Elektrobusse kosten derzeit rund doppelt so viel wie vergleichbare Dieselbusse. 80 Prozent dieser Mehrkosten will das Bundesumweltministerium jetzt übernehmen, wenn Städte sich dazu entschließen, mehr als sechs Elektrobusse zu bestellen. Vorrang haben Städte, in denen die Grenzwerte für saubere Luft besonders deutlich nicht eingehalten werden. Damit will die Bundesregierung die Modernisierung des öffentlichen Personennahverkehrs gezielt unterstützen.
Verkehrsbetriebe, die mehr als fünf Elektrobusse bestellen wollen, müssen dazu beim BMUB eine Projektskizze einreichen. Mit der neuen Richtlinie soll die Markteinführung von Fahrzeugen für den öffentlichen Personennahverkehr, die emissionsfrei fahren, außerdem unterstützt werden. Förderfähig ist auch die dazugehörende Ladeinfrastruktur sowie weitere Maßnahmen, die zur Inbetriebnahme von Elektrobussen nötig sind, wie Schulungen und Werkstatteinrichtungen. Plug-In-Hybridbusse werden wie bisher mit bis zu 40 Prozent der Investitionsmehrkosten gefördert.
Das BMUB stellt für die Förderung vorerst kurzfristig 35 Millionen zur Verfügung, eine weitere Aufstockung ist zeitnah vorgesehen. Allerdings ist die Nachfrage nach Elektrobussen im Moment recht hoch – das Angebot hingegen noch überschaubar. Die, die liefern können, kommen oft nicht aus Westeuropa. Kleinere Hersteller wie Sileo oder Osteuropäer wie Solaris haben momentan in Sachen Lieferfähigkeit die Nase vorn.
Deutsche Hersteller wie Daimler und MAN beispielsweise haben ihre Bus-Varianten für Ende 2018 bzw. 2019 angekündigt. Daimler testet den batterieelektrischen Citaro derzeit in Mannheim, Auch eine Variante mit Brennstoffzellen-Antrieb ist in Arbeit (Mercedes-Benz Citaro E-Cell). Allerdings geht gerade Daimler mit seiner Tochter Evobus extrem seriös vor – und diese Seriosität der Testverfahren etwa im Kundeneinsatz wie in Mannheim kostet Zeit.
Elektrobusse mit Problemen im Winter
Auch deshalb ist das Angebot an Elektrobussen derzeit noch überschaubar. Trotzdem geben Städte wie Hamburg oder Wiesbaden bekannt, in Kürze nur noch Elektrobusse anschaffen zu wollen. Andere Stadtwerke sind skeptischer und stellen die vorhandenen Probleme der Busse mit Elektro-Antrieb in den Vordergrund. Denn gerade im Winter sinken die Reichweiten, steht die Zuverlässigkeit noch in Frage.
Dennoch fördert das Bundesministerium explizit Elektrobusse, anstatt technologieoffen alternative Antriebe zu unterstützen. Perspektivisch könnte das die richtige Maßnahme sein, kurzfristig ist sie aber fragwürdig. Ob die Gelder überhaupt abgerufen werden können, ist mehr als fraglich.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.