Geothermie: Cleantech-Startup Eavor Technologies bringt Eavor-Loop-Technologie nach Deutschland

Eavor-Loop-Technologie: In Gemeinschaft von Eavor Technologies mit Enex soll Geothermie-Projekt in Geretsried zum Erfolg geführt werden.

Geothermie spielt in Deutschlands Energiewende momentan kaum eine Rolle. Zu groß sind die Bedenken, zu wenig erfolgreich die realisierten Projekte. Durch die Gemeinschaft des kanadischen Cleantech-Startups Eavor Technologies mit Enex, dem Unternehmen, das die Aufsuchungsrechte in der bayerischen Gemeinde Geretsried besitzt, kann sich das nun ändern. Eavor will genau dort sein erstes, kommerzielles Projekt mit der Eavor-Loop-Technologie in Deutschland zum Erfolg führen.

Die Eavor-Loop-Technologie macht sich nach Angaben des Cleantech-Unternehmens Eavor Technologies das Prinzip eines Wärmetauschers zunutze. Es soll gegenüber klassischer Geothermie viele Vorteile haben – und letztlich die Möglichkeit bieten, skalierbar und grundlastfähig erneuerbaren Strom oder Wärme zu liefern.

Das technologische Prinzip basiert auf der Technologie eines Wärmetauschers. So entsteht 2,4 Kilometer unter der Erde ein Kreislaufverfahren – zunächst wird eine Flüssigkeit nach unten gepumpt. In den heißen Erdschichten läuft die Flüssigkeit anschließend eine bis zu zwei Kilometer lange Leitung entlang und wird dabei von der Erdwärme erhitzt. Dadurch wird die Thermalflüssigkeit nach oben transportiert und nach Energieentzug beginnt der Kreislauf von vorne. Dieser entsteht durch die Differenz der Dichte des abgekühlten und erwärmten Wassers

Eavor Technologies hebt auf seiner Webseite hervor, dass für die Eavor-Loop-Technologie keine Fracking-Bohrungen stattfinden müssten, es weder Treibhausgasemissionen noch Erdbebenrisiko oder Kontaminationsrisiken des Grundwassers gebe. Außerdem ist kein großer Wasserverbrauch notwendig.

Stimmen diese Aussagen – bislang hat Eavor die Technologie nur in einem Pilotprojekt in Kanada unter Beweis gestellt – würde eine grundlastfähige, erneuerbare Energieform verfügbar werden, die breit eingesetzt werden könnte. In Kombination mit Solarenergie, Windkraft, Speichersystemen auf allen Ebenen, wäre Geothermie plötzlich das entscheidende Bindeglied, um nach Kohleausstieg und Atomausstieg weniger fossiles Erdgas zu benötigen.

Letztlich könnten mit der Technologie von Eavor auch Elektrolyseure zur Wasserstoff- oder Anlagen zur Methanol-Herstellung oder Anlagen zur Filterung von CO2 aus der Umgebungsluft versorgt werden.

Absichtserklärung für Projekt in Geretsried

In Geretsried in Bayern will das Cleantech-Unternehmen Enex Power nun gemeinsam mit den Kanadiern versuchen, das entsprechende Geothermie-Projekt zu retten. Zuletzt 2017 hatte Enex eine Bohrung vorgenommen – konnte dabei aber nicht genügend heißes Tiefenwasser fördern, um ein Projekt wirtschaftlich zu ermöglichen. Medienberichten zufolge hat Enex bereits mehr als 30 Millionen Euro investiert – mit dem Ziel der Stadt Geretsried günstige Fernwärme verkaufen zu können.

Die Voraussetzungen für die innovative Eavor-Loop-Technologie sind am Standort aber gegeben – denn dafür spielt es keine Rolle, wie viel Wasser unterirdisch verfügbar ist. Eavor Technologies nutzt lediglich die vorhandene Tiefenwärme aus.

Zur Refinanzierung des Projekts setzen die Unternehmen auf die im EEG 2017 vorgesehene Vergütung für erneuerbaren Strom. Erfolgt eine Inbetriebnahme im Jahr 2022, können die Partner mit einer EEG-Vergütung zum festen Strompreis von 227 Euro pro Megawattstunde bis 2042 rechnen.

Seit Januar bereits arbeiten Eavor und Enex an der Vereinbarung, die u.a. klärt, wie die Rechte und Assets eingebracht bzw. bewertet werden. Das Front-End-Engineering und -Design des Projekts soll voraussichtlich im Sommer 2020 abgeschlossen sein. Anschließend erfolgen die behördlichen Genehmigungen – gelingt auch die Projektfinanzierung (die Höhe nannten die Unternehmen nicht), ist ein Baubeginn Anfang 2021 realistisch.

Pilotprojekt Eavor-Lite

Die Demonstrationsanlage von Eavor Technologies befindet sich östlich von Rocky Mountain House, in der Nähe von Eckville im Bundesstaat Alberta. Dort handelt es sich um ein Gebiet mit einem „durchschnittlichen, geothermischen Gradienten und Bodenbohrlochtemperaturen.“ Mit der Pilotanlage in Originalgröße sollte die proprietäre Technologie mit ihren Schlüsselkomponenten bewiesen werden. Der Eavor-Loop dort ist 1.700 Meter lang mit vertikalen Bohrlöchern in einer Entfernung von 2,5 Kilometern.

Im Untergrund nimmt die zirkulierende Flüssigkeit Wärme auf, tritt an der Oberfläche aus und führt die Wärmeenergie über einen Luftkühler innerhalb der Testanlage ab. Die Anordnung der multilateralen Knotenpunkte, der multilateralen Bohrlochkreuzungen, die mit dem Eavor-Schutzmittel RockPipe von Eavor erstellt wurden, und die thermodynamische Leistung sind identisch mit denen eines kommerziellen Designs.

Aus Sicht von Eavor sind die Voraussetzungen für das erste kommerzielle Projekt sehr gut: Neben der Einspeisevergütung gibt es einen Partner vor Ort, der schon Kontakt zu den Behörden hat und beispielsweise über alle Umweltauflagen Bescheid weiß. Genau deshalb bringt Eavor Technologies nun seine Eeavor-Loop-Technologie nach Deutschland – und hoffentlich die Energiewende mit grundlastfähigem Strom ein großes Stück voran.

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Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.

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