ABB, Ballard und weitere Konsortialpartner entwickeln Fluss-Schubboot mit zwei 200-Kilowatt-Brennstoffzellen, das ab 2021 von Lyon aus in Frankreich eingesetzt werden soll.
Die Zahlen sind eindeutig: Der Schiffsverkehr ist für 940 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr verantwortlich – und der Druck auf die Industrie, diese Emissionen zu reduzieren, steigt kontinuierlich. In Norwegen werden deshalb beispielsweise sämtliche Fähren elektrifiziert. In Frankreich entwickelt nun ein Konsortium um den Schweizer Mischkonzern ABB und das kanadische Cleantech-Unternehmen Ballard Power ein emissionsfreies Schubschiff mit Brennstoffzellen.
Ziel des Flagships-Projekts, in dessen Rahmen zunächst zwei unterschiedliche Schiffe entwickelt werden, ist es, den Beweis der Funktionsfähigkeit und Wirtschaftlichkeit zu erbringen. Das Fluss-Schubboot soll an Land produzierten, grünen Wasserstoff auf Basis erneuerbarer Energie nutzen, und mit Brennstoffzellensystemen von Ballard Power angetrieben werden. Ab 2021 soll das emissionsfreie Schubboot dann von Lyon aus in Frankreich zum Einsatz kommen.
Ballard Power wird im kommenden Jahr zwei seiner 200-Kilowatt-Brennstoffzellenmodule der nächsten Generation liefern. Diese soll ausreichen, mittelgroße Schiffe mit mehr als 100 Passagieren oder entsprechendem Frachtaufkommen im Binnen- und Küstenbereich mit Energie zu versorgen. Das Schubboot soll von der Sogestran Group-Tochter Compagnie Fluviale de Transport (CFT) auf der Rhône in Frankreich betrieben werden.
Sowohl die EU als auch die Schifffahrtsindustrie sehen Wasserstoff als einen Schlüsselfaktor bei den Bemühungen zur Eindämmung des Klimawandels. Das FLAGSHIPS-Projekt zielt darauf ab, die Einsatzbereitschaft des wasserstoffbetriebenen Wassertransports weltweit auf ein neues Niveau zu heben.
Senior Scientist und Projektmanager Antti Pohjoranta von VTT Technical Research Centre of Finland, der das Projekt koordiniert.
Ballard Power arbeitet mit Hochdruck an Brennstoffzellen-Systemen für den breiten Einsatz im maritimen Bereich. Gemeinsam mit ABB entstehen beispielsweise auch Brennstoffzellensysteme für Kreuzfahrtschiffe. In Hobro hat das Cleantech-Unternehmen dazu ein Marine Center of Excellence eröffnet.
Wir verzeichnen weiterhin ein wachsendes Interesse an emissionsfreien Lösungen für die Schifffahrt, wofür dieses Schubboot ein weiterer Beleg ist.
Jesper Themsen, President und CEO von Ballard Power Systems Europe A/S
Aus Sicht von ABB Marine & Ports geht es insbesondere auch darum, mit dem Schubschiff den Alltagsbetrieb zu erproben. Dabei soll der Fokus auf Betankungsverfahren liegen, die es ermöglichen, den Betriebsplan einzuhalten. Diese Tests sollen wertvolle Erkenntnisse für die Entwicklung und Optimierung der Betankungsinfrastruktur für Wasserstoff-Brennstoffzellen im Schiffssektor liefern.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.