Elektroauto-Batterien von Varta: Schwaben wollen Massenfertigung
Varta AG erhält 300-Millionen-Euro Förderung für Lithium-Ionen-Zellen.
Für den Aufbau einer deutschen Batteriezellen-Fertigung in Masse hat das Bundeswirtschaftsministerium jetzt über die Vergabe von Subventionen in Höhe von 1,7 Milliarden Euro entschieden. Bekanntgeworden ist, dass das im SDAX gelistete Traditions-Unternehmen Varta den Zuschlag für zwei Projekte erhalten hat – was einem Fördervolumen von 300 Millionen Euro durch den Bund und gleichzeitiger Co-Finanzierung durch die Bundesländer entspricht. Mit dem Kapital möchte das Unternehmen die nächste Generation Lithium-Ionen-Zellen erforschen und eine Massenproduktion aufbauen.
Während CATL, Tesla oder andere aktive oder künftige Zellhersteller die One-Million-Mile-Battery auf den Weg bringen, klingen die Varta-Vorhaben auf den ersten Blick nach Nachzügler-Projekten. Das Cleantech-Unternehmen aus Baden-Württemberg, das besonders mit kleinen Batteriezellen und Akkus Bekanntheit erlangt hat, wagt nun auch den Schritt in den hart umkämpften Markt der Elektroauto-Batterien.
Das frische Kapital will das Unternehmen an den Standorten Ellwangen und Nördlingen in die Bereiche Forschung und Entwicklung, aber auch „erste industrielle Anwendung“ stecken. Die Produktionstechnik soll parallel zur Produktentwicklung stattfinden.
Bei den kleinen Akkus etwa für Hörgeräte und kabellose Kopfhörer ist Varta einer der maßgeblichen Player weltweit. Dazu übernahmen die Schwaben zuletzt den Bereich Haushaltsbatterien vom Konkurrent Energizer. Jetzt soll die Entwicklung von Hochleistungsakkus in großem Maßstab hinzukommen.
Wir zünden die nächste Stufe der Batteriezellfertigung in Deutschland. Erste Batteriekomponenten werden bereits in Deutschland produziert. Nun machen wir den nächsten Schritt hin zur Großserie bei Batteriezellen für automobile und industrielle Anwendungen. So bringen wir die Energie- und Verkehrswende voran. Dabei ist mir wichtig, dass die CO2-Bilanz von Batterien besser wird und dass wir Rohstoffe sparsamer einsetzen. Denn wir wollen, dass die innovativsten und nachhaltigsten Batterien in Deutschland und Europa gefertigt werden.
Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier
Das Unternehmen ist stark auf Wachstum ausgerichtet – und hat in 2019 mehr als 500 neue Arbeitnehmer angeheuert. Geplant ist eine weitere Vergrößerung des Personalbestandes um 1.000 Mitarbeiter. Ein Riese ist Varta allerdings nicht – eher einer der typisch deutschen Hidden Champions. Insgesamt arbeiten 4.000 Menschen für das Unternehmen.
Die deutsche Produktion von Batteriezellen wäre für den hiesigen Standort enorm wertvoll. Besonders gelungen wäre eine Kombination mit dem Vorhaben von Vulcan Energie Ressourcen – das Cleantech-Unternehmen aus Karlsruhe will im Oberrheingraben Lithium als wichtigen Rohstoff entsprechender Batteriezellen fördern. Die regionale Nähe wäre ein Koinzidenz, die praktischerweise Lieferwege verkürzen und damit zur Umweltfreundlichkeit beitragen könnte.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.