Israelisches Cleantech-Startup ElectReon demonstriert Ladetechnik auf einer Teststrecke in Karlsruhe.
Wie versorgen wir künftig unsere Elektroautos und elektrifizierten Nutzfahrzeuge mit Energie? Die induktive Ladetechnik könnte, vorausgesetzt ihre Effizienz kann gesteigert werden, dabei eine wichtige Rolle spielen. Jetzt testet der baden-württembergische Energieversorger EnBW in Karlsruhe, inwieweit ein Elektro-Nahverkehrsbus während der Fahrt aufgeladen werden kann. Dazu hat das israelische Cleantech-Startup ElectReon mit dem Bau einer Teststrecke begonnen.
Das erste Teilstück der ElectReon-Demonstrationsstraße soll bereits ab Oktober in den Betrieb gehen. Die induktive Ladetechnik ist direkt in den Straßenbelag integriert. EnBW will damit untersuchen, ob die Technologie aus Israel eine entscheidende Rolle im künftigen Personnenah- oder Schwerlastverkehr spielen kann.
Die Buslinie soll ab Oktober das neue EnBW-Ausbildungszentrum im Rheinhafen von Karlsruhe mit dem Öffentlichen Personennahverkehr verbinden. Den Betrieb der internen Werks-Buslinie, die zu den Hauptverkehrszeiten mehrmals pro Stunde fahren soll, übernehmen die Verkehrsbetriebe Karlsruhe. Ab 2021 soll dann auch eine öffentliche Straße zur Teststrecke hinzugehören.
Viele kennen die kontaktlose Ladetechnik von ihrem Smartphone. Jetzt bringen wir das induktive Laden für Elektrofahrzeugen aus dem Labor auf die Straße und unterziehen die Technologie damit einem echten Härtetest.
Maximilian Arnold, Projektleiter bei EnBW-Forschung
Für das Cleantech-Startup ElectReon ist die Chance, die Technologie in Deutschland zu demonstrieren, ein wichtiger Meilenstein. Bislang gibt es nur zwei vergleichbare, erfolgreiche Projekte weltweit: Eines in Israel, also dem Heimatmarkt, und eines in Schweden. Auf der Smart Road Gotland gelang es, 45 Kilowatt auf die Batterie des 40-Tonners während der Fahrt zu übertragen. In den nächsten Schritten ist das Ziel, auf 125 Kilowatt zu erhöhen – und zwar bei Autobahngeschwindigkeit.
Bei der kontaktlosen Ladetechnologie sind Induktionsspulen in den Straßenbelag eingelassen. Sobald sich das Fahrzeug über ihnen befindet, werden die Empfängerspulen am Unterboden der Elektrofahrzeuge aktiviert und nehmen über ein Magnetfeld die elektrische Energie in die Fahrzeugbatterie auf. So können lange Stecken ohne ladebedingte Standzeiten zurückgelegt werden, was besonders für den Schwerlastverkehr von Vorteil ist.
Mit dem Test der induktiven Lademöglichkeit von ElectReon vor der eigenen Haustüre in Karlsruhe zeigt EnBW seine Zukunftsfähigkeit im Hinblick auf die nachhaltige Verkehrswende. Mit dem EnBW Hypernetz betreibt der Energieversorger ein großes DC-Schnellladenetz in Deutschland. Derzeit mit 400 Standorten, ab 2021 mit ca. 1.000 Standorten.
Auch deutsche Unternehmen arbeiten an Solarstraßen, wie beispielsweise das Cleantech-Startup Solmove. In Hessen und in Norddeutschland wird überdies ein E-Highway getestet, auf dem LKW durch Oberleitungen während der Fahrt mit Strom versorgt werden.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.