Elektro-Traktor: Solectrac und Fendt zeigen Modelle für viele Anwendungen

Cleantech-Startup Solectrac und Traditionshersteller Fendt setzen auf die Elektrifizierung der Landwirtschaft.

Landwirtschaftliche Betriebe zu elektrifizieren, ist keine einfache Aufgabe. Dieselfahrzeuge wie Traktoren sind bei der Feldarbeit fest etabliert. Doch Schritt für Schritt zeigen Hersteller auch elektrische Alternativen, die zunehmend mithalten können. Während das Cleantech-Startup Solectrac aus Kalifornien einen marktreifen Elektro-Traktor bietet, entwickelt der Traditionshersteller Fendt seinen Prototypen des e100 Vario konsequent weiter.

Das kalifornische Cleantech-Unternehmen Solectrac hat seit Ende Oktober einen wichtigen Investor an Bord. Ideanomics gab damals bekannt, 15 Prozent der Firmenanteile für 1,3 Millionen Dollar erworben zu haben. Nun, nur einen Monat später, hat Ideanomics die Beteiligung an dem Hersteller verschiedener Elektro-Traktoren auf 24 Prozent erhöht. Der Grund: Erhöhte Nachfrage und gesteigertes Unteresse seit der Bekanntgabe der ersten Finanzierungsrunde.

Ideanomics ist ein globales Unternehmen, dessen Hauptaugenmerk auf die Annäherung von Finanzdienstleistungen und Industrien gerichtet ist, die eine technologische Störung erleben. Die Gesellschaft Mobile Energy Global (MEG) ist ein Dienstleistungsanbieter, die den Einsatz von Elektrofahrzeugen durch kommerzielle Fuhrparkbetreiber fördert.

Ziel von Solectrac ist es, mit dem elektrisch betriebenen Elektro-Traktor global durchzustarten. Aktuellen Studien von Research and Markets zufolge winkt ein ausgesprochen relevanter Markt: Der weltweite Markt für landwirtschaftliche Traktoren hat ein Volumen von 75 Milliarden US-Dollar. allein der nordamerikanische Markt soll bis 2023 auf 20 Milliarden wachsen.

Die patentierte Batteriewechseltechnologie von Solectrac umfasst nicht brennbare Lithium-Eisenphosphat-Batterien, die das Problem der begrenzten Laufzeit beseitigen und über das Versorgungsnetz oder erneuerbare Energiequellen wieder aufgeladen werden können.

Mit unseren emissionsfreien Elektrotraktoren müssen sich die Traktorfahrer nicht zwischen Strom und umweltfreundlichen Verfahren entscheiden.

Steve Heckeroth, CEO von Solectrac

Besonders beliebt sind Fahrzeuge mit weniger als 40 PS – genau in dieses Segment stößt Solectrac mit seinem ersten Elektro-Traktor eUtility rein. Solectrac bietet derzeit zwei Elektrotraktormodelle in der 40 PS- und darunter liegenden Klasse an. Ein 70 PS starker 4WD-Traktor für den Wein- und Obstanbau und ein 30 PS starker Traktor für den Reihenanbau befinden sich derzeit in der Entwicklung und werden 2021 verfügbar sein.

Der Elektro-Traktor eUtility verfügt mit seinen 40 PS über eine wiederaufladbare 28-Kilowattstunden-Batterie (Lithium-Eisenphosphat). Bei niedrigen Geschwindigkeiten schafft der Traktor mehr Leistung und Drehmoment als ein ebenbürtiger Dieseltraktor. Bei höheren Geschwindigkeiten ist die Leistung identisch.

Nach vier bis sechs Stunden Feldarbeit muss der eUtility an die Steckdose – optional bietet Solectrac aber auch einen Wechselakku, um schneller wieder arbeiten zu können. Dieses Video zeigt den eUtility im Einsatz:

Solectrac wurde 2012 gegründet, um Elektrotraktoren in kommerzielle Produktion zu bringen. Zu Beginn dieses Jahres erhielt Solectrac von der Solar Impulse Foundation die Kennzeichnung World Alliance Solar Impulse Efficient Solutions. „Solectrac ist ein Pionier auf dem Markt für Elektrotraktoren und teilt unsere Motivation und Leidenschaft für eine saubere Zukunft“, so die Einschätzung von Alf Poor, CEO von Ideanomics.

Fendt e100 Vario: Kommt der Prototyp 2021 auf den Markt?

Natürlich ist Solectrac nicht der einzige Hersteller, der sich mit Elektro-Traktoren befasst. Der Traditionshersteller Fendt gewann für seinen e100 Vario schon vor drei Jahren wichtige Branchenpreise – und kündigte das Fahrzeug dann für 2018 auf dem Markt an. Im Rahmen der Agritechnica-Messe zuletzt wurde aber deutlich: Es handelt sich um einen Prototyp, der noch weiterentwickelt wird.

Der Elektro-Traktor von Fendt im Einsatz:

Beide Entwicklungen von Elektro-Traktoren – von Solectrac und Fendt – sind wichtig, um der Branche zu signalisieren, dass Alternativen vorhanden sind. Denn an der Elektromobilität führt auch im Agrarsektor kein Weg vorbei.

Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.

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