Solmove: Darum scheiterte der Deal von Donald Müller-Judex in „Die Höhle der Löwen“

Carsten Maschmeyer, Nico Rosberg und Dagmar Wöhrl investieren doch keine 500.000 Euro in Solmove von Donald Müller-Judex.

Cleanthinking-Leser kennen die Solarstraßen von Solmove schon eine ganze Weile: Hier und zuletzt an dieser Stelle berichtete Cleanthinking.de über die Innovation aus Potsdam – und die Schwierigkeiten, die es beim ersten Projekt gab. Seit einigen Wochen läuft eine Crowdfunding-Kampagne – um die Solarstraßen fertig zu entwickeln und die Produktion aufzubauen, braucht Gründer Donald Müller-Judex frisches Kapital. Daher traute er sich in „Die Höhle der Löwen“ und begeisterte die Investoren.

Mit Dagmar Wöhrl, Carsten Maschmeyer und Nico Rosberg konnte Müller-Judex in der TV-Show gleich drei Löwen von der Idee, Parkplätze und andere Straßen mit dem innovativen Straßenbelag auszustatten, überzeugen. Vor allem die Zukunftsperspektive des „Smartups“, wie es Carsten Maschmeyer nannte, begeisterte.

Denn auf den ohnehin versiegelten Flächen wird nicht nur Solarstrom erzeugt, sondern es lassen sich auch weitere smarte Funktionen für die Verkehrsinfrastruktur umsetzen. Beispielsweise können Elektroautos induktiv mit Strom aufgeladen werden – oder es wird beleuchtet angezeigt, ob wo gerade ein Parkplatz frei ist.

Ein Knackpunkt, der auch schon in der Sendung, die heute Abend ausgestrahlt wurde, deutlich wurde: Die Marge für die Solarstraße, die 250 Euro pro Quadratmeter kosten soll, ist extrem gering. Erst durch die Zusatzdienste erscheint es möglich, wirklich Geld zu verdienen.

Patent-Erteilung als Knackpunkt in der Show

Ein weiterer Knackpunkt für die Löwen: Das Patent, dass Müller-Judex und sein Team eingereicht haben, ist noch nicht erteilt. Am Ende wollten die Löwen trotzdem für 25 Prozent der Geschäftsanteile 500.000 Euro geben – zur Hälfte dann, sobald das Patent erteilt ist. Und: Sie erklärten sich bereit, zur Vorfinanzierung von Projekten Working Capital zu besorgen.

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Doch nach der Show konnten sich Löwen und Gründer Müller-Judex nicht einigen. Mitte Juli scheiterte während der Due Dilligence – also im Prozess der Detailprüfung der Bücher, Aufträge etc. – der mögliche Deal. Ein Grund: Die bislang aus Sicht der Löwen enttäuschende Crowdfunding-Kampagne bei Fundernation. Diese brachte bislang erst rund 87.000 Euro ein – obwohl 250.000 Euro das Ziel waren. Noch läuft die Möglichkeit zur Investition noch 67 Tage.

Offiziell äußerten sich Carsten Maschmeyer, Nico Rosberg und Dagmar Wöhrl wie folgt:

In Zeiten von Energiewende und ,Fridays for Future’ wird uns immer wieder vor Augen geführt, wie wichtig erneuerbare Energien für die Zukunft sind. Gerade im Bereich der Mobilität bergen derartige Technologien großes Potenzial. Die Vision von ‚Solmove’ und die Leidenschaft der Gründer hat uns in der Sendung überzeugt.
Dennoch waren und sind wir uns darüber im Klaren, dass im Bereich der erneuerbaren Energien und der Mobilität enorme Investitionsvolumina vonnöten sind, sowie infrastrukturelle und politische Rahmenbedingungen, deren Erfüllung viele Jahrzehnte dauern kann. Aus diesen Gründen und nach einer ausführlichen Due-Diligence-Prüfung sind wir deshalb zu der Entscheidung gekommen, den Deal nicht einzugehen. Dennoch sind wir in engem Austausch mit den Gründern und wünschen ihnen für Ihren weiteren Weg viel Erfolg.

Rosberg, Wöhrl und Maschmeyer: Statement zum geplatzten Solmove-Deal

Ein weiterer Grund soll auch der Rechtsstreit um den Fahrradweg in Erftstadt sein, der die Löwen verunsichert habe. Solmove betont immer wieder, dass die technischen Kinderkrankheiten, die zu den Streitigkeiten in Erftstadt geführt hätten, längst behoben seien. Dafür sei eine solche Pilotinstallation schließlich da, technische Probleme zu identifizieren.

Solmove-Solarstraße: Server halten Ansturm nicht stand

Laut Gründerszene soll es während der Due Dilligence noch weitere Auseinandersetzungen zwischen den potenziellen Partnern gegeben haben. Es habe sich herausgestellt, dass die Solarmodule von Solmove im Vergleich zum Wettbewerb zu teuer sein. Auch darum scheiterte der Deal aus Die Höhle der Löwen am Ende doch noch.

Pikant am Rande: Die Webseite von Solmove war trotz später Ausstrahlung des Auftritts von Müller-Judex über gut eine Stunde nicht erreichbar. Und auch die Seite des Crowdinvesting-Anbieters Fundernation war bis 23:30 Uhr nicht aufrufbar. Das zeigt: Bei den Zuschauern hat die Cleantech-Innovation aus Potsdam für großes Interesse gesorgt – vielleicht kann darüber dann doch noch das notwendige Kapital gewonnen werden?

Der gescheiterte Solmove-Deal in Die Höhle der Löwen zeigt ein Dilemma, dass insbesondere europäische Cleantech-Gründer immer wieder erleben: Investoren dauert der Kapitalrückfluss oft zu lang. Gewöhnlich muss das investierte Kapital in drei bis fünf Jahren wieder reingeholt worden sein – ein unmögliches Unterfangen mit der Idee der Solarstraße, zumal noch weiterer Entwicklungaufwand ansteht.

Letztlich braucht Solmove einen oder mehrere Enthusiasten, die bereit sind, den Weg bis zum internationalen Durchbruch mitzugehen – mit viel mehr Kapital als nur 700.000 Euro. Drücken wir die Daumen, dass diese Personen gefunden werden!

Weitere Energiewende-Nachrichten gibt es hier bei Cleanthinking.

Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.

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