Immer mehr E-LKW kommen von Herstellern wie Designwerk, MAN, Volvo, Daimler oder Tesla auf den Markt.
Die Elektrifizierung des Straßengüterverkehrs nimmt rasant an Fahrt auf. Laut einer aktuellen E-LKW Studie von PwC Strategy& wird bereits im Jahr 2030 jeder fünfte Lkw und Bus weltweit batterieelektrisch angetrieben. 2040 sollen es sogar 90 Prozent sein, womit die Transformation im Schwerlastverkehr schneller verlaufen könnte als bei E-PKW. Diese Entwicklung wird durch ein komplexes Zusammenspiel verschiedener Faktoren vorangetrieben. Neben den technologischen Fortschritten bei Reichweite, Ladegeschwindigkeit und Kosten der E-LKW spielen auch ökonomische Faktoren wie die sinkenden Gesamtkosten (TCO) und politische Rahmenbedingungen wie die immer strengeren CO2-Emissionsvorschriften für Nutzfahrzeuge in allen wichtigen Weltregionen eine entscheidende Rolle.
Gesamtkosten von E-LKW sinken unter Diesel-Niveau
Ein entscheidender Faktor für den Durchbruch der Elektromobilität im Schwerlastverkehr sind die sinkenden Gesamtkosten (TCO) der elektrifizierten Lastkraftwagen. Spätestens ab 2030 werden E-LKW trotz höherer Anschaffungskosten die Diesel-LKW bei den TCO unterbieten. Dies liegt vor allem an den niedrigeren Energiekosten, da Strom in der Regel günstiger ist als Diesel.
Hinzu kommen geringere Wartungskosten, da E-Lkw weniger bewegliche Teile haben und somit weniger anfällig für Verschleiß sind. Zudem profitieren E-Lkw von staatlichen Förderungen und Steuervorteilen, die die Anschaffungskosten reduzieren und die Wettbewerbsfähigkeit gegenüber Diesel-LKW erhöhen.
Depotladen als Schlüssel zur Kostensenkung
Besonders wichtig für die Senkung der Ladekosten ist das Laden der Elektrofahrzeuge im Depot des Logistikers (Depotladen). Depotladen ermöglicht bessere Planungssicherheit und Auslastung der Ladeinfrastruktur und trägt so dazu bei, die Ladekosten zu optimieren.
Durch die Nutzung von günstigerem Nachtstrom und die Integration von erneuerbaren Energien wie Photovoltaikanlagen auf dem Depotgelände können die Energiekosten weiter gesenkt werden.
Herausforderungen beim Aufbau der Ladeinfrastruktur
Der Ausbau der Ladeinfrastruktur ist laut der E-LKW Studie eine zentrale Herausforderung für die Elektrifizierung des Schwerlastverkehrs. PwC Strategy& beziffert den Investitionsbedarf in Europa bis 2035 auf rund 35 Milliarden Euro, davon 6,1 Milliarden Euro für öffentliche Ladeparks und 28,6 Milliarden Euro für Depot-Ladepunkte.
Neben den hohen Investitionskosten stellen auch die begrenzte Verfügbarkeit von Netzanschlusskapazitäten und die lange Planungs- und Genehmigungsdauer von Ladeinfrastrukturprojekten Herausforderungen dar.
Die Rolle der Batterietechnologie
Die Batterietechnologie spielt eine entscheidende Rolle für die Leistungsfähigkeit und Wirtschaftlichkeit von E-LKW. Die Wahl der richtigen Zellchemie ist entscheidend für den jeweiligen Einsatzzweck. So eignet sich die Lithium-Eisenphosphat-Technologie (LFP) aufgrund ihrer hohen Lebensdauer und Sicherheit besonders für den Einsatz in LKW im Lieferverkehr und in der Distribution.
Für Langstreckenanwendungen kommen hingegen eher Nickel-Mangan-Kobalt-Batterien (NMC) mit höherer Energiedichte zum Einsatz. Zukünftig könnten auch Natrium-Ionen-Batterien eine Alternative für bestimmte Anwendungsfälle im Schwerlastverkehr darstellen.
Die Bedeutung von Digitalisierung und Vernetzung
Die Digitalisierung und Vernetzung spielen eine wichtige Rolle bei der Optimierung des Betriebs von E-LKW. Telematiksysteme erfassen Daten zum Ladezustand, Energieverbrauch und Fahrverhalten und ermöglichen so eine effiziente Routenplanung und Lademanagement. Durch die Vernetzung mit intelligenten Energienetzen (Smart Grids) können elektrifizierte Transporter flexibel in das Stromnetz integriert und als mobile Stromspeicher genutzt werden.
Wettbewerbsvorteile für frühe Anwender
Logistiker, die frühzeitig auf Elektromobilität umstellen, profitieren von erheblichen Wettbewerbsvorteilen. Sie sparen nicht nur Kosten, sondern leisten auch einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz. Schließlich emittieren Lkw im Schnitt mehr als 20-mal so viel CO2 wie Pkw. Zudem verbessern Elektromobile das Image des Unternehmens und erhöhen die Attraktivität als Arbeitgeber.
Weitere Erkenntnisse der E-LKW Studie von PwC
- Bis 2030 wird die Reichweite von E-Lkw auf bis zu 900 Kilometer steigen.
- Die Ladegeschwindigkeit wird sich bis 2030 verdreifachen.
- Die Kosten für den elektrischen Antriebsstrang werden bis 2030 um 10 Prozent sinken.
- Im Jahr 2030 werden 13 Prozent der gesamten Batteriekapazität von Fahrzeugen in E-Lkw verbaut.
Die Elektrifizierung des Schwerlastverkehrs ist in vollem Gange. Technologische Fortschritte, sinkende Kosten und strengere Regulierung treiben die Entwicklung voran. Logistiker sollten die Chancen der Elektromobilität nutzen und frühzeitig in die Umstellung ihrer Flotten investieren.
Die E-LKW Studie steht hier zum Download zur Verfügung
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.