Im Grunde sind die meisten Akteure in Sachen Diesel-Autos davon überzeugt, dass Hardware-Nachrüstungen für ältere Dieselfahrzeuge kommen müssen. Doch der früherer Verkehrsminister und einige Automanager haben diese Option bitte verhindert – gegen die Empfehlung von Bundesumweltministerium, ADAC und Umweltverbänden. Jetzt kommt mit einem Diesel-Gutachten, das die Regierung in Auftrag gab, Bewegung rein.
Das von der Regierung noch nicht veröffentlichte Diesel-Gutachten empfiehlt Hardware-Nachrüstungen. Kosten: 3.000 Euro pro Fahrzeug. Das berichtet „Der Spiegel“ in seiner aktuellen Ausgabe sowie online. Demnach könnte das Regierungsgutachten den neuen Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer in Erklärungsnot bringen. Denn nach Aussage der Experten ist die Nachrüstung von Dieselautos mit „verträglichem Aufwand möglich.“
Entsprechende Systeme sind derzeit in Arbeit, für Nutzfahrzeuge bereits verfügbar. Für PKW müssen aber noch weitere Tests und Anpassungen an unterschiedliche Modelle durchgeführt werden. Dazu ist die Zusammenarbeit etwa von Baumot mit den Herstellern erforderlich. Bislang kam es dazu aber nicht.
Andreas Scheuer will nach Spiegel-Informationen keine Hardware-Nachrüstungen für ältere Diesel-Fahrzeuge. Das vierzehnseitge Gutachten sagt: Der Umbau ist möglich. Bislang hütet Scheuer das Gutachten „wie ein Staatsgeheimnis“, so das Magazin. Nicht einmal die anderen Bundesministerien Wirtschaft und Umwelt durften das Original bisher lesen.
Diesel-Gutachten: Autor ist Georg Wachtmeister, TU München
Urheber des Gutachtens „Studie über das Potenzial einer Realisierung einer Hardware-Nachrüstung“ ist der Inhaber des Lehrstuhls für Verbrennungskraftmaschinen der TU München, Georg Wachtmeister. Er ist Mitglied der immer noch aktiven Untersuchungskommission Volkswagen, die Scheuers Vorgänger Alexander Dobrindt eingerichtet hat. Und der ist als Freund der Automobilkonzerne bekannt.
Der Gutachter weist nach, dass die benötigten Komponenten zu einem „Großteil bereits entwickelt“ sind. Für viele Fahrzeugtypen mit Euro 5, stünden sogar schon zugelassene Katalysatoren bereit. Scheuer dagegen hofft, dass Software-Updates ausreichen werden, Außerdem setzt er auf Austauschprogramme bei Stadtbussen, um die Probleme der Luftqualität in den Städten zu beheben.
Trotz der Geheimhaltung ist das Papier nun an die Öffentlichkeit gelangt. Sofort kommen Meldungen, wonach Politiker von SPD und FDP dazu auffordern, Hardware-Nachrüstungen endlich auf den Weg zu bringen. Erst diese Woche hatte Bosch einen Durchbruch beim Dieselmotor und im Hinblick auf Stickoxidemissionen vermeldet – allerdings eine Technologie vorgestellt, die für Nachrüstungen nicht geeignet ist. Dennoch: Auch die neueste Generation der Dieselfahrzeuge dürfte damit sauberer werden.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.