Jahresvergleich 22/23: Energiekosten sinken um 30 Prozent
Eine vierköpfige Familie zahlt laut einer Verivox-Untersuchung knapp 2.400 Euro weniger im Jahr für Heizung, Strom und Sprit.
Seit dem Höhepunkt der Energiekrise sind die Energiekosten in Deutschland deutlich zurückgegangen. In den letzten zwölf Monaten sanken die Ausgaben für Heizung, Strom und Sprit um durchschnittlich 30 Prozent. Das zeigt eine Analyse des Vergleichsportals Verivox. Demnach lLagen die durchschnittlichen Energiekosten für einen Musterhaushalt im Oktober 2023 bei 5.549 Euro pro Jahr. Allerdings ist das Sinken der Energiekosten auch entscheidend mit günstigeren Preisen für fossile Brennstoffe verbunden.
Vor zwölf Monaten, im Oktober 2022, kostete die gleiche Menge Energie noch 7.926 Euro – ein bescherte den Energieverbrauchern damit ein Allzeithoch. Niemals zuvor und nie wieder danach mussten Haushalte in Deutschland mehr für Energie ausgeben. Innerhalb eines Jahres sind die Ausgaben für Heizung, Strom und Sprit seitdem um 30 Prozent gesunken.
Für einen Vierpersonenhaushalt bedeutet das eine jährliche Entlastung von 2.377 Euro. Ohne die staatlichen Preisbremsen für Strom und Gas lägen die durchschnittlichen Energiekosten im Oktober 2023 bei 5.731 Euro, was einem Rückgang von rund 28 Prozent entspräche.
„Neben den staatlichen Energiepreisbremsen sorgten vor allem deutliche Preisrückgänge auf den Rohstoffmärkten für Entlastung. Viele Versorger geben die gesunkenen Einkaufspreise an ihre Kunden weiter. Ein Preisniveau wie vor der Energiekrise bleibt aber in weiter Ferne, die Energiekosten für private Haushalte liegen derzeit gut ein Drittel darüber“, sagt Thorsten Storck, Energieexperte bei Verivox.
Minus 40 Prozent Energiekosten: Größter Preisrückgang beim Heizen
Vor allem Heizkunden profitieren von spürbaren Entlastungen. Das Heizen mit Öl verbilligte sich um ein Viertel (25 Prozent). Wurden für 20 Hektoliter im Oktober 2022 noch 3.008 Euro fällig, sind es zwölf Monate später 2.247 Euro. Auch bei Gas ist ein deutlicher Preisrückgang zu verzeichnen. Hier fielen die jährlichen Kosten für 20.000 Kilowattstunden von 4.107 Euro auf 2.232 Euro. Das sind knapp 46 Prozent weniger. Ohne Gaspreisbremse lägen die durchschnittlichen Gaskosten bei 2.347 Euro, was einem Rückgang von 43 Prozent entspräche.
Da mehr Haushalte mit Gas als mit Heizöl heizen, sind die Heizkosten im mengengewichteten Durchschnitt derzeit rund 40 Prozent niedriger als vor einem Jahr.
Tanken rund 8 Prozent günstiger – Stromkosten um 33 Prozent gesunken
Der Benzinpreis (E10) ist im Jahresvergleich um fünf Prozent gesunken, Diesel verbilligte sich um 13 Prozent. Im mengengewichteten Durchschnitt müssen Verbraucher nun acht Prozent weniger fürs Tanken ausgeben.
Die durchschnittlichen Stromkosten eines Privathaushalts mit einem Jahresverbrauch von 4.000 Kilowattstunden sind in zwölf Monaten von 2.153 Euro auf 1.436 Euro gesunken. Das ist ein Minus von 33 Prozent. Ohne Strompreisbremse lägen die durchschnittlichen Stromkosten bei 1.542 Euro (minus 28 Prozent).
Der Verivox-Energiekostenindex zeigt die durchschnittliche Entwicklung der Energiepreise für einen bundesdeutschen Haushalt. Es werden die Kosten für Heizung, Elektrizität und Mobilität mengengewichtet berücksichtigt. Der Basismonat des Energiekostenindex ist Januar 2015. Die Grundlage ist ein Drei-Personen-Musterhaushalt mit einem jährlichen Wärmebedarf von 20.000 Kilowattstunden (kWh), einem Stromverbrauch von 4.000 kWh und einer jährlichen Fahrleistung von 13.300 Kilometern.
LKW-Maut und CO2-Preis steigen zum Jahreswechsel
Die gerade beschlossene Anhebung und Ausweitung der LKW-Maut werden insbesondere die Spediteure beispielsweise an Supermärkte und diese wiederum an den Endverbraucher weitergeben. Hier könnte also eine neue Belastung auf die Verbraucher zukommen – während allerdings der BGL-Verbandschef Dirk Engelhardt von bis zu 400 Euro pro Jahr ausgeht, sieht das Bundesverkehrsministerium nur marginale Effekte, da die Transportkosten nur einen Bruchteil der Kosten insgesamt ausmachten.
Direkter betreffen wird die Verbraucher, die noch nicht auf Wärmepumpen, Elektroautos und Co. umsteigen konnten, die Erhöhung des CO2-Preises zum Jahreswechsel. Diese war zuletzt ausgesetzt worden, und wird nun mit einem größeren Schritt nachgeholt.
Es ist ein gutes Signal, dass die Energiekosten binnen Jahresfrist um 30 Prozent gesunken sind. So richtig entlastend dürfte das für die Verbraucher aber erst dann wirken, wenn der Ausbau der erneuerbaren Energien noch weiter und schneller vorankommt. Bei den Energiekosten gibt es stets gegenläufige Trends, und was unter dem Strich für den Einzelnen dabei herauskommt, ist schwer vorherzusagen. Das breite Interesse an Elektroautos und Photovoltaik deutet aber darauf hin, dass sich immer mehr Menschen zumindest von den Schwankungen beim Strom und Diesel/Benzin abkoppeln wollen.
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Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.