Vorbild für die Energieinseln in der Nordsee dürfte von Allianz und Copenhagen Infrastructure Partner ist die Energieinsel Vindø vor Dänemark.
Wo kommt der grüne Wasserstoff für die deutsche Industrie her? Die Antwort von Allianz und Finanzinvestor Copenhagen Infrastructure Partners (CIP) lautet: Von zwei Energieinseln im Meer namens Nordsee-Energieland und Dogger-Energieinsel. Die Pläne für diese jeweils rund 50 Hektar großen künstlichen Nordsee-Inseln sind jetzt bekannt geworden – und Allianz und CIP haben die Anträge für die beiden Projekte bereits eingereicht.
Die Bundesregierung hat Pläne angekündigt, um den Ausbau von grünem Wasserstoff in Deutschland voranzutreiben. In diesem Zusammenhang soll es auch die Einrichtung von Energieinseln geben, die die Erzeugung und den Transport von erneuerbarem Strom sowie grünem Wasserstoff ermöglichen sollen.
Mit den von Allianz und Copenhagen Infrastructure Partners bereits beim Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie beantragten Energieinseln Dogger-Energieinsel und Nordsee-Energieland werden die deutschen Pläne nun erstmals konkret. Vorbild dürften die Pläne Dänemarks für eigene Energieinseln sein, wie dieser Artikel zeigt. Auch dort ist CIP beteiligt.
Nordsee-Energieland und Dogger-Energieinsel
Copenhagen Infrastructure Partners ist einer der größten Geldgeber für Infrastruktur im Bereich Erneuerbare Energien. Gegründet wurde CIP 2012. Den offiziellen Angaben zufolge verwaltet der Finanzinvestor 23 Milliarden Euro – und ist besonders im Segment der Offshore-Windparks engagiert. Kapitalgeber sind dänische Pensionsfonds oder der Staatsfonds GIC aus Singapur. Auch die Allianz – Partner bei den Energieinsel-Projekten – zählt dazu.
Die beiden fest geplanten Inseln Dogger-Energieinsel und Nordsee-Energieland sollen mehr als 150 Kilometer vor der deutschen Küste in der Ausschließlichen Wirtschaftszone AWZ gebaut werden. Dort hat die BRD das alleinige Recht, Ressourcen im Wasser und am Meeresboden wirtschaftlich auszubeuten.
Die Kosten für das Aufschütten bei einer Meerestiefe von 40 Metern sollen bei etwa 2,5 Milliarden Euro liegen, berichtet DER SPIEGEL. Bis Ende 2032 soll der Bau der Energieinseln abgeschlossen sein.
Vier deutsche Energieinseln in Nord- und Ostsee?
Die deutschen Energieinseln sollen generell vor allem in Nord- und Ostsee entstehen und als Umschlagplätze für Energie dienen. Hier soll erneuerbarer Strom aus Windkraftanlagen auf See produziert, in Wasserstoff umgewandelt und anschließend entweder direkt an Verbraucher geliefert oder ins Stromnetz eingespeist werden.
Die Idee dahinter ist, dass die Energieinseln als Knotenpunkte für den Transport von grünem Wasserstoff dienen können. Ziel ist es, eine kosteneffiziente Wasserstoffinfrastruktur zu schaffen, die die Energiewende und den Wasserstoff-Hochlauf beschleunigen soll.
Die neue Insel soll dabei nicht nur die Infrastruktur für den Transport von Wasserstoff bieten, sondern auch für den Ausbau von erneuerbaren Energien insgesamt. So sollen auch Offshore-Windparks auf den Energieinseln angeschlossen werden, was zu einer effizienteren Nutzung von erneuerbarem Strom führen soll.
Insgesamt plant die Bundesregierung die Einrichtung von drei Energieinseln in der Nordsee und mindestens einer in der Ostsee. Der Bau soll in den nächsten Jahren beginnen. Die Einrichtung solcher Inseln im Meer ist ein wichtiger Schritt hin zu einer nachhaltigeren Energieversorgung. Wenn die Bundesregierung ihre Pläne wie geplant umsetzt, können die Energieinseln dazu beitragen, dass Deutschland zukünftig mehr erneuerbaren Strom nutzt und gleichzeitig seine Ziele hinsichtlich der Klimaneutralität erreicht.
Update 13. August 2023: Dänemark verschiebt Ausschreibung
Interessante Randnotiz rund um die Energieinseln in der Nordsee: Dänemark hat im Juli eine Ausschreibung verzögert, weil die Kosten für das Vorhaben so deutlich gestiegen sind. Gegenüber Reuters ließ das zuständige Ministerium verlauten, man werde „alternative Optionen“ in Betracht ziehen. Dabei galt das Energieinsel-Projekt der Dänen auch als Vorbild für die von Deutschland geplanten Bauvorhaben der Energiewende.
Bleibt die Frage: Werden damit auch die deutschen Energieinsel-Projekte unrealistischer? Ich denke nicht, weil Allianz und Partner zum Zeitpunkt ihrer Anträge die gestiegenen Kosten des dänischen Projekts im Blick gehabt haben dürften.
Was denken Sie über Energieinseln? Sinn oder Unsinn? Lassen Sie uns an Ihren Gedanken in den Kommentaren teilhaben!
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.