Der für die Energiewende in Deutschland ganz entscheidende Ausbaupfad für Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen wird durch die Pläne zur EEG-Reform von Bundesenergieminister Sigmar Gabriel gefährdet. So lautet die Einschätzung mehrerer Branchenverbände, die sich für die kombinierte Erzeugung von Strom und Wärme nach dem Prinzip der Kraft-Wärme-Kopplung einsetzen. Beispiele wie das Solardorf Norderstedt zeigen, wie effizient BHKWs sein können, wenn sowohl für den Strom als auch für die erzeugte Abwärme Abnehmer in unmittelbarer Nähe des BHKW gefunden werden.
Das neue EEG würde die gesetzliche Vorgabe des KWK-Gesetzes massiv blockieren, geben die Verbände B.KWK, VIK und VfW zu bedenken. Die Bundesregierung verbaue sich damit die Möglichkeit, moderne Technologien wie das Smart Grid schnell und effizient nach vorne zu bringen. Kern der Befürchtung: Die dezentrale KWK wird unrentabel.
Laut dem von der Bundesregierung am Mittwoch in Meseberg beschlossenen Eckpunktepapier zur EEG-Reform sollen bei einer Eigenstromerzeugung in Neuanlagen 90 Prozent der Umlage gezahlt werden. Anlagen mit einer installierten Leistung von höchstens 10 kW sollen für eine jährliche Stromerzeugung von bis zu 10 MWh keine EEG-Umlage zahlen. Diese Freistellung ist für B.KWK-Präsident Müller-Urlaub jedoch „Augenwischerei“: „Moderne KWK-Anlagen kleiner Leistungsklassen haben schon nach wenigen Wochen mehr als 10 MWh produziert und werden dann sehr schnell belastet, was sie unrentabel macht.“
Die Verbände rechnen als Konsequenz aus den Plänen der Bundesregierung mit einer Zunahme der Stromversorgung aus CO2-intensiven Erzeugungsarten und einer Abnahme klimafreundlicher Zukunftstechnologien. Die Zielsetzung des EEG, die deutsche Energieversorgung langfristig auf erneuerbare Energien auszurichten, rückt in weite Ferne. Daher müsse es ein Festhalten am gesetzlichen Ausbauziel für hocheffiziente KWK geben – und zu keiner Belastung mit EEG-Umlagen für KWK kommen.
Ob Sigmar Gabriel und die Bundesregierung zugunsten der Kraft-Wärme-Kopplung nachbessern werden, steht aber derzeit in den Sternen.
(Dieser Beitrag erschien am 26.1.2014 auf CleanThinking.de)
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.