der Staatsfonds PIF aus Saudi-Arabien ins Spiel. Dieser hat kürzlich über die Börse ca. 5 Prozent der Anteile an Tesla übernommen. Vorherige Angebote, neue Aktien auszugeben, hatte Tesla immer wieder abgelehnt. Und: Offenbar hat Elon Musk sich immer wieder mit den Investoren getroffen und diese zeigten sich vor einiger Zeit enttäuscht darüber, dass Musk mit ihnen keine Gespräche über ein Delisting geführt habe. Das hat sich seit Ende Juli allerdings geändert.

Aber Musk möchte in einem privaten Tesla nach einem Delisting nicht abhängig sein von einzelnen Großinvestoren. Daher wird der Staatsfonds PIF sicherlich nur einer von mehreren Investoren sein, die Altaktionären Anteile für 420 US-Dollar abkaufen. Ziel von Tesla sei eine weiterhin breite Eigentümerbasis, um Machtkonzentration und zu starke Abhängigkeiten zu verhindern. Ob es bei dem Preis bleiben wird, soll ein Gremium entscheiden, das derzeit bereits gebildet werde und eine Bewertung vornehmen solle, so Musk.

Klar ist: Rund um das Delisting von Tesla bleibt es weiterhin mehr als spannend. Natürlich prüfen die Investoren nun in einer Due Dilligence en detail, was Tesla Wert ist. Denn ein Unternehmen mit so großer Aufmerksamkeit von der Börse zu nehmen, wird nicht ohne mediales Gewitter vor sich gehen. Das, was derzeit schon passiert, ist hierfür nur der Anfang…

Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.

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