Spin-off der TU Braunschweig setzt mit patentiertem Duesenfeld Verfahren auf die weltweite Lizenzierung der Technologie.
Wendeburg bei Braunschweig in Niedersachsen ist ein Hot-Spot für Lithium-Ionen-Batterierecycling: Die bislang nur Szenekennern bekannte Duesenfeld GmbH gilt nach mehr als fünfjähriger Vorarbeit seit 2017 als einer der Technologiepioniere für die Etablierung der Kreislaufwirtschaft bei Batterien von E-Autos. Das Cleantech-Unternehmen, das ein Spin-off der TU Braunschweig ist, hat das gleichnamige Verfahren patentiert – und lizenziert.
„Elektromobilität ist nur mit dem Recycling klimafreundlich“, ist auf der Webseite zu lesen. Dieses Versprechen ist sicherlich einer der Gründe, weshalb Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil dem Unternehmen im Juni 2022 einen Besuch abstattete. Konkret kombiniert das Verfahren mechanische, thermodynamische und hydrometallurgische Prozesse beim Batterie-Recycling miteinander.
Alleinstellungsmerkmale des Recycling-Verfahrens?
Die Alleinstellungsmerkmale sind klar umrissen: Minimaler Energieaufwand, höchstmögliche stoffliche Rückgewinnung und geringe CO2-Emissionen. Daneben werden durch die niedrigen Prozesstemperaturen giftige Fluorwasserstoffe vermieden. Neben den üblichen Metallen können auch Graphit, Elektrolyte und Lithium in hoher Reinheit bis hin zur Qualität für neue Batterien zurückgewonnen werden.
Die Umweltfreundlichkeit des Prozesses zeigt sich auch bei der Einsparung von Emissionen: 8,1 Tonnen Kohlendioxid pro Tonne recycelter Batterien werden im Vergleich zur Primärgewinnung der Rohstoff eingespart. Kennzeichnend ist eine Prozessführung mit niedrigen Temperaturen, bei dem keine giftigen Fluorwasserstoffe entstehen.
Darüber hinaus unterliegen die modular aufbaubaren mechanische Recyclinganlagen einfacheren Genehmigungsverfahren und erheblich geringeren Investitions- und Betriebskosten im Vergleich zu herkömmlichen Verfahren. „Durch ein dezentrales Zerkleinern der Batterien lassen sich Gefahrgut-Transporte und weitere Emissionen vermeiden“, erläutert Geschäftsführer Frank Kleineidam.
Mit diesen Argumenten bezeichnet Duesenfeld sich selbst als Technologieführer, denn es mache Batterie-Recycling umweltfreundlich, effizient und kostengünstig. Das Cleantech-Unternehmen ist mit seinem Anspruch, Rohstoffe wie Kobalt oder Lithium zurückzugewinnen nicht alleine: Northvolt mit Revolt oder Redwood Materials sind Konkurrenten. Dennoch möchten die Niedersachsen weltweit Marktanteile gewinnen: Die eigene Technologie lizenzieren die Wendeburger dabei für die weltweite Nutzung.
Besuch von Ministerpräsident Stephan Weil
„Die Zahl an Elektrofahrzeugen auf Deutschlands Straßen steigt täglich, und mit ihr der Bedarf an umweltfreundlichen Verfahren für das Recycling der Batteriespeicher. Mit dem Unternehmen haben wir hier in Niedersachsen ein Unternehmen ansässig, dass als Vorreiter für die Verfahren der Kreislaufwirtschaft gilt“, sagt Ministerpräsident Stephan Weil. Während des Rundgangs durch die Produktionshallen erläuterte Geschäftsführer Frank Kleineidam einer Delegation aus Landes- und Kommunalpolitikern wie dort im industriellen Maßstab derzeit zirka 3000 Tonnen Batterien recycelt werden können.
Duesenfeld, der Wendeburger Recycling Pionier, recycelt Batterien im industriellen Maßstab, um industrienah forschen und entwickeln und zukünftige Trends frühzeitig abbilden zu können. In dieser Rolle ist das Unternehmen kein Batterie-Recyclingunternehmen oder Anlagenbauer, sondern Lizenzgeber für sein Verfahren und die Patente.
Kunden und Vertragspartner sind Automobilhersteller, Batteriehersteller, Chemiefirmen, Automobilzulieferer und Recyclingunternehmen. Diese können entweder über einen kooperierenden Generalunternehmer den Bau ihrer Recyclinganlage beauftragen oder das Know-How direkt beziehen.
EU will Kreislaufwirtschaft für Batterien
Was Cleantech-Unternehmen wie Duesenfeld entgegen kommt, sind neue Regelungen der Europäischen Union. Im Dezember 2022 beschloss die EU drastisch erhöhte Recycling-Quoten von Batterien. Bedeutet: Ab 2027 müssen Materialien zurückgewonnen werden. Für den Recycler kommt das genau zum richtigen Zeitpunkt, weil der Spezialist seine Technologie bis dahin skalieren kann – der Markt sich aber ab sofort auf die zukünftigen Begebenheiten einstellt.
Müssen bislang 50 Prozent vom Gewicht recycelt werden, verändern sich die Vorgaben deutlich. Ab 2027 muss beispielsweise 50 Prozent des Lithiums aus Batterien zurückgewonnen werden. So soll die europäische Recyclingwirtschaft über die Kreislaufwirtschaft zu einem „weltweiten Paradebeispiel“ machen.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.