Ist Tesla raus aus der Produktionshölle?

Produktionshölle adé: Tesla ist im Verkaufshimmel - Unternehmen wie Budweiser bestellen den Tesla-Truck / Tesla Model 3-Produktion läuft offenbar

Produktionshölle vorbei? Tesla ist Hype und Antreiber zugleich: Während jede Kleinigkeit aus dem Hause von Elon Musk für Spekulationen und Gerüchte taugt, wächst die Zahl der Stimmen, die Tesla viel größere Probleme bescheinigen, als allgemein bekannt. In diesen Tagen scheint sich das Blatt zum Positiven zu wenden: Die Aktie machte gestern einen Satz nach oben. Die Vorbestellungen für den Tesla-Truck sind bereits im vierstelligen Bereich. Und: Die Model 3-Produktion scheint so im Griff zu sein, dass viele US-Vorbesteller ein Tesla Model 3 Highland als Weihnachtsgeschenk erwarten dürfen. Ist Tesla also raus aus der Produktionshölle?

Elektroauto & Tesla News / 12.12.2017. Es ist eines jener Zitate von Elon Musk, die Berühmtheit erlangt haben. Und wird immer wieder hervorgekramt werden, bis Tesla sein Ziel von 500.000 Fahrzeugen pro Jahr erreicht hat. Davon ist Musk ein gutes Stück entfernt – die Produktionshölle als Kern des angesprochenen Zitats hat Tesla womöglich aber inzwischen im Griff.

Tesla-Aktie zeigt Optimismus

Seit gestern erlebt die Tesla-Aktie einen neuerlichen Aufschwung. Gingen Anleger und Analysten in den vergangenen Wochen eher kritisch mit Tesla ins Gericht, scheint die Elektroauto-Aktie nun wieder Schwung zu holen: An den amerikanischen Börsen war das Papier mehr als 4 Prozent im Plus – und stieg auf mehr als 330 US-Dollar im nachbörslichen Handel. Vom Rekord-Schlussstand am 18. September mit 385 US-Dollar ist man zwar noch entfernt. Die Chancen scheinen aber durchaus vorhanden, dass dieser Rekord in einem Jahresendspurt noch gebrochen wird.

Das hat Gründe: Im Internet kursieren immer mehr Videos und Screenshots von Parkplätzen, auf denen mehrere Hundert Tesla Model 3-Elektroautos auf ihre Auslieferung aus der Produktionshölle warten. Immer mehr US-Vorbesteller berichten davon, dass sie ihr Auto nu bezahlen und fertig konfigurieren können. Und sie berichten über die Aussicht auf rasche Lieferung noch vor Weihnachten.

Bislang hat sich Tesla nicht dazu geäußert, bei wie viel Prozent die Fertigung des Elektroautos Model 3 inzwischen ist. Angesichts der Vielzahl positiver Berichte dürfte aber ein Statement in Kürze zu erwarten sein. Die Medien werden solange nicht locker lassen, bis es offizielle Verlautbarungen gibt. Doch Tesla macht genau das Richtige. Es ist gut, derzeit nicht auf Gerüchte zu reagieren und still zu sein, bis wirklich alle Probleme gelöst sind.

Tesla-Truck: Vorbestellungen vierstellig

Auch rund um die Vorstellung des Tesla-Truck (Cleanthinking berichtete) gab es negative Äußerungen. Musk würde den komplizierten Markt nicht verstehen und keine Chance auf die Elektro-Revolution im LKW-Markt. Die Fakten sprechen eine andere Sprache: Neben DHL und anderen hat beispielsweise Anheuser-Busch, bekannt für die Biermarke Budweiser, 40 Tesla-Semi-Trucks vorbestellt. Und dies, obwohl mit den ersten Auslieferungen erst übernächstes Jahr zu rechnen ist.

Neben Budweiser wird auch die Cola-Versorgung etwas grüner: PepsiCo hat zwar mehr als 10.000 Sattelschlepper im Einsatz, hat sich aber laut Reuters zunächst einmal 100 Tesla-Trucks gesichert. Auch das zeigt: Die Erfolge von Tesla gehen munter weiter, das Vertrauen hat nicht gelitten. Im Gegenteil. Immer mehr Unternehmen bekennen sich öffentlich zu Tesla.

Tesla motiviert, grüner zu werden

Tesla motiviert Marken wie Budweiser, grüner zu werden. So will Anheuser-Busch ganz gezielt mit dem Kauf des Tesla-LKWs seine Flotte und damit die Bier-Lieferung in den USA grüner machen. Fred Lambert von electrek, einer der besten Tesla-Kenner, geht davon aus, dass Tesla die Elektro-Revolution auch in diesem Bereich schaffen kann. Und zwar weil Tesla auf die Kosten je Kilometer geschaut hat: Und hier viele Argumente auf seiner Seite hat.

Das entfacht eine Sog-Wirkung für die anderen, eher schleppend laufenden Produkte wie die Powerwall oder die Solarziegel. Einerseits werden große Logistiker angeregt, komplett grün zu werden. Andererseits auch die Tesla Model 3-Besitzer. Für beide Klientel hat Tesla nicht nur ein Produkt, sondern gleich mehrere. Umso wertvoller, dass die Marke Tesla unbeschädigt von kritischen Schlagzeilen Faszination transportiert.

Aus der Produktionshölle in den Verkaufshimmel?

Die Wahrheit liegt wie so oft in der Mitte. Tesla wird immer wieder neue Herausforderungen in der Produktion erleben und manches mal das Ganze als Produktionshölle empfinden. Und: Teilweise ist Tesla trotz aller Dynamik nicht schnell genug. So hat ein Inder jetzt das erste Tesla Model X auf Eigeninitiative importiert, weil Tesla erst 2019 offiziell mit seinen Elektroautos und den Super-Chargern in Indien durchstarten will.

Zwar ist das Elektroauto technisch einfacher zu konstruieren als ein Auto mit Verbrennungsmotor. Dennoch zeigt sich bei den teilweise bekannt gewordenen Problemen der Tesla-Autos (Spaltmaße!), dass Qualität in Massenfertigung eine ganz andere Herausforderung ist, als nur einen tollen Prototypen zu demonstrieren. Während also Tesla weiter munter mitmischt, gehen manchem Tesla-Jäger bereits die Finanzen aus – Faraday Future ist offenbar ein solcher Fall. Das zeigt: Elon Musk macht viel richtig.

Interessant wird es für Tesla also dann, wenn die etablierten Autobauer wie Volvo oder Daimler ernst machen und mit Stückzahlen sowie Marketing-Millionen kommen. Von anderen Startups reicher China-Milliardäre droht keine wirkliche Konkurrenz. Aber: Tesla ist weiterhin ein Meister darin, vor allem Autos so zu entwickeln und zu präsentieren, dass ganz unterschiedliche Käufer angesprochen werden. Das ist dann ein Stück Verkaufshimmel womöglich – wenn man sich die Verkaufszahlen anderer Startups etwa im LKW-Bereich anschaut.

Update 13.12.: Vorbestellungen für „jedermann“ für den Tesla-Truck sind jetzt möglich. Die Tesla-Aktie hat ihren Sprung fortgesetzt und ist nun mehr als 340 Dollar Wert. Die deutsche Aktie kletterte auf 290 Euro – die 300er-Marke also nicht mehr weit entfernt. Produktionshölle Vergangenheit?

Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.

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