Das Unternehmen Sensible 4 entwickelt ein Nachrüstkit, das jedes Auto auf LiDAR-Basis autonom machen soll.
In Finnland hat jetzt ein bemerkenswerter Test mit selbstfahrenden, autonomen Fahrzeugen begonnen. Für 50 Tage fahren drei Fahrzeuge, die mit der Technologie des Cleantech-Startups Sensible 4 ausgestattet sind, durch das Geschäftsviertel von Helsinki. Während die Autos von Dongfeng, Renault und MUJI eine vordefinierte Rundstrecke fahren, müssen sie sich auch mit verkehrsreichen Verkehrssituationen auseinandersetzen – wie beispielsweise Fußgängern, Radfahrern oder Straßenbanen.
Die größte Herausforderung im Bereich autonomes Fahren besteht darin, unter schwierigen Wetterbedingungen sicher zu fahren. Denn: Der größte Feind der Selbstfahrertechnologie sind Regen, Nebel und Schnee. Das finnische Cleantech-Startup Element 4, das kürzlich in seiner Series-A-Finanzierungsrunde sieben Millionen Euro einsammelte, gibt hierauf Antworten – denn mit schwierigen Wetterbedingungen ist das Unternehmen in Finnland quasi ganzjährig konfrontiert.
Die LiDAR-basierte Element 4-Technologie, die als Nachrüstsatz in beliebige Fahrzeuge integriert werden kann, ist in Finnland bei bis zu Minus 28 Grad Celsius getestet worden, verrät das Unternehmen auf seiner Webseite. Um den Herausforderungen Regen, Nebel und Schnee zu begegnen, hat Element 4 einen speziell darauf ausgerichteten Algorithmus entwickelt: Dieser filtert die Wettereinflüsse zuverlässig heraus.
Bislang können die meisten selbstfahrenden Autos ausschließlich bei idealen Wetterbedingungen und auf gut markierten Straßen autonom fahren. Ein Grund ist, dass Schnee beispielsweise Sensoren quasi „blendet“ und diese dadurch nicht mehr zuverlässig arbeiten.
Entscheidend dafür ist, dass das System sich nicht an Fahrbahnmarkierungen orientiert, wie es beispielsweise der Tesla-Autopilot macht. Vielmehr bestimmt das Selbstfahrersystem die exakte Position des Fahrzeugs und gleicht dies mit einer intelligenten 3D-Kartierung ab. So sollen präzise Vorhersagen über den umliegenden Raum erstellt werden. Das autonome Fahrzeug sieht, was für andere selbstfahrende Autos gewöhnlich unsichtbar ist – auch bei Regen, Nebel oder Schnee.
Test der Element 4-Fahrzeuge in Helsinki
In Helsinki hat Element 4 nun drei Autos mit seiner Technologie ausgerüstet: Einen Fahrzeug von Dongfeng Motor, einen Renault Twizy und einen MUJI-Shuttlebus. Alle Fahrzeuge fahren wegen der COVID-19-Sperren ohne Passagiere. Während der Tests soll es eine Autonomie der Stufe 4 geben (was das genau bedeutet, ist hier nachlesbar). Nur in Ausnahmefällen soll ein Mensch eingreifen müssen, um etwa an einem parkenden Auto vorbeizufahren.
Der Betrieb selbstfahrender Flotten auf öffentlichen Straßen in städtischen Gebieten stellt wirklich hohe Anforderungen an jede autonome Technologie. Wir werden während dieser 50 Tage des Helsinki-Piloten eine Menge lernen.“
Jari Saarinen, Chief Technology Officer von Sensible 4
Der Versuch mit den drei autonomen Level-4-Fahrzeugen ist Teil des EU-Projekts FABULOS, das die Möglichkeiten des autonomen Fahrens in einem öffentlichen Verkehrsnetz erforscht.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.