Cleantech-Unternehmen aus Eberswalde setzt für Brandfrüherkennung auf LoRa- und Mesh-Technologie.
Etwa 20 Prozent der globalen CO2-Emissionen entstehen in der Folge von Waldbränden. 80 Prozent dieser Feuer entstehen durch menschliches Zutun – etwa Unachtsamkeit oder Unfälle. Im brandenburgischen Eberwalde arbeitet mit Dryad Networks (Link zur Webseite des Unternehmens) ein Cleantech-Unternehmen daran, entsprechende Gefahren schon in der Schwelbrandphase frühzeitig zu erkennen – und dadurch den Wald und die Biodiversität zu schützen. Wie funktioniert die Technologie zur Brandfrüherkennung?
Drei Millionen Tiere sterben pro Jahr durch Waldbrände. Allein Kanada verlor im vergangenen Jahr 14 Millionen Hektar Wald durch verheerende Feuer. Zum Vergleich: Deutschland verfügt lediglich über 11 Millionen Hektar Waldfläche – in nur einer Waldbrandsaison wurde also die Fläche des deutschen Waldes vernichtet. Neben den Schäden für die Artenvielfalt und Biodiversität sind Waldbrände auch ökonomisch verheerend: der Schaden wird von Fachleuten pro Jahr auf 140 Milliarden Euro beziffert. Und Klimawandel und Erderwärmung verstärken die Gefahren.
Dryad Networks in Eberswalde entstand im Jahr 2019 und gilt als einer der Pioniere für die frühzeitige Erkennung von Waldbränden. Dabei geht die Idee des Cleantech-Unternehmens durchaus über das Brandthema hinaus – es soll eine Art Netzwerk-Infrastruktur für die natürliche Welt entstehen. So sollen beispielsweise auch generell Daten über den Zustand des Waldes gewonnen werden.
Dryad hat mehr als zwei Jahre damit verbracht, sein End-to-End-System Silvanet zur frühzeitigen Erkennung von Waldbränden und zur Überwachung von Wäldern zu entwickeln, das kostengünstige Sensoren, solarbetriebene LoRa-basierte Mesh-Netzwerk-Infrastruktur und eine Cloud-Analyseplattform – eine Marktneuheit.
Solargetriebe Infrastruktur als Basis
Technologisch kombiniert Dryad Networks solarbetriebene Infrastruktur mit modernen und KI-fähigen Gassensoren, die strategisch in bewaldeten Gebieten platziert und miteinander vernetzt werden. Kernziel bei der Entwicklung war es, Waldbrände besonders früh detektieren zu können – denn je schneller eine Reaktion zur Bekämpfung erfolgen kann, umso leichter lassen sich Schäden begrenzen.
Sein Kernprodukt bezeichnet Dryad als Silvanet. Darauf sind mittlerweile neben Bosch auch zahlreiche Investoren aufmerksam geworden – und Feuerwehren und Regierungsbehörden in mehr als 20 Ländern weltweit setzen bereits auf die innovative und saubere Lösung aus Brandenburg. In Nordamerika, Europa und Asien umfasst das Silvanet mittlerweile 30.000 Sensoren.
Dryad will Millionen Hektar Wald und viele Tiere retten
„Unser Ziel ist es“, so Geschäftsführer Carsten Brinkschulte (Linkedin), „bis 2030 120 Millionen Sensoren in den Einsatz zu bringen.“ Gelinge dieses ambitionierte Vorhaben, könnten 3,9 Millionen Hektar Wald gerettet werden und 1,7 Milliarden Tonnen Kohlendioxid im Boden bleiben.
Die Technologie von Dryad Networks könnte in diesen wenigen Jahren auch 246 Millionen Tieren, die im Wald beheimatet sind, das Leben retten. Neben der Bekämpfung von Klimakrise und Erderwärmung trägt die Cleantech-Lösung somit auch zur Stärken von Biodiversität und Artenvielfalt bei.
Das die Technologie funktioniert, zeigt der Fall aus dem Libanon, bei dem Dryad Silvanet einen möglicherweise verheerenden Waldbrand verhinderte. Bei einem Dryad-Kunden kam es zu einem nicht genehmigten Feuer – die Gassensoren erkannten das und schlugen in der Einsatzzentrale Alarm.
Der Vorfall am 11. Dezember 2023 betraf einen Landwirt, der trockene Weinreben verbrannte. Diese illegale Tätigkeit stellte eine ernsthafte Bedrohung dar, da das Feuer auf nahe gelegene Waldgebiete übergreifen konnte. Die Übersichts-Landkarte zeigt, wo das Feuer entstand:
Frisches Kapital für Eberswalder Cleantech-Unternehmen
120 Millionen Sensoren in Wäldern weltweit zu platzieren und zu überwachen, kostet Geld. Dementsprechend ist Dryad Networks auf erfolgreiche Finanzierungsrunden angewiesen. Im März 2024 verkündete das Unternehmen, den Abschluss einer Wandelfinanzierung über 5,6 Millionen Euro, die auf zehn Millionen Euro ausgedehnt werden soll. Schon 2022 waren erste Investoren, angeführt von eCapital, eingestiegen und hatten 10,5 Millionen Euro Venture Capital eingebracht (Series-A).
An dieser Finanzierungsrunde beteiligten sich sowohl bestehende als auch neue Investoren. Dies unterstreicht das Vertrauen und die Unterstützung für die innovative Technologie und ihr Potenzial, die Erkennung und Verhütung von Waldbränden weltweit zu revolutionieren. Die bestehenden Investoren, die sich beteiligt haben, sind TELUS Pollinator Fund for Good, STIHL Unternehmungen, Brandenburg Kapital GmbH, und eCAPITAL Unternehmerische Partner.
Series-B-Finanzierungsrunde bis Ende 2024
Die Series-B-Finanzierungsrunde soll dann 15 bis 20 Millionen Euro bringen und bis Ende 2024 realisiert werden.
Bosch Building Solutions als enger Partner
Enger Partner von Dryad Networks ist Bosch Building Solutions. Die Bosch-Unit nutzt das Silvanet in Verbindung mit Künstlicher Intelligenz.
Silva und Kropat komplettieren Management
Neben dem Serienunternehmer Carsten Brinkschulte ist der Strato-Manager und Gründer der Loom Impact AG, René Wienholz beim Jung-Unternehmen engagiert. Operativ an Bord sind der CTO Pedro Silva und Martin Kropat als COO. Gemeinsam wollen sie mit sauberer Technologie dafür sorgen, künftige Waldbrände zu verhindern.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.