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Diesel-Skandal: Zetsche und Stadler in der Bredouille

Neben den Konzernchefs Zetsche (Daimler) und Stadler (Audi) droht der gesamten deutschen Automobilbranche weiter Ungemach. Heute ist der Daimler-Chef zum Rapport bei Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer.

Es ist ein Termin, der wahrlich kaum mehr Brisanz haben könnte. Daimler-Chef Dieter Zetsche muss erneut zu Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer wegen dem Diesel-Skandal. Dieser fordert Aufklärung darüber, wie viele Daimler-Fahrzeuge von möglicherweise unzulässigen Abschalteinrichtungen und damit erhöhtem Emissionswerten betroffen sind. Jetzt kommt heraus: Beim letzten Termin haben Daimler-Juristen vor einer Verwicklung der gesamten deutschen Autoindustrie gewarnt. Diese befindet sich nun an einem Scheideweg.

Während in den Medien diskutiert wird, wie viele Arbeitsplätze durch Elektromobilität in der deutschen Autoindustrie verloren gehen könnten, ist die Branche selbst erneut in hellem Aufruhr. Grund ist der Verdacht unzulässiger Abschalteinrichtung der AdBlue-Einspritzung bei Fahrzeugen aus dem Daimler-Konzern. Betroffen könnte u.a. der ausgesprochen beliebte Sprinter sein.

Heute Nachmittag muss Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer weiter Härte zeigen, wenn er erneut den Akteuren von Daimler gegenüber sitzt. Doch die Angelegenheit ist heikel: Offenbar geht es um hochkomplexe technische Fragestellungen und eben auch eine Art Grenzziehung – ab wann sind Abschalteinrichtungen unzulässig? Daimler-Juristen haben Scheuer nach Angaben von Spiegel Online zuletzt damit gedroht, wenn er diese Einrichtungen bei Daimler als illegal bezeichne, werde die gesamte deutsche Autobranche vom Skandal erfasst.

Das Bundesverkehrsministerium hat angekündigt, sich im Nachgang zum Gespräch äußern zu wollen. Ob Daimler nach Rückruf des Vito und Eingeständnis weiterer Verfehlungen letztlich eine Art Amnestie bekommen wird? Das erscheint derzeit mehr als fraglich. Beim letzten Gespräch hatte Scheuer Zetzsche Strafzahlungen in Milliardenhöhe angedroht. Ex-CDU-Politiker Eckart von Klaeden ist jetzt Chef-Lobbyist bei Daimler und versucht offenbar die Wogen zu glätten. Nach viel Einsicht hört sich die Forderung nach einer Anmestie aber nicht an.

Unterdessen schwindet im Daimler-Konzern offenbar der Rückhalt für das Management. Wie Deutschlandfunk unter Berufung auf die Stuttgarter Zeitung berichtet, wächst der Unmut in der Belegschaft des stolzen Autokonzerns derzeit rasant. Der Betriebsratschef fordert Klarheit, wie viele Autos betroffen sind und welche Konsequenzen der Skandal haben wird.

Diesel-Skandal bei Audi: Stadler beschuldigt

Die Brisanz im Diesel-Skandal wird noch größer, wenn man bedenkt, dass es heute erneut zu einer Razzia bei Audi (Audi News) gekommen ist. Auch Audi-Chef Rupert Stadler gilt in der Dieselaffäre der Volkswagen-Tochter als wegen Betrugs Beschuldigter. Das berichtet Spiegel Online. Seit Mai gebe es nun auch schriftliche Beweise, wonach Stadler von den Abschalteinrichtungen erfahren, die Auslieferung der Fahrzeuge aber nicht gestoppt habe.

All das zeigt zweierlei rund um den Diesel-Skandal: Die schönen Gewinne, die die deutsche Automobilindustrie, allen voran Daimler, Porsche, Volkswagen und Audi machen, liefern keinen Grund, um sich darauf auszuruhen. Konkurrenten wie Geely oder Tesla oder in Teilsegmenten auch Jaguar und Volvo, machen mächtig Druck auf die etablierten Konzerne.

Tesla produziert mehr Batterien als der Rest der Welt zusammen

Tesla will mehr Batterien produzieren als der Rest der Welt zusammen und kündigt in Kürze den Bau einer zweiten Gigafactory in Shanghai sowie bis Ende des Jahres einer weiteren Gigafactory in Europa an. Das mag noch alles klein und wenig bedrohlich klingen, weil Tesla erst 200.000 Fahrzeuge verkauft hat.

Aber der Druck wächst auf die Etablierten von Audi oder Daimler wächst, weil der Wandel nach wie vor eher zaghaft funktioniert. Und die Summe der Elektroautos, die heute schon verkauft werden, tut insbesondere den Premiumherstellern bereits weh.

Andersherum gedacht: In Zeiten des „America First“ sowie des staatlich verordneten Rollouts der Elektromobilität in China, braucht es ein europäisches Gegengewicht dringlicher denn je. Bräche die deutsche Autoindustrie weiter ein Stück weg, wäre das für den Standort insgesamt eine Katastrophe.

Daher ist zu wünschen, dass der Diesel-Skandal endlich komplett aufgeklärt wird (was womöglich mit dem Sturz von Rupert Stadler und Dieter Zetsche verbunden sein wird) und Daimler, Porsche, Audi und Volkswagen dann mehr Kraft in den Umbau der Konzerne stecken. Damit Europas Wirtschaft keinen Schiffbruch erleidet. Zumindest die Hoffnung ist da, dass es so kommen wird.

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