Seit Kriegsbeginn: EU-Staaten produzieren mehr erneuerbaren Strom als jemals zuvor
Zwischen März und September 2022 stammten 24 Prozent des EU-Stroms laut Ember aus Solarenergie und Windkraft.
Der entsetzliche Angriffskrieg von Vladimir Putin auf die Ukraine setzt Kräfte im Bereich erneuerbarer Energien frei, die sich in den Zahlen zwischen März und September 2022 sehr deutlich niederschlagen, wie eine Studie von Ember Climate zeigt. Demnach gelang es den EU-Staaten in diesem Zeitraum im Vorjahresvergleich 39 Prozent mehr erneuerbaren Strom zu verwenden. Der Anteil am gesamten Stromverbrauch lag bei 24 Prozent – vor einem Jahr waren es erst 21 Prozent. Das zeigt: Es lohnt sich, die Energiewende in Europa zu beschleunigen.
Deutschland trägt zum erstaunlichen Wachstum der erneuerbaren Energien in der Europäischen Union entscheidend bei: 104 Terawattstunden Strom aus Sonne und Wind konnten seit März produziert werden. Das entsprach etwa einem Drittel der elektrischen Energie. Doch Deutschland ist mit seinen Rekordwerten nicht allein in Europa: Auch Frankreich, Italien, Polen und Spanien haben Rekorde bei der erneuerbaren Stromproduktion erreicht – insgesamt schafften 19 EU-Staaten ihr bestes Ergebnis bislang. Das zeigt eine neue Studie von Ember Climate und E3G. Mehr dazu hier.
Insgesamt wuchs dadurch der Anteil der erneuerbaren Stromproduktion von 21 auf 24 Prozent. Und das macht sich für die EU-Staaten auch monetär bemerkbar: Insgesamt sparte die EU 99 Milliarden Euro an vermiedenen Gasimporten, ein Rekordanstieg von elf Milliarden Euro im Vergleich zum Vorjahr. „Wind- und Solarenergie helfen den europäischen Bürgern schon jetzt“, sagt Chris Rosslowe vom Studien-Mitherausgeber Ember. „Aber das zukünftige Potenzial ist noch größer.“
Aufforderung: Energiewende beschleunigen
Die EU-Energieminister haben jetzt die Gelegenheit, die Vorteile sauberer Energie zu verdeutlichen. Zusätzlich zu den Vorteilen für das Klima wird die Beschleunigung des Einsatzes billiger erneuerbarer Energie die Abhängigkeit Europas von teuren fossilen Brennstoffen verringern. Der REPowerEU-Vorschlag setzt neue, höhere Ziele für erneuerbare Energie und Energieeffizienz. Die Unterstützung dieser Ziele wird die beschleunigte Investitionen vor den kommenden Wintern. Es ist die vernünftige Option für die Energiesicherheit Europas, die angespannten Staats Haushalte und die Energierechnungen der Verbraucher.
Der im Mai vorgelegte RePowerEU-Vorschlag der Europäischen Kommission beinhaltet eine Anhebung des Ziels der Richtlinie für erneuerbare Energien (RED) von 40 Prozent des Gesamtenergiemixes in ihrem ursprünglichen Vorschlag auf 45 Prozent. Außerdem wird die zusätzliche Senkung des Energieverbrauchs, die durch Energieeffizienz erreicht werden soll, von 9 auf 13 Prozent erhöht11 und es werden einfachere Genehmigungsverfahren vorgeschlagen. Das Europäische Parlament unterstützte das neue Ziel von 45 Prozent erneuerbarer Energien und hob das Effizienzziel sogar noch weiter auf 14,5 Prozent an. Der Rat muss jedoch noch mit den Trilog-Verhandlungen über die RED und die EED mit dem Europäischen Parlament und der Kommission beginnen, um den Vorschlag zu erörtern.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.