Elektroautos & Batterien: Wie Europa Zölle als Teil seiner Industrie-Strategie nutzen kann

Der Report von Transport & Environment befasst sich mit Importen von E-Autos nach Europa und der Frage, wie eine Reaktion aussehen könnte.

Elektroautos & Batterien: Sind Zölle eine passende Antwort auf chinesische Fahrzeuge auf dem europäischen Automarkt? Wie rasch wird sich die Invasion chinesischer Fahrzeuge auf dem europäischen Automarkt ausbreiten? Eine aktuelle Untersuchung von Transport & Environment zeigt, dass fast ein Fünftel (19,5 Prozent) der in Europa im vergangenen Jahr verkauften Elektroautos in China produziert wurde. Für dieses Jahr wird eine Steigerung auf ein Viertel (25 Prozent) erwartet. Diese Vorhersage kommt zu einem Zeitpunkt, an dem die EU in Erwägung zieht, Importzölle auf Elektroautos & Batterien einzuführen, um den Subventionen für die Elektroautoindustrie Chinas entgegenzuwirken.

Um mit chinesischen Marken zu konkurrieren, müssen europäische Autohersteller laut T&E ihre Elektroauto-Produktion für den Massenmarkt steigern und in die europäische Batterielieferkette investieren. Zölle könnten auch helfen, die Produktion von Elektrofahrzeugen lokal zu halten.

Während die meisten chinesischen Importe nach Europa derzeit Fahrzeuge von Tesla, Dacia und BMW umfassen, die dort hergestellt werden, geht die T&E davon aus, dass chinesische Automarken bis zum Jahr 2024 einen Anteil von 11 Prozent und bis zum Jahr 2027 einen Anteil von 20 Prozent am europäischen Elektroautomarkt erreichen könnten.

Die konservative Prognose basiert auf einem kontinuierlichen Wachstum des Marktanteils chinesischer Hersteller in den letzten beiden Jahren, obwohl BYD allein bis 2025 einen Marktanteil von 5 Prozent am europäischen Elektroautomarkt anstrebt.

„Die Zölle auf Elektroautos & Batterien werden die Automobilhersteller dazu zwingen, die Produktion von Elektroautos in Europa zu lokalisieren, und das ist gut so, denn wir wollen diese Arbeitsplätze und Fähigkeiten“, analysiert Julia Poliscanova (bei X), Direktor für Fahrzeuge und Lieferketten der Elektromobilität bei T&E. „Aber die Zölle werden die alteingesessenen Automobilhersteller nicht lange schützen. Chinesische Unternehmen werden Fabriken in Europa bauen, und wenn das passiert, muss unsere Autoindustrie darauf vorbereitet sein.“

Höherer Tarif setzt Steigerung der Elektroauto-Produktion voraus

Eine Anhebung der EU-Zölle auf alle Fahrzeugimporte aus China auf 25 Prozent würde mittelgroße Limousinen und Geländewagen teurer machen als ihre europäischen Pendants – ein Argument für die EU-Produktion, so die T&E-Analyse. Kompakte Geländewagen und größere Autos, die aus China importiert werden, würden mit einem solchen Zoll voraussichtlich etwas billiger bleiben.

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Laut T&E sollte die EU nicht darauf abzielen, ihre Autohersteller vor starkem Wettbewerb zu schützen, da dies die Verfügbarkeit erschwinglicher Elektroautos für Europäer einschränken würde. Es ist wichtig, dass höhere Tarife mit Maßnahmen zur Förderung der Elektrofahrzeugproduktion einhergehen, einschließlich der Festlegung von Elektrifizierungszielen für Firmenwagenflotten bis 2030. Dies sollte zusätzlich zu dem vereinbarten Ziel eines Anteils von 100 Prozent an sauberen Fahrzeugen im Jahr 2035 geschehen.

Batterie-Investitionen vor Herausforderungen

Jedoch stehen auch Investitionen in Lithium-Ionen-Batterien vor Herausforderungen, da in China hergestellte Zellen mindestens 20 Prozent günstiger sind als in Europa. Hinzu kommt der Vorteil chinesischer Batteriehersteller in Bezug auf Technologie und Lieferketten. Darüber hinaus ziehen die USA ebenfalls Investitionen in Batterien aufgrund großzügiger Subventionen an.

Es wird betont, dass es notwendig ist, industrielle Maßnahmen wie Subventionen für umweltfreundliche und Kreislaufproduktion sowie das Erreichen von Made in EU-Zielen einzuführen, um Anreize für die Produktion von Batteriezellen in der Region zu schaffen. Da es derzeit an solchen Maßnahmen mangelt, sollten Zölle für Batteriezellen in Erwägung gezogen werden. Im Vergleich zu den USA und China hat die EU derzeit die niedrigsten Zölle für Batteriezellen.

„Batterien sind das neue Solar“

„Batterien sind das neue Solar. China ist führend, und seine staatlich unterstützten Unternehmen haben enorme Überkapazitäten“, so Poliscanova. Wenn es uns ernst ist mit einer vielfältigen und widerstandsfähigen Batterielieferkette in Europa, müssen wir jetzt Nägel mit Köpfen machen. Eine zweite Chance werden wir nicht bekommen.“

Elektroautos & Batterien: Sind Zölle eine passende Antwort auf chinesische Fahrzeuge auf dem europäischen Automarkt? Der Report von Transport & Environment zeigt, dass Zölle eine sinnvolle Maßnahme sein könnten, um Produktion nach Europa zu verlagern. Bei Batterietechnologien funktioniert das allerdings auch ohne Barrieren, wie man an Northvolt, CATL, SVOLT oder Samsung und LG sieht, die allesamt in Europa produzieren werden.

Die gesamte Analyse „How Europe can use tariffs as part of an industrial strategy“ ist hier nachzulesen.

Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.

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