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Energiekrise in Spanien: Wieso Europa an einem Atom-Unfall vorbeischrammte

Drei „Helden“ sorgten dafür, dass „nur“ Spanien und Portugal vom Blackout betroffen waren

Gestern stand Europa kurz vor einer kaum vorstellbaren Katastrophe. Der Defekt in Spaniens und/oder Frankreichs Stromnetz löste eine Kettereaktion aus: Große Solarparks schalteten sich ab, das Netz kollabierte – und vier spanische Atomreaktoren wurden in den Notbetrieb gezwungen als es zum weitreichenden Blackout kam. Nur der stundenlange Einsatz von Diesel-Notstromaggregaten bewahrte uns vor einem Unfall, der im Extremfall bis zur Kernschmelze hätte führen können. Die exakte Ursache der Energiekrise in Spanien bleibt unklar, doch die neuen Ereignisse zeigen, wie verletzlich unsere Energiesysteme sind – und wie knapp wir einer Tragödie entgangen sind.

Solaranlagen, die um die Mittagszeit 73 Prozent des spanischen Strombedarfs deckten, schalteten sich automatisch ab, um Schäden zu vermeiden. Der Verlust von schätzungsweise 15 GW – etwa 15–20 % der gesamten Erzeugung – ließ die Frequenz weiter abstürzen. Spaniens wenige Atomkraftwerke (ca. 5–6 GW) konnten den Ausfall nicht kompensieren, und so nahm die Kaskade ihren Lauf: Weitere Systeme fielen aus, bis das Netz schließlich kollabierte. Die Energiekrise in Spanien führte länderübergreifend auch in Portugal zum Blackout.

Doch die Gefahr durch die Energiekrise in Spanien war größer. Spaniens AKWs, nun im Notbetrieb, waren auf Dieselgeneratoren angewiesen, um die Kühlung der Reaktoren sicherzustellen. Ein Versagen hätte einen Super-GAU ausgelöst – ein theoretisch denkbares Szenario, das an Fukushima 2011 erinnert. Gleichzeitig drohte die Frequenzstörung, sich wie ein Lauffeuer über das europäische Verbundnetz (ENTSO-E) auszubreiten und Länder wie Frankreich, Deutschland und Italien in einen kontinentalen Stromausfall zu reißen.

Klar ist mittlerweile aber auch: Die Gefahr eines Super-GAU bestand nach aktuellem Stand nicht akut. Die AKW wurden wie vorgesehen in den sicheren Notbetrieb versetzt, und die Dieselgeneratoren funktionierten. Es gab keine Hinweise auf eine unmittelbare Gefahr für die Reaktorsicherheit.

Die drei Helden: Retter in letzter Sekunde

Drei „Helden“ verhinderten, dass aus einer Krise eine Katastrophe wurde:

  1. Französische AKWs: Jenseits der Pyrenäen hielten Frankreichs Atomkraftwerke und andere konventionelle Kraftwerke mit ihrer Erzeugungsleistung das Netz stabil. Ihre rotierenden Massen wirkten wie ein Fels in der Brandung, federten die in Frankreich deutlich geringeren Frequenzschwankungen ab und schützten Frankreich – und damit den Rest Europas – vor einem Dominoeffekt. Länder wie Deutschland und Italien blieben weitgehend verschont.
  2. Der ENTSO-E-Netzaufseher: Ein mutiger Entscheider (oder eine clevere Automatisierung) bei ENTSO-E handelte in Sekundenschnelle. Er trennte das spanische Netz vom französischen und damit vom europäischen Verbundnetz. Die Verbindung über die Pyrenäen, die nur drei Gigawatt übertragen kann, hätte die 15-GW-Störung niemals auffangen können. Ohne diese Entscheidung hätte Europa gänzlich im Chaos versinken können.
  3. Dieselgeneratoren in Spanien: Während das Netz zusammenbrach, sprangen die Notstromsysteme der spanischen AKWs (und mancher Krankenhäuser) an. Sie hielten die Kühlung der Reaktoren aufrecht und verhinderten einen nuklearen Unfall, der die Region in eine Katastrophe gestürzt hätte.

Die Probleme: Spaniens Achillesferse

Die Krise legt die Schwachstellen des spanischen Stromsystems schonungslos offen:

  • Die Pyrenäen als Barriere: Spanien ist eine „Strominsel“, da die Interkonnektoren zu Frankreich nur drei Prozent der Leistung übertragen können – weit unter dem EU-Ziel von 15 Prozent bis 2030. Diese Isolation machte Spanien verwundbar.
  • Fehlende Puffer bei erneuerbaren Energien: Mit 73 Prozent Solarenergie zur Mittagszeit mangelte es an rotierender Masse, die Frequenzschwankungen abfedert. Spaniens AKWs waren zu schwach, um den Verlust auszugleichen.
  • Mangel an Speichern und synthetischer Trägheit: Ohne Batteriespeicher oder moderne Wechselrichter, die synthetische Trägheit bieten, war das Netz auf die plötzliche Abschaltung der Solaranlagen nicht vorbereitet.

Lösungen: Ein Weg aus der Krise

Um solche Katastrophen in Zukunft zu verhindern, braucht es Maßnahmen auf mehreren Ebenen:

  • Kurzfristig: Erste Hilfe für das Netz
    In den Stunden nach dem Blackout zeigt sich bereits, wie Spanien reagieren kann: Der Netzbetreiber Red Eléctrica leitet Stromflüsse auf alternative Leitungen um, um die Versorgung zu sichern. Gleichzeitig könnten bestehende Pumpspeicherwerke, die wie natürliche Batterien funktionieren, gezielter eingesetzt werden, um Frequenzschwankungen abzufedern. Diese Sofortmaßnahmen sind ein Pflaster auf der Wunde – aber sie kaufen Zeit.
  • Mittelfristig: Brücken bauen, Resilienz schaffen
    Bis 2027 wird eine neue 5-GW-Leitung zwischen Spanien und Frankreich die Übertragungskapazität nahezu verdoppeln und Spaniens Isolation durchbrechen. Doch das allein reicht nicht: Mikronetze könnten die Antwort sein – kleine, autarke Netze, die sich im Krisenfall vom Hauptnetz abkoppeln und mit Solaranlagen, Kleinwindkraft und Batteriespeichern autark arbeiten. Solche dezentralen Strukturen sind wie Rettungsinseln in einem stürmischen Meer, die lokale Gemeinschaften stabil versorgen, während das große Netz schwächelt.
  • Langfristig: Die Energiewende klug gestalten
    Für die Zukunft braucht Spanien eine tiefgreifende Modernisierung: Moderne Wechselrichter, sogenannte Grid-Forming Inverters, können synthetische Trägheit bereitstellen und die Abhängigkeit von rotierender Masse lösen – eine technologische Innovation, die erneuerbare Energien stabiler macht.
    Batteriespeicher könnten in Sekundenschnelle auf Schwankungen reagieren und das Netz stützen. Ein vielversprechender Ansatz kommt aus der KI: Unternehmen wie Utilidata setzen auf KI-Chips, etwa in Kooperation mit Nvidia, um Netzdaten in Echtzeit zu analysieren und Lastspitzen intelligent zu managen. Diese Technologie könnte erneuerbare Energien nahtlos in ein stabiles Netz integrieren – ein Hoffnungsschimmer für die Energiewende.

Energiekrise in Spanien als europäischer Weckruf

Die Energiekrise in Spanien ist ein klarer Fingerzeig: Europa ist haarscharf an einer Katastrophe vorbeigeschrammt. Die drei Helden – französische AKWs, der ENTSO-E-Netzaufseher und Spaniens Dieselgeneratoren – haben Schlimmeres verhindert, doch die Schwächen bleiben. Die Energiewende braucht nicht nur grüne Energie, sondern auch robuste Netze, die sie tragen. Mit besserer Vernetzung, Speichern, synthetischer Trägheit und innovativen Technologien wie KI können wir die Zukunft sichern – aber die Zeit drängt.

Im europäischen Verbund mit den rotierenden Massen aus dortigen Kraftwerken hätte der Frequenzabfall mit hoher Wahrscheinlichkeit kompensiert werden können. Europas Netze ganzheitlich zu denken, macht also besonders viel Sinn – besonders für Spanien und Portugal sowie Frankreich.

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Quelle EL DIA X (Jason) El Pais
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% S Kommentare
  1. Bernd sagt

    Also diese Diskussion war sehr spannend. Ein Lob an die Akteure. Größtenteils sehr sachlich.
    Warum ich für die Erneuerbaren bin. Weil die Technik so weit ist, das sie einfach konkurrenzlos preiswert ist. Selbst wenn sie genauso teuer wäre wie Kohle und Atom. Würde ich mich für die Erneuerbaren entscheiden.
    Warum.
    1. Der Strom aus Kohle ist dreckig und sehr ungesund für die Umwelt. Fragt mal in china nach. Ich selbst habe es noch 1970 hier im Ruhrgebiet erlebt. Die Luft war an manchen Tagen so schlecht, das viele Menschen krank wurden. Das will ich jetzt nicht weiter ausführen. Das ist sehr bekannt.
    2. Atomstrom darf überhaupt kein Thema sein, weil die Überbleibsel, der radioakive Müll so teuer ist zu entsorgen, das es wirtschaftlich und auch ökologisch keinen Sinn macht. Wir zahlen noch in Jahren für die Reste unserer Atomindustrie. Auch ist der Bau eines A-Kraftwerks sündhaft teuer. Macht wirklich keinen Sinn.
    3. in spätestens 25 Jahren wird sich keiner mehr Gedanken machen. Die Erneuerbaren werden so leicht zu scalieren sein, auch die sicherung der Netze und der Netzstabilität wäre kein Problem. Nur die großen Energieversorger möchte es lieber selber machen und nicht den anderen überlassen mit Strom Geld zu verdienen. Das ist der Haken. Man sieht die riesigen Anträge für Batteriegroßspeicher, die einfach auf dem Stapel liegen und man hat den Eindruck, das nichts wirklich schnell genehmigt wird. Aber egal.
    4. Warum zum Beispiel ist Spanien nicht mit dem europäischen Verbund gekoppelt. Die sind nicht zu blöd um ein Kabel zu legen. Siemens hätte es sofort gemacht, kann ich mir vorstellen. Es war nicht gewünscht. Das sollte die Politik einfach mal durchsetzten. Aber die Atomlobby und kohlelobby und auch die Energieversorger, legen, in meinen Augen, überall Steine in den Weg. Alleine was der Ausfall gekostet hat. Da hätte man wahrscheinich schon 2 Kabel mit 5 GW Leitungsdurchfluss bekommen.
    Es geht nicht nur um die Erderwärmung. Es geht eben auch um die Wirrtschaftlichkeit, die Umwelt und Gesundheit. In meinem Verständnis gibt es für die regenerativen Energien überhaupt keine Alternative. Was interessiert die Erderwärmung zum beispiel für einenr der nur Geld machen will. Ja und da sind die regenerativen eben viel günstiger. Das sie Erderwärmung dadurch noch gebremst wird ist ein Aspekt der noch neben bei anfällt. Um so besserl.Ich kann es immer noch nicht verstehen, das Menschen auf Kohle setzen wollen. Es sind nur Menschen die ihren Job behalten wollen oder sehr viel Geld damit verdienen können, weil sie irgendwo große Schürfrechte haben. Aber für den Normalverbraucher macht es keinen Sinn.

    1. Martin Jendrischik sagt

      Hallo Bernd,

      vielen Dank für den Kommentar, dem ich zustimme.

      Apropos: Leitung zwischen Spanien und Frankreich – mittlerweile wird eine Leitung gebaut (5 GW). Aber, wie Tagesspiegel Background im März 2024 berichtet, wurde diese Leitung viele Jahre lang von der Atomlobby in Frankreich blockiert: https://background.tagesspiegel.de/energie-und-klima/briefing/frankreich-behindert-gruenstrom-aus-spanien

      Das wirft leider kein gutes Licht auf die Atomlobby in Frankreich.

      Viele Grüße,
      Martin Jendrischik

    2. Bernd sagt

      Ist schon klar, wenn der Strom preiswert aus Spanien kommt, wozu braucht man dann noch Atomstrom. Zumal man bald überall Großspeicher haben wird, aber nur wenn die Polítik das nicht wieder vermasselt. 226 Gigawatt Speicher sind beantragt, wahrscheinlich sind es sogar schon üer 300 GW, alleien in deutschland. In china hat man den Durchbruch mit “ Salzbatterien gemacht“. Sie halten die Kapazität auch sehr gut bei niedrigen Temperaturen. Sie fangen schon mit der Seriengroßproduktion für Autos an. Das Frankreich noch Atomreaktoren braucht für die Kernwaffen um Plutonium herzustellen, kann ich mir vorstellen. Das heißt aber nicht, das man unbedingt Atommeiler zur Netzstabilisation braucht. Auf jeden Fall gibt es nur einen Grund, warum Kohle und Atom immer noch beworben wird, Weil man als kleiner Mann kein Kohlekraftwerk besitzt und auch kein Atomkraftwerk. So sind die großen Energieversorger mittlerweile dabei große Windkraftwerke mit Milliarden zu bauen, um dann den Strommarkt wieder zu beherrschen. Nur da hat man wohl nicht mit den vielen Bauern gerechnet, die sowohl das land und auch die Mittel hatten. Und genauso ist es mit der Solarenergie. Deswegen versuchen sie die dezentralisierung der Netze zu blockieren. Sie wollen die großen Backboones haben, damit sie die Netzentgelte bestimmen können. Der Strom ist nicht so teuer in der Produktion und Speicherung. Also warum überhaupt noch so weit transportieren. Und da gibt es wieder nur einen Grund. Sie wollen, die Netzbetreiber der großen Energieversorger, sich nicht die Butter vom Brot nehmen lassen.

  2. Guido Scholzen sagt

    Bei dem Blackout sollte eines bedacht werden:
    Dieser war um 12.30 Uhr, also am Mittag, wenn die Sonne am kräftigsten scheint. Dann müsste es, der grünen Energiewende-Theorie nach, genug Strom geben, denn das ist ja das Ziel der grünen Schlümpfe: soviel Strom aus Wind+Sonne wie möglich.
    ok, dann zählen wir mal 1 und 1 zusammen: Warum war denn dieser übermäßig vorhandene Sonnenstrom nicht in der Lage, die Stromversorgung wieder herzustellen?
    Weil das ein Grund war, dass dieser Blackout überhaupt geschehen konnte!

    Die Technik dahinter:
    Es muss bedacht werden, dass der „Iberian Blackout 2025“ durch zu geringe Netzträgheit („low inertia“) begünstigt wurde. Das bedeutet, dass im Stromnetz zu wenig rotierende Masse aus klassischen Kraftwerken vorhanden war, um Frequenzschwankungen abzufedern. Dadurch konnte das Netz auf plötzliche Störungen nicht stabil genug reagieren, was zum großflächigen Stromausfall führte.

    „Langfristig: Die Energiewende klug gestalten“😂 Der Witz ist gut!
    Pumpspeicherkraftwerke (wohin denn?), Grid-Forming Inverters (auf einmal?)
    Forget it!

    Kritiker der Energiewende haben solche Szenarien von Anfang an vorausgesagt, denn die kennen wirklich die Technik dahinter. Alles andere ist grün-marxistischer Quatsch!

    1. Martin Jendrischik sagt

      Hallo Guido,

      vielen Dank für Ihren Kommentar und den impliziten Verweis auf die Webseite „Die Illusion einer Energiewende“.

      Sie heben wichtige technische Aspekte hervor, insbesondere die Rolle der Netzträgheit beim „Iberian Blackout 2025“. Ich möchte Ihre Argumente aufgreifen, die physikalischen und technischen Grundlagen klären – ein Anspruch, den Ihre referenzierte Webseite betont – und die im Artikel vorgeschlagenen Lösungen verteidigen.
      Netzträgheit und der Blackout:
      Sie haben recht, dass mangelnde Netzträgheit („low inertia“) eine Rolle spielte (wie ich in meinen Artikeln auch anmerkte). Mit einem Solaranteil von 73 % zur Mittagszeit fehlte es dem spanischen Netz an rotierender Masse, die in konventionellen Kraftwerken (z. B. Kohle, Gas, Kernkraft) durch schwere Turbinen bereitgestellt wird. Diese Trägheit stabilisiert die Netzfrequenz (50 Hz) bei plötzlichen Störungen. Als eine initiale Störung – vermutlich ein Defekt in einer Leitung oder einem Umspannwerk – auftrat, schalteten sich Solaranlagen automatisch ab, da ihre Wechselrichter auf Frequenzabweichungen mit Abschaltung reagieren, um Schäden zu vermeiden. Dies führte zu einem Verlust von ca. 15 GW, was die Frequenz weiter destabilisierte und den Blackout auslöste. Ihr Punkt ist also korrekt: Netze mit hohem Anteil erneuerbarer Energien sind anfälliger für solche Kaskadeneffekte.

      Dies ist jedoch kein Argument gegen die Energiewende, sondern eine technische Herausforderung, für die es Lösungen gibt. U.a. den Bau von Speichern mit/an Mittelspannungs-Trafos.

      Warum konnte der Sonnenstrom die Versorgung nicht stabilisieren?
      Sie fragen, warum der „übermäßig vorhandene Sonnenstrom“ den Blackout nicht verhinderte. Der Grund liegt in der Funktionsweise moderner Netze: Solaranlagen liefern Strom, sind aber nicht darauf ausgelegt, Frequenzschwankungen aktiv zu kompensieren, da sie keine rotierende Masse besitzen. Ihre Abschaltung war eine Schutzmaßnahme, um das Netz und die Anlagen selbst vor Schäden zu bewahren. Das Problem war also nicht die Menge des Sonnenstroms, sondern das Fehlen von Pufferkapazitäten und moderner Netztechnologie, die solche Störungen abfangen können. Genau hier setzen die im Artikel vorgeschlagenen Maßnahmen an.

      Kritik an den Lösungen:
      Sie verspotten die vorgeschlagenen Lösungen wie Pumpspeicherkraftwerke („wohin denn?“) und Grid-Forming Inverters („auf einmal?“). Lassen Sie mich zeigen, dass diese Technologien auf physikalischen und technischen Grundlagen basieren und bereits in der Praxis erprobt werden:
      Pumpspeicherkraftwerke: Spanien verfügt über bestehende Anlagen wie La Muela II oder Tajo de la Encantada, die Strom speichern und bei Bedarf in Sekunden freisetzen können, um Frequenzschwankungen auszugleichen. Neue Projekte sind zwar aufwendig, aber machbar, wie Beispiele in Norwegen oder der Schweiz zeigen. Pumpspeicher sind eine bewährte Technologie, die physikalisch robust ist und Netzstabilität unterstützt.

      Grid-Forming Inverters: Diese Wechselrichter sind keine Zukunftsmusik. Sie können synthetische Trägheit erzeugen, indem sie die Netzfrequenz aktiv stabilisieren, ähnlich wie ein virtuelles Kraftwerk. Pilotprojekte in Australien (z. B. Hornsdale Power Reserve) und Deutschland zeigen erste Erfolge. Die Technologie ist noch nicht flächendeckend im Einsatz, aber ihre Entwicklung ist ein logischer Schritt, um erneuerbare Energien stabil zu integrieren.

      Batteriespeicher und KI: Batteriespeicher wie Teslas Megapacks reagieren in Millisekunden auf Schwankungen und werden weltweit eingesetzt. KI-basierte Netzsteuerung, etwa durch Unternehmen wie Utilidata, optimiert die Lastverteilung in Echtzeit. Diese Technologien sind praxiserprobt und physikalisch fundiert.

      Zur ideologischen Kritik:
      Die Webseite, auf die Sie sich beziehen, kritisiert die Energiewende als politisch motiviert und die Theorie des menschengemachten Klimawandels als „zweifelhaft“. Ich möchte mich auf die technische Diskussion konzentrieren, da Sie und die Webseite die Bedeutung physikalischer Grundlagen betonen. Die Energiewende ist nicht „alternativlos“, sondern eine Antwort auf reale Herausforderungen wie Ressourcenknappheit und Umweltbelastung. Ihre technische Umsetzung erfordert jedoch Präzision, wie der Blackout zeigt. Die vorgeschlagenen Lösungen – von Pumpspeichern bis KI – basieren auf Ingenieurskunst und Physik, nicht auf Ideologie. Kritik an ihrer Skalierung oder Kosten ist berechtigt, aber sie als „Quatsch“ abzutun, ignoriert die Fortschritte in der Energietechnik.

      Der Blackout in Spanien hat Schwächen in Netzen mit hohem Anteil erneuerbarer Energien offenlegt. Doch diese Schwächen sind nicht unlösbar. Technologien wie Grid-Forming Inverters, Pumpspeicher und Batteriespeicher bieten physikalisch fundierte Lösungen, die in vielen Ländern bereits erfolgreich sind. Eine kluge Energiewende erfordert Investitionen und Zeit, aber sie ist technisch machbar.

      Ich lade Sie ein, die Diskussion fortzusetzen – gerne auf Basis der Physik, wie Sie es selbst fordern.

      Mit freundlichen Grüßen,
      Martin Jendrischik

    2. Guido Scholzen sagt

      Herr Jendrischik,
      auf physikalischer Basis, absolut ok!
      Aber dann bitte auch auf marktwirtschaftlicher Basis.

      Aber mich interessiert auch das Thema Klima.
      Natürlich wird es wärmer. Das bestreite ich nicht, denn das Klima hat sich immer geändert. Ich hab diesen Kram ja auch mal geglaubt, habe sogar Infos übers Klima bis 1985 zurück. Und bevor ich ein Skeptiker wurde, habe ich sogar ne Fotovoltaik aufs Dach bauen lassen, war gegen Atomkraft, „freute“ mich regelrecht auf Ausbau der Windkraft, um Kernkraft zu ersetzen, wollte immer mehr Biomasse zur Verstromung sehen (wohne hier auf dem Lande)… Ich war nie ein Grüner, vertrat aber deren Ansichten. Ich war wirklich politisch korrekt.
      ABER dann gab es Zeitungsartikel um 2005-2010, wonach die Klimaerwärmung nicht so schnell anstieg, wie es der IPCC vertrat. Der IPCC vertrat u.a. die Ansichten des Klimatologen Michael E. Mann, siehe Hockeyschläger-Kurve.
      Und dann verglich ich mal alle Werte zusammen, und vieles widersprach sich.
      Uns wurde seit Ende der 1990er Jahre beigebracht, dass 15°C die ideale Durchschnitts-Temperatur für unseren Planeten wäre. Es wurde bis 2010 rauf und runter gepredigt, von Quarks&Co bis Lesch.
      Prof. Mojib Latif gab sogar eine offizielle Berechnung raus.
      „Die Bedeutung der Strahlungsbilanz“ (3 Minuten)
      https://www.youtube.com/watch?v=KBaQmhePR5E

      …und Andere, doch das Ganze hat einen Haken:
      DIESE IDEALEN 15°C WURDEN ERST JETZT ERREICHT.
      https://www.youtube.com/watch?v=IgzougewOhs
      vor 10 Jahren wurden noch ab und zu davon gesprochen, über diese gemessene globale Mitteltemperatur.
      Globaltemperatur 2016 bei 14,8°C (ZDF)
      https://www.youtube.com/watch?v=9EsBc3CgF4A

      Eenn ich bei Copernicus (EU-Klimawandeldienst) nachlese, steht da:
      „Im Jahr 2023… mit einem Jahresmittelwert von 14,98°C einen neuen Rekord aufstellte…“
      https://www.copernicus.eu/de/node/47936

      Also, wenn diese 15°C jetzt erst erreicht wurden, dann war es doch noch vorher zu kalt auf unserem Planeten oder?
      Das ist einer der Gründe, warum ich skeptisch mit dem ganzen umgehe.

      FRAGE:
      Wenn das Klima wirklich durch vom Menschen emittiertes CO2 geschädigt wird, warum müssen wir dann eine Energiewende installieren, die niemals funktionieren wird?

      Antwort:
      Es gibt kein Klimaproblem. Und die Energiewende ist ein Experiment, das jetzt schon gescheitert ist.
      Die grüne Religion besteht wie alle Religionen nicht nur aus Glauben sondern ABERGLAUBEN.

    3. Martin Jendrischik sagt

      Hallo Guido, da bin ich durchaus bei Ihnen. Die disruptiven Kräfte, die wir bei Solarenergie, Batterien oder Windkraft sehen, sind ja marktwirtschaftlich. Und sie sind für uns ein Geschenk, weil wir dadurch von den fossilen Energieträgern weg kommen.

      Aber ja: Staaten verpassen häufig den Zeitpunkt zwischen Anschubfinanzierung und Zurückziehen. Das ist nicht besonders effizient dann – aber auf der anderen Seite ist ständige Hü-und-Hott-Politik mit fortlaufender Verunsicherung der Markt-Akteure auch grotesk falsch (Stichwort: Wärmepumpe).

      Von dem Gedanken, in einer idealen Welt zu leben, muss man sich leider verabschieden.

      Viele Grüße,
      Martin Jendrischik

    4. Martin Jendrischik sagt

      Nochmal hallo Günter,

      vielen Dank für Ihre ausführliche Nachricht und Ihre Offenheit, Ihre Sichtweise zu teilen.

      Ich verstehe Ihre Skepsis, die aus widersprüchlichen Informationen und einer früheren Überzeugung für Umweltschutzmaßnahmen resultiert. Lassen Sie mich auf Ihre Argumente eingehen, insbesondere auf die Themen Michael E. Mann, die 15-Grad-Mitteltemperatur und die Energiewende, um Ihre Frage nach dem Sinn der Energiewende zu beantworten.

      Zu Michael E. Mann und der Hockeyschläger-Kurve
      Sie erwähnen die Hockeyschläger-Kurve von Michael E. Mann und Ihre Zweifel, die durch Artikel zwischen 2005 und 2010 verstärkt wurden, die eine langsamere Erwärmung suggerierten. Die Hockeyschläger-Kurve, veröffentlicht 1999, zeigt stabile Temperaturen über Jahrhunderte, gefolgt von einem schnellen Anstieg seit der Industrialisierung. Diese Darstellung wurde intensiv geprüft und durch unabhängige Studien bestätigt, z.B. durch das PAGES 2k Consortium (2019), das globale Temperaturrekonstruktionen aus verschiedenen Quellen (z.B. Baumringe, Korallen) analysierte. Die Kurve ist kein Produkt eines Einzelnen, sondern spiegelt den wissenschaftlichen Konsens wider, dass die aktuelle Erwärmung beispiellos ist und mit dem Anstieg der CO2-Konzentration (von 280 ppm auf über 420 ppm) zusammenhängt.

      Die von Ihnen erwähnte „Verlangsamung“ der Erwärmung (oft als „Hiatus“ bezeichnet, ca. 1998–2012) war eine kurzfristige Fluktuation, die durch natürliche Variabilität wie El Niño/La Niña erklärt wird. Langfristig ist die Erwärmung unbestreitbar: 2023 war mit 14,98°C das wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen (Copernicus, 2024). Manns Arbeit wurde trotz Kontroversen – oft angeheizt durch gezielte Desinformationskampagnen – durch Peer-Reviews und nachfolgende Forschung validiert. Seine Kurve bleibt ein Eckpfeiler der Klimawissenschaft, weil sie auf reproduzierbaren Daten basiert.

      Zur 15-Grad-Mitteltemperatur
      Sie argumentieren, dass die „idealen“ 15°C erst kürzlich erreicht wurden, was die Frage aufwirft, ob es vorher „zu kalt“ war. Die Idee einer „idealen“ Temperatur von 15°C ist jedoch eine Vereinfachung, die in Medien wie „Quarks & Co“ oder bei Prof. Mojib Latif vorkam, aber kein wissenschaftlicher Standard ist. Die globale Mitteltemperatur lag vor der Industrialisierung bei etwa 13,8–14°C. Der Anstieg auf 14,98°C (Copernicus, 2023) zeigt eine Erwärmung von etwa 1,2°C, was mit den IPCC-Prognosen übereinstimmt.
      Entscheidend ist nicht, ob 15°C „ideal“ sind, sondern dass unsere Zivilisation – Landwirtschaft, Städte, Infrastruktur – an das stabile Klima des Holozäns (letzte 10.000 Jahre) angepasst ist. Eine schnelle Erwärmung, wie wir sie erleben, führt zu Extremwetter, Meeresspiegelanstieg und Ernteausfällen, wie der IPCC-Bericht (AR6, 2021) dokumentiert. Es geht also nicht darum, dass es „zu kalt“ war, sondern dass die Geschwindigkeit der Veränderung Ökosysteme und Gesellschaften überfordert. Ihre Skepsis ist nachvollziehbar, wenn Medien vereinfacht kommunizieren, aber die Wissenschaft zeigt klar: Anthropogenes CO2 treibt diese Erwärmung, und die Folgen sind messbar.

      Zum Sinn der Energiewende
      Sie bezeichnen die Energiewende als gescheitertes Experiment und „grüne Religion“. Ich verstehe, dass die Umsetzung – hohe Kosten, Netzprobleme, Bürokratie – Zweifel weckt. Doch die Energiewende ist kein Glaubenskonstrukt, sondern eine rationale Antwort auf ein physikalisches und wirtschaftliches Problem.
      Lassen Sie mich dies auf physikalischer und marktwirtschaftlicher Basis erklären:

      Physikalische Basis: CO2 ist ein Treibhausgas, das Infrarotstrahlung absorbiert und die Erde erwärmt. Ohne Emissionsreduktion droht eine Erwärmung von 3–5°C bis 2100, mit katastrophalen Folgen (IPCC, 2023). Die Energiewende zielt darauf ab, fossile Brennstoffe durch erneuerbare Energien zu ersetzen, um die CO2-Emissionen zu senken. In Deutschland sank der CO2-Ausstoß im Energiesektor seit 1990 um etwa 40 %, während der Anteil erneuerbarer Energien auf über 50 % stieg (Umweltbundesamt, 2024). Das zeigt, dass der Ansatz funktioniert, auch wenn Herausforderungen bleiben.

      Marktwirtschaftliche Basis: Erneuerbare Energien sind heute wettbewerbsfähig. Die Kosten für Solar- und Windenergie sind seit 2010 um 80–90 % gesunken (IRENA, 2024). Fossile Energien verursachen hohe externe Kosten – z. B. Gesundheitsschäden durch Luftverschmutzung (geschätzt 4,5 Billionen USD jährlich weltweit, OECD) oder Schäden durch Klimafolgen –, die in einer marktwirtschaftlichen Betrachtung berücksichtigt werden müssen. Die Energiewende schafft zudem Arbeitsplätze (in Deutschland über 300.000 in der Erneuerbaren-Branche) und reduziert die Abhängigkeit von fossilen Importen, wie die Energiekrise 2022 zeigte. Länder wie Dänemark (80 % Wind- und Solarenergie) beweisen, dass eine weitgehend erneuerbare Versorgung möglich ist.

      Machbarkeit: Technologische Fortschritte lösen viele Probleme. Batteriespeicher, grüner Wasserstoff und intelligente Netze skalieren weltweit. In Spanien, das Sie in Ihrem Kontext erwähnten, decken erneuerbare Energien bereits über 50 % des Strombedarfs (Red Eléctrica, 2024). Netzstabilität und Speicherung sind Herausforderungen, aber lösbar, wie Pilotprojekte zeigen. Die Energiewende ist kein „Experiment“, sondern eine Transformation, die bereits Fortschritte erzielt.

      Antwort auf Ihre Frage
      Sie fragen, warum wir eine Energiewende brauchen, wenn sie „niemals funktionieren wird“. Die Energiewende ist kein Allheilmittel, aber die Aussage, dass sie gescheitert ist, greift zu kurz. Sie ist ein notwendiger Schritt, um die CO2-Emissionen zu reduzieren und die Folgen der Erwärmung zu begrenzen. Ohne sie wären die Kosten – wirtschaftlich, gesellschaftlich, ökologisch – weit höher. Die Wissenschaft zeigt ein reales Klimaproblem, und die Energiewende ist eine pragmatische, wenn auch komplexe Lösung. Perfekt ist sie nicht, aber sie ist machbar und notwendig.

      Ihre Skepsis basiert auf widersprüchlichen Informationen, was verständlich ist, angesichts der oft vereinfachten Medienberichte. Ich empfehle, Primärquellen wie den IPCC-Bericht (AR6, auf Deutsch verfügbar) oder Copernicus-Daten zu prüfen, um Klarheit zu gewinnen. Falls Sie spezifische Punkte – z.B. zur Hockeyschläger-Kurve oder Energiewende-Kosten – vertiefen möchten, stehe ich für eine Diskussion bereit.

      In diesem Sinne – viele Grüße aus Leipzig,
      Martin Jendrischik

    5. Roberto Rotondo sagt

      Warum passierte es in einem Land, dass auf AKWS setzt? Die Ursache ist noch nicht geklärt, aber die Energiewende ist schuld.
      Populismus!
      AKW sind gefährlich und teuer! Fällt der Strom aus, werden sie brandgefährlich.

      Hier ein weiteres, aktuelles Beispiel:

      https://www.woz.ch/0631/akw-in-schweden/30-minuten-bis-zum-super-gau

    6. Martin Jendrischik sagt

      Hallo Roberto,

      vielen Dank für Ihre Nachricht.

      Die Ursache für den iberischen Blackout steht nach meiner Kenntnis bislang nicht fest. Daher versuche ich, hierzu auch nicht zu spekulieren.

      Heute gibt es interessante Analysen u.a. von Leonhard Probst von Fraunhofer ISE, die ich hier auf Facebook zusammengefasst habe. Hier ist der Tenor, dass es ein ähnliches „Netzproblem“ schon vor Jahren gab, als fossile Kraftwerke dominierten. Probst schließt daraus, dass es ein Problem war, das nichts mit dem Strommix zu tun hat.
      Am Montag um 17 Uhr gibt es von ihm und seinem Professor Bruno Burger ein Webinar, das jeder besuchen kann, zu diesem Thema.
      Hier der Link zu meinem Facebook-Post: https://www.facebook.com/cleanthinking/posts/pfbid03Bh7U9Jw3UQ17P34EUEp5QrUahsN7eMuDtHH98mwTpajoEAnQDUHr6ADxhzrhDyul

      Beste Grüße,
      Martin Jendrischik

  3. Klaus sagt

    Martin, danke für desen Beitrag.

    1. Martin Jendrischik sagt

      Sehr gerne, Klaus.

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