Individualität und Flexibilität beim Angebot, gepaart mit den Megatrends der nächsten Dekade: Die E-Bike-Revolution steht vor der Tür.
Es ist eine absehbare Revolution, die exakt den Trends zu Neo-Ökologie, Null-Emissionen und Urbanisierung entspricht. Ab 2020 kommen die E-Bike für jeden Bedarf und lösen die E-Bike-Revolution aus. Deloitte prognostiziert global den Absatz von 130 Millionen E-Bikes in den kommenden vier Jahren. Der Boom hat viele Gründe: Neben den beschriebenen Trends vor allem, dass das Angebot zunimmt und für beinahe jeden Bedarf zugeschnitten wird.
Das E-Bike, also das Fahrrad mit Elektroantrieb, wird in den kommenden Jahren das meist verkaufte Elektrofahrzeug sein, darin sind sich die Experten von Deloitte oder Guidehouse (ehemals Navigant Research) einig: Ob am Ende bis 2023 113 Millionen oder sogar 130 Millionen E-Bikes produziert und verkauft werden, spielt dabei eine untergeordnete Rolle. Das Elektrorad passt perfekt in die Zeit – mindestens bis mehr kleine Elektroautos am Markt verfügbar sind.
Deutschland: 2019 wurde 1,1 Mio. E-Bikes verkauft
In Deutschland gibt es zurzeit 75 Millionen Fahrräder – zu vielen davon passt wohl eher die Bezeichnung Drahtesel. E-Bikes gibt es mittlerweile 4,5 Millionen, aber das ist erst der Anfang. Im Jahr 2019 kommen laut Zweirad-Industrie-Verband ZIV erstmals mehr als eine Million E-Bikes neu auf die Straßen (1,1 Millionen). Zum Vergleich: 2013 waren es 410.000 Verkäufe, 2017 erst 720.000.
In den USA hat sich die Zahl der E-Bikes seit 2014 mehr als vervierfacht – wenngleich auf niedrigem Niveau. Besonders in amerikanischen Städten werden Fahrräder mit Elektroantrieb zunehmend populärer. Und das, obwohl gerade in den Vorstädten bislang eher gilt: Schneller, dicker, umweltschädlicher. Wichtig ist für die E-Bike-Revolution in den USA, dass auch Radwege ausgebaut werden: Bislang leiden Fahrradfahrer in der Metropole eher unter stickiger Luft und verstopften Straßen.
Urbanisierung: Weltweiter Boom der Elektrofahrräder
Weltweit wird die Zahl der Pendler, die ein Elektrofahrrad nutzen, um ein Prozent bis 2022 zunehmen – das bedeutet Milliarden zusätzlicher Fahrten mit Fahrrädern in den Städten weltweit. Auch Lasenfahrräder bzw. solche mit Elektroantrieb werden zunehmend populärer. Neben Privatpersonen nutzt auch die Deutsche Post schon Cubicycles – also E-Lastenräder. In Kopenhagen beispielsweise hat der Radverkehr bereits Vorrang: Hier werden zuerst die Radwege von winterlichem Schnee befreit.
Die E-Bike-Revolution in Europa und auf der Welt hat klare Ursachen und Gründe: Menschen leben zunehmend in Städten und leiden unter überfüllten U-Bahnen und verstopften Straßen oder der Suche nach Parkplätzen. Sie erkennen: Ein E-Bike zum Pendeln kurzer Strecken ist billiger, einfacher aufzuladen und eine kleine Investition im Vergleich zum eigenen Auto mit Verbrenner- oder Elektromotor.
E-Bike-Revolution: Hersteller bieten Individualität und Flexibilität
Gleichzeitig wird das Angebot an E-Bikes besser, reichhaltiger. Individualität und Flexibilität bestimmen zunehmend die Produktpalette. Der Ausrüster Brose etwa ermöglicht es mit seinem Brose Drive System, verschiedene Antriebe, Displays und sogar eigens entwickelte Akkus individuell miteinander zu kombinieren. So entstehen passgenau konfigurierbare E-Bikes.
Die Antriebspalette bei Bose reicht vom Drive C für die City über Drive T für Trekking-Bikes bis hin zur Lösung Drive S für den sportlichen Fahrer und TF für alle, die mit 45 km/h unterwegs sein möchten. Sogar beim Gehäuse der Antriebe gibt es eine Wahloption: Das Magnesium-Gehäuse ist 500 Gramm leichter als das aus Aluminium.
Weniger Gewicht verspricht mehr Spaß, selbst im Gelände
Generell ist Gewicht ein wichtiger Grund, warum E-Bikes populärer werden. Der Antriebshersteller Bosch E-Bike Systems, der mittlerweile 70 E-Bike-Marken beliefert hat beispielsweise seine Motoren verkleinert – und spart damit wertvolles Gewicht ein. Dank leichterer und besserer Batterien steigen die Reichweiten auf oft über 100 Kilometer – das Design verbessert sich ebenfalls durch die kleineren Motoren und Batterien, die direkt in den Rahmen der Elektroräder integriert werden.
Wichtig auch: Händler und Hersteller verdienen an E-Bikes gleichermaßen, weil Kunden bereit sind, im Schnitt 2.300 Euro für ein solches Zweirad auszugeben. Dadurch lohnt es sich, das Angebot so zu verbreitern, dass viele Nischen bedient werden – neben dem E-Bike für die City, gibt es auch das spezifische Rad für den Trekking-Einsatz oder sogar das Mountainbiking.
War unter Sportlern das Rad mit Elektroantrieb lange als Senioren-Lösung verpönt, wandeln sich auch hier Angebot und Nachfrage rasant. Der Ausrüster Shimano bietet spezielle Lösungen für E-Mountainbikes und fährt damit gut. Neue Gadgets – Bosch stellt auf der CES 2020 in Las Vegas Smartglasses vor, die die Navigation direkt im Blickfeld der Brille ermöglichen – lassen beim sportlichen Fahren im Gelände höhere Geschwindigkeiten zu. Elektroantriebe werden relevanter.
Ganz gleich wie die Fahrrad-Hersteller heißen, ob Cube, Haubike, Prophete, Kalkhoff oder Fischer – keiner kommt um die E-Bike-Revolution herum. Die Ausrüster Brose, Bosch oder Shimano kommen mit immer neuen Ideen und erlauben es so, das eigene E-Bike-Angebot von dem der Konkurrenz sinnvoll abzugrenzen.
Wem ein neues E-Bike dann doch zu teuer sein sollte: Ridetronic etwa bietet Nachrüstkits für klassische Fahrräder und ein lediglich 13 Kilo schweres E-Bike mit dem eigenen Antrieb an. Und REBIKE1, ein Cleantech-Startup aus München, offeriert junge Gebrauchte – und ein E-Bike im Abomodell.
Kurzum: Die E-Bike-Revolution nimmt ab kommendem Jahr so richtig Fahrt auf. Also, festhalten, denn die E-Bikes für jeden Bedarf kommen. Mehr dazu auch in unserem Ratgeber, der ständig aktualisiert wird.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.