Moveon Energy baut und betreibt den 650-Megawatt-Energiepark Witznitz – Signal Iduna hat den Solarpark gekauft. 1,1 Millionen Photovoltaikmodule als touristische Attraktion?
Heute gibt es Aussichtspunkte rund um die gigantischen Braunkohle-Tagebaue im Südraum von Leipzig. Doch der Ort Neukieritzsch, der an den mittlerweile stillgelegten Tagebau Witznitz grenzt, wird bis Ende 2023 um eine saubere Attraktion reicher: Dort entsteht mit dem Energiepark Witznitz jetzt einer der oder der größte Solarpark Europas. Die 1,1 Millionen Photovoltaikmodule sollen bis Ende 2023 verbaut werden – insgesamt geht es um eine Leistung von 650 Megawatt.
Der Energiepark Witznitz wird sich rund 30 Kilometer südlich von Leipzig über die Gemeinde Neukieritzsch sowie die Städte Böhlen und Rötha erstrecken. Diese Woche wurde der erste Spatenstich gesetzt. Im Südraum von Leipzig, einst vor allem bekannt für große Braunkohle-Vorkommen, entsteht durch Privatunternehmen initiiert Europas wahrscheinlich größter Solarpark. Passend zur Region entsteht der Park im ehemaligen Braunkohletagebau direkt am Hainer See auf einer Fläche von insgesamt 650 Hektar, davon 500 Hektar zusammenhängend und weitere 150 Hektar Ausgleichsfläche.
Der Energiepark Witznitz soll bereits zum zweiten Quartal 2023 mit Solarmodulen ausgestattet werden. Die Gesamtleistung entspricht dem Durchschnittsverbrauch von 200.000 Vier-Personen-Haushalte.
Allerdings: Trotz Spatenstich mit Besuch von Ministerpräsident Michael Kretschmer und Umweltminister Wolfram Günther steht die endgültige Genehmigung des Solarparks Witznitz noch aus. Es scheint aber keine unüberwindbaren Hürden zu geben. Entlang der Zaunanlagen werden Hecken gepflanzt, um das Gebiet möglichst naturnah zu gestalten.
Insgesamt sollen im ehemaligen Braunkohletagebau Witznitz II rund um den Energiepark 150 Hektar an Ausgleichsflächen geschaffen werden. Auch geplant sind 13 Kilometer Rad- und Reitwege, um die touristische Attraktivität der Region zu heben. Auf bis zu zehn Hektar der Fläche soll zusätzlich die landwirtschaftliche Nutzung getestet werden. Von den 650 Megawatt sollen 45 Megawatt im Portfolio von Projektentwickler Moveon Energy verbleiben.
Aufgrund der Nähe zu bestehender Energieinfrastruktur ist kein umfassender Neubau von Stromtrassen notwendig. Angedacht ist eine Kopplung der erneuerbaren Energieerzeugung mit Verfahren zur Herstellung von grünem Wasserstoff. So ist vorgesehen, einen Wasserstoff-Feststoffspeicher für den Eigenstrombedarf sowie Schnellladestationen für PKW und Fahrräder zu errichten.
Für die Versicherung Signal Iduna ist das Großprojekt ein wichtiger Meilenstein, um dem erklärten Ziel ihrer Nachhaltigkeitsstrategie näher zu kommen, aktiv einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten und langfristig klimaneutral zu wirtschaften. Die erzeugte Solarenergie wird ohne staatliche Förderung mittels langfristiger Stromabnahmeverträge (Power Purchase Agreement – PPA) industriellen und sonstigen Großabnehmern zur Verfügung gestellt werden.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.