Im ersten Halbjahr 2023 sind Wind- und Solaranlagen mit einer Leistung von acht Gigawatt (GW) in Betrieb gegangen.
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck und sein Ministerium sorgen bei der Energiewende 2023 für reichlich Dynamik. Im ersten Halbjahr des Jahres sind Erneuerbare Energien mit einer Leistung von acht Gigawatt in Betrieb gegangen. Aber, das ist der Haken: Bislang boomt vor allem die Photovoltaik, während der Zubau der Windkraft-Kapazität Onshore wie Offshore erst langsam anzieht. Da die Genehmigungsverfahren für die Giganten der Lüfte länger sind, keine große Überraschung. Aber: Das Nord-Süd-Gefälle bei der Windenergie ist eindeutig – obwohl Markus Söder versucht, Bayern zum Windland zu machen.
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Den Status der Energiewende 2023 hat das Internationale Wirtschaftsforum Regenerative Energien IWR auf Basis von Daten der Bundesnetzagentur ermittelt. Von Januar bis Juni 2023 sind in Deutschland neue Wind- und Solaranlagen mit einer Rekordleistung von 8.000 Megawatt (8 GW) in Betrieb gegangen. Vor allem die Solarenergie boomt. Für das Gesamtjahr 2023 rechnet das IWR mit über 15.000 Megawatt an neuer EE-Kraftwerksleistung. Die zusätzliche Stromerzeugung durch den Zubau 2023 erreicht ca. 20 Milliarden Kilowattstunden Strom jährlich.
Nach der IWR-Auswertung boomt vor allem die Solarenergie in Deutschland rund um die Energiewende 2023. Von Januar bis Juni 2023 sind rund 465.000 neue Solaranlagen mit 6.500 Megawatt Leistung (Januar – Juni 2022: 165.000 Anlagen, 3.800 MW) in Betrieb gegangen und produzieren Strom. Das sind so viele wie noch nie in einem Halbjahr. Das ist eine Steigerung der PV-Leistung um 71 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Die hohe Anzahl an neuen Solaranlagen deutet darauf hin, dass der Zuwachs vor allem auf kleinere Privatanlagen entfällt.
Das Bundesländer-Ranking „Solarenergie-Zubau“ zur Jahres-Halbzeit führt Bayern an:
- Bayern mit rd. 1.600 MW
- Nordrhein-Westfalen (1.000 MW)
- Baden-Württemberg (900 MW)
- Niedersachsen (630 MW)
- Brandenburg (430 MW).
Das Bundesland mit der höchsten absoluten PV-Zubaudynamik ist derzeit Nordrhein-Westfalen. Hier kletterte die PV-Zubauleistung von rund 420 MW (1. Halbjahr 2022) kräftig um 580 Megawatt auf 1.000 Megawatt im ersten Halbjahr 2023.
Das berichtet der SWR unter Berufung auf Daten der Bundesnetzagentur. Insgesamt wurden demnach im ersten Halbjahr 627 neue Windkraftanlagen genehmigt. Dabei seien in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Schleswig-Holstein jeweils mehr als 100 neue Zulassungen erteilt worden – in Bayern hingegen nur drei. Die höchste Zahl gab es in Nordrhein-Westfalen mit 182 neuen Anlagen.
Das Bundeswirtschaftsministerium erklärte zuletzt, man sehe insbesondere in Norddeutschland einen positiven Trend bei den Genehmigungen. Der Ausbau müsse dennoch weiter beschleunigt werden.
Windenergie 2023: Flaute in Bayern, Dynamik im Norden
Auch im Sektor Wind greifen die Maßnahmen des Bundeswirtschaftsministeriums – allerdings vor allem im Norden, bislang nur rhetorisch in Bayern. In den ersten sechs Monaten 2023 sind knapp 350 neue Windkraftanlagen mit rd. 1.750 Megawatt Leistung in Betrieb gegangen, davon entfallen 1.520 Megawatt auf die Windenergie an Land (Januar – Juni 2022: 990 MW) und 230 Megawatt Offshore-Windkraftleistung (Januar – Juni 2022: 0 MW).
Beim Bundesländer-Ranking sieht die Energiewende 2023 so aus:
- Schleswig-Holstein mit rund 580 Megawatt neuer Windkraftleistung
- Niedersachsen: 230 Megawatt
- Nordrhein-Westfalen 200 Megawatt
- Brandenburg 150 Megawatt.
Gar keine neue Windkraft-Erzeugung gibt es indes in Sachsen und Thüringen zu vermelden. Und Bayern?
Markus Söder und die Windenergie ist eine Hassliebe. Seit wenigen Wochen will der Ministerpräsident Bayerns, der im Oktober wiedergewählt werden möchte – und aktuell nicht zu „grün“ erscheinen möchte – das Windland Nummer 1 werden. Wie das gelingen soll, ist selbstredend vollkommen schleierhaft. Doch der Druck ist immens, weil die Bayerische Wirtschaft, der Koalitionspartner Hubert Aiwanger und zuletzt auch Bürgermeister („Zusammen erfolgreich erneuerbar“) immer wieder mehr Dynamik bei der Windkraft forderten.
Neueste Söder-Rhetorik zur Energiewende 2023? Der Staatswald werde zu „unserer Nordsee“ werden, was die Windkraft betreffe, so der Bayerische Ministerpräsident. Bayern werde in wenigen Jahren die Nummer Eins unter den Bundesländern bei Onshore-Windkraftanlagen werden. Bei der Offshore-Windkrafterzeugung könne man als Binnenland freilich nicht mithalten.
Vom bisherigen Zubau- und Genehmigungsvolumen im Jahr 2023 entfielen beim Zubau der Windenergie somit lediglich 7,8 Prozent sowie bei den Genehmigungen nur 4,5 Prozent auf die Südregion mit Bayern und Baden-Württemberg – für Bayern entspricht das zwei genehmigten Anlagen.
Immerhin: Im Landkreis Altötting entsteht der größte Wald-Windpark Süddeutschlands. Projektpartner ist die Qair Deutschland GmbH. Das Unternehmen mit Sitz in München hatte das Auswahlverfahren für den Windpark im Chemiedreieck gewonnen; am 23. Mai wurden die Verträge unterzeichnet. Von 40 Windrädern wird grüner Strom für unser bayerisches Chemiedreieck kommen. Ein Anfang für die seit einem Jahr angekündigten 1.000 Windräder in Bayern bis 2030.
Energiewende 2023 in Bayern: „CSU blockiert und verzögert“
Die grüne Spitzenkandidatin Katharine Schulze ist von Söders Rhetorik rund um die Energiewende 2023 in Bayern nicht überzeugt: „Die CSU blockiert und verzögert den Ausbau der Windkraft weiter mit erschreckender Konsequenz. Für unseren Wirtschaftsstandort brauchen wir schnell günstige und saubere Energie. Bayern braucht dringend einen Wind-Turbo.“
Der bisherige Ausbau der Windkraft verlaufe im Schneckentempo. Bayern brauche eine Regierung die voran geht. Und nicht im Weg stünde, so Schulze.
Energiewende 2023-Bilanz mit Sonnen und Schatten
Die Bilanz der Energiewende 2023 im ersten Halbjahr des Jahres hat somit Sonnen- und Schatten-Seiten. Mehr Dynamik ist zwingend erforderlich. Deutschland ist dank Habeck im Plan für 15 Gigawatt Zubau erneuerbarer Energien – bei der Windkraft ist aber entscheidend, dass die derzeitige Lücke nicht zu groß wird. Denn dann sind nicht 5 Windräder pro Tag nötig, sondern sieben oder acht.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.