In Deutschland testet jetzt erstmals eine kommunale Verkehrsgesellschaft einen Elektrokleinbus namens EMMA, der vollständig autonom fährt. Nach dem Elektrobus in Hamburg, der demnächst im Hafengelände fährt (Cleanthinking berichtete), gehen Mainzer Mobilität und R+V Versicherung nun einen Schritt weiter. Vier Wochen lang fährt das innovative Fahrzeug am Winterhafen zwischen Ruderverein und Fort Malakoff, betrieben mit Ökostrom der Mainzer Stadtwerke.
Die Projektpartner R+V Versicherung und Mainzer Mobilität, die Verkehrs-Tochter der Mainzer Stadtwerke AG, erhoffen sich von dem vierwöchigen Testfeld mit dem Elektrokleinbus EMMA Erkenntnisse über die Potenziale des autonomen Fahrens im öffentlichen Verkehr. Was können diese Fahrzeuge heute schon und was können sie nicht? Und wie reagieren die Bürgerinnen und Bürger auf die neue Technologie? Der drittgrößte Autoversicherer Deutschlands sammelt seit rund zwei Jahren mit eigenen autonomen Kleinbussen Erfahrungen für die Kfz-Versicherungskonzepte der Zukunft.
Das Elektrokleinbus-Projekt wird wissenschaftlich begleitet, zum Beispiel um herauszufinden, wie Fußgänger, Radfahrer und andere Verkehrsteilnehmer reagieren, welche Eindrücke und Gefühle Passagiere beim Mitfahren haben und welche Aufgaben in technischer und betrieblicher Hinsicht auf Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Nahverkehrs zukommen. Nicht zuletzt möchte die Mainzer Mobilität auch Erkenntnisse sammeln, wie und wo man autonom fahrende elektrische Kleinbusse zur flexiblen Versorgung von Randgebieten einsetzen kann. Das Projekt ist Teil der Umsetzung der Vision „Mainzer Mobilität 2030“.
Der Elektrokleinbus EMMA – übrigens eine Abkürzung für Elektromobilität Mainz autonom und Resultat einer Facebook-Abstimmung – fährt täglich autonom am Winterhafen, wird dabei aber permanent von einem Operator überwacht. Sechs eigens dafür geschulte Fahrdienstmitarbeiter der Mainzer Mobilität wechseln sich hierbei ab. Wie fühlt sich erfahrenes Fahrpersonal in einem Fahrzeug ohne Lenkrad und Armaturenbrett? Ist es anstrengender selbst am Steuer zu sitzen oder ein selbstfahrendes Fahrzeug zu überwachen? Auch die Erfahrungen der Operatoren fließen in das Forschungsprojekt ein.
Auch für Rheinland-Pfalz und die Landeshauptstadt Mainz ist das Testfeld am Winterhafen von großer Bedeutung. Deshalb haben der rheinland-pfälzische Wirtschafts- und Verkehrsminister Dr. Volker Wissing und der Mainzer Oberbürgermeister Michael Ebling die Schirmherrschaft dafür übernommen. Für die R+V Versicherung hat das gemeinsame Projekt mit der Mainzer Mobilität einen hohen Stellenwert. Nach der Zulassung für den öffentlichen Straßenverkehr kann das Unternehmen hier seinen autonomen Bus erstmals im öffentlichen Raum einsetzen.
Mainzer, die Lust haben, sich einmal vom autonomen Elektrokleinbus EMMA chauffieren zu lassen, können dies seit 7. August täglich von 10 bis 13 Uhr und von 14 bis 17 Uhr tun (exakte Infos hier). Die Mitfahrt ist kostenfrei und es ist keine Voranmeldung erforderlich. Besucher sollten aber auf jeden Fall Geduld mitbringen. Da EMMA nur acht Sitzplätze hat, müssen sie insbesondere an den Wochenenden eventuell mit Wartezeiten rechnen.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.