Hooghhkamer Voorhout: Plusenergiehäuser mit Photovoltaikanlagen, intelligentes Energiemanagement und ein batteriebetriebener Schnelllader für gemeinschaftlich genutzte Elektroautos.
Im Wohngebiet Hooghkamer Voorhout in den Niederlanden wird gerade ein Quartiersprojekt umgesetzt, das Vorbildcharakter für die Energiewende in vielen Wohngebieten haben könnte. Jetzt bekam das neue Wohngebiet eine Nachbarschaftsbatterie geliefert. Dabei handelt es sich um ein batteriebetriebenes Schnellladegerät von Kreisel Electric aus Österreich, das den überschüssigen Solarstrom des Quartiers speichert, und an Elektroautos abgibt. Beteiligt am Energiewende-Projekt sind auch EF-Concepts und Mercedes-Benz Niederlande.
Mit dem Projekt Hooghkamer Voorhout zeigen die Beteiligten, wie dezentrale Energieversorgung mit Erneuerbaren Energien und Elektromobilität gedacht werden sollte: Von unten. Denn jedes Quartier, das nicht über die öffentlichen Netze mit Strom versorgt werden muss, schafft Kapazitäten in den Stromnetzen, um etwa die elektrische Energie gezielt von der Küste in die Industrieregionen zu bringen.
Ausgedacht hat sich das Energiekonzept Adriaan Harthoorn, Geschäftsführer von EF-Concepts: „Dies ist eine Grundlage für die Energiewende und das ist es, was wir brauchen.“ Das Bauunternehmen Van der Hulst Bouwbedrijf hat im Quartier 17 nachhaltige Plusenergiehäuser errichtet, die mehr Energie erzeugen als die Bewohner verbrauchen. Möglich machen es die Dach-Photovoltaikanlagen.
Die Häuser sind in einem lokalen Smart Grid miteinander verbunden, und können über das Energiemanagementsystem von EF-Concepts sich gegenseitig mit Energie versorgen. So versorgen in einem Moment starke Gebäude solche Häuser, die gerade den größten Energiebedarf haben. Durch den Zusammenschluss vieler Gebäude werden Schwankungen bereits ausgeglichen.
Der Batteriespeicher fungiert als Puffer und Speicher und gibt die gespeicherte Energie an die beiden elektrischen Mercedes Benz-Fahrzeuge weiter, die sich die Nachbarschaft teilt. Die EQA werden an einem zentralen Ort im Quartier geparkt und verfügen über eine eigene Schnellladestation mit der Nachbarschaftsbatterie. In der Funktion als Pufferbatterie kann die Nachbarschaftsbatterie in Voorhout gleichzeitig auch netzdienlich arbeiten – und Energie aus dem Netz aufnehmen und wieder abgeben, wenn es wettertechnisch notwendig ist.
„Mit der Zeit können wir diese Energiemanagement-Software auch nutzen, um den Bewohnern Anreize für einen nachhaltigen Umgang mit ihrem Energieverbrauch zu bieten“, sagt Yvonne van der Hulst, Geschäftsführerin von Van der Hulst Bouwbedrijf. „Zum Beispiel mit einer App, die uns sagt, wann der richtige Zeitpunkt ist, das Auto an die Ladestation anzuschließen.“
Maarten van den Oetelaar, Manager Online-2-Offline Operations Benelux bei Mercedes-Benz Niederlande, über das Neubauprojekt: „Dieses innovative Konzept passt perfekt zu unserer Vision einer intelligenten und nachhaltigen Mobilität. Wir laden die Autos direkt mit nachhaltig erzeugter Energie auf, wenn diese (mehr als) ausreichend vorhanden ist. Das ist das eigentliche Ziel.“
Landesweites Vorbild für Neubausiedlungen
„Dieses Konzept kann für jede neue Wohnanlage in den Niederlanden kopiert werden“, sagt Yvonne van der Hulst, Direktorin von Van der Hulst Bouwbedrijf. Die Stärke einer solchen intelligenten Nachbarschaft sei, dass die Pufferung der Solarenergie dazu beiträgt, die Spitzenlasten im Stromnetz zu reduzieren. Das sei einzigartig und eine Premiere für die Niederlande.
Für die Bewohner ist das Energiekonzept eine verlässliche Grundlage: Sie erhalten ihren Strom als Flatrate in Höhe von 25 Euro pro Monat. Sollte es über die Versorgung aller Verbraucher hinaus zusätzliche Stromüberschüsse geben, handelt EF-Concepts mit diesen am Markt. Der Schnelllader von Kreisel mit angeschlossener Batterie belastet das angeschlossene öffentliche Stromnetz kaum, selbst, wenn nicht ausreichend Solarstrom vorhanden ist. Der Anschluss ist ein 55-Kilowatt-Anschluss – die Elektroautos können aber mit bis zu 150 Kilowatt geladen werden.
Die Bewohner des Viertels können die gemeinsam genutzten Autos über eine App nutzen. Die App zeigt an, ob ein EQA verfügbar ist, und die Bewohner können damit das Auto reservieren und sofort nutzen. Die App öffnet und verriegelt auch das Auto.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.