Wasserversorger Emasesa nutzt Sevilla-Orange zur Erzeugung von Biogas, und will eine Kläranlage damit autark machen.
Die Orangen aus Sevilla sind weltberühmt – und wichtige Zutaten von Marmeladen oder Likören. Ihr Geschmack ist frisch, intensiv und säuerlich-bitter. Doch die Sevilla-Orange ist vielseitiger nutzbar als bislang bekannt: Die städtischen Wasserwerke Emasesa sammeln unbrauchbare Früchte ein, um daraus Biogas für die Stromversorgung zu machen. Kläranlage EDAR Copero in der Region zu betreiben.
Für die Biogas-Produktion wird der Saft extrahiert. 35 Tonnen der der bitteren Früchte werden ausgepresst, während ihre Schale kompostiert, und in Dünger für die Felder verwandelt wird. Damit sollen 1.500 Kilowattstunden in diesem Pilotprojekt generiert werden – das entspricht dem Verbrauch von 150 Haushalten. Die Energiemenge ist ausreichend, um die Kläranlage autark zu machen. Die Investitionskosten liegen bei überschaubaren 250.000 Euro.
„Emasesa ist jetzt ein Vorbild in Spanien für Nachhaltigkeit und den Kampf gegen den Klimawandel“, so Juan Espadas Cejas, Bürgermeister von Sevilla, bei einer Pressekonferenz zum Start des Projekts im Februar 2021. Das Land will sich bis 2050 vollständig mit erneuerbaren Energien versorgen, und seine Wirtschaft dekarbonisieren – auch kleine Ideen wie die der Nutzung der Orangen-Reste können dabei eine wichtige Rolle spielen.
Die spanische Regierung lässt es an Konsequenz kaum noch vermissen: Die Bohrungen nach fossilen Brennstoffen sollen gestoppt werden, ebenso Fracking-Bohrungen. Und: Ein Fünftel des Staatshaushalts soll in Maßnahmen investiert werden, die die Erderwärmung abschwächen.
Bislang enden die Früchte, die oft am Straßenrand deponiert werden, auf Müllhalden. Bei 50.000 Orangenbäumen in Sevilla werden so pro Jahr 5,7 Millionen Kilogramm Orangen generiert. Der Saft der Orangen besteht aus Fruktose, die aus sehr kurzen Kohlenstoffketten besteht. Die energetische Leistung dieser Ketten im Fermentationsprozess ist sehr hoch.
Emasesa-Beispiel: So funktioniert regionale Kreislaufwirtschaft
Letztlich geht es Emasesa nicht nur darum, Energie zur erzeugen, sondern das Problem der herumliegenden Orangen für die Stadt zu lösen. Aus Abfall wird Mehrwert – ein klassisches Beispiel für sinnvolle Kreislaufwirtschaft. Aus einer Tonne Orangenresten werden 50 Kilowattstunden Elektrizität generiert.
Um die Erderwärmung zu stoppen, brauchen wir jede Initiative, die insbesondere regionale Begebenheiten nutzt, um etwa aus Abfällen Wertstoffe zu machen. Sinn macht solche regionale Kreislaufwirtschaft vor allem dann, wenn mehrere Probleme gleichzeitig adressiert werden – Müllproblem beseitigen, Biogasproduktion erneuerbar machen.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.