ZfK enthüllt ambitionierte Pläne des Wirtschaftsministeriums: Mehr Dynamik und Flexibilität im Stromsystem.
Die grundlegende Modernisierung des Stromsystems steht mit der EnWG-Novelle 2024 bevor. Das Ziel: Die Energiewende weiter beschleunigen, u.a. durch Digitalisierung. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz unter Robert Habeck (Grüne) plant dafür eine umfassende Novelle des Energiewirtschaftsgesetzes (EnWG). Wie die ZfK exklusiv aus Ministeriumskreisen erfuhr, will Habeck noch im Herbst zahlreiche Maßnahmen auf den Weg bringen, die die Integration der Erneuerbaren Energien verbessern und die Versorgungssicherheit stärken.
Im Zentrum der EnWG-Novelle 2024 steht die digitale Aufrüstung des Stromnetzes. Künftig sollen alle Neuanlagen ab einer Leistung von zwei Kilowatt für die Netzbetreiber digital sicht- und steuerbar sein. Dies ermöglicht es den Netzbetreibern, die Fluktuationen der Erneuerbaren Energien besser auszugleichen und die Netzstabilität zu erhöhen.
Dafür müssen die Netzbetreiber ihre IT-Systeme modernisieren, um den Zustand ihres Netzes jederzeit überwachen und Anlagen bei Bedarf steuern zu können. Regelmäßige Funktionstests für die Fernsteuerung sollen die Zuverlässigkeit des Systems sicherstellen.
Für Bestandsanlagen gilt dabei weiterhin der Bestandsschutz.
Allerdings setzt das Ministerium auf freiwillige Mitwirkung und prüft die Einführung von Bonuszahlungen für Anlagenbetreiber, die ihre Anlagen nachrüsten.
BMWK will in EnWG die Marktsignale verstärken
Gleichzeitig sollen die Marktsignale gestärkt werden, um Anreize für eine flexible Stromerzeugung und -nutzung zu setzen. So sollen auch EEG-vergütete Anlagen künftig an den negativen Strompreisen teilhaben. Zudem soll die Direktvermarktung ausgeweitet werden, bei der Betreiber von Erneuerbaren-Anlagen ihren Strom selbst an der Strombörse verkaufen und so von höheren Erlösen profitieren können.
Um die Direktvermarktung auch für kleinere Anlagen zwischen 25 und 100 Kilowatt attraktiver zu machen, soll die Schwelle für die verpflichtende Direktvermarktung gesenkt und der Prozess durch Digitalisierung vereinfacht werden.
Um die Flexibilität des Stromsystems weiter zu erhöhen, setzt das Habeck-Ministerium auf den Ausbau von Stromspeichern. Um die Attraktivität von Speichern zu erhöhen, plant das Wirtschaftsministerium, PV-Speichern im Eigenheim mehr Möglichkeiten zur Vermarktung zu eröffnen. Auch der Zubau von Großspeichern soll erleichtert werden. Anlagen, die ihren Strom nicht selbst vermarkten, sollen in Spitzenzeiten gekappt werden, um Anlagenbetreiber dazu zu motivieren, sich einen Speicher anzuschaffen.
Mit der EnWG-Novelle 2024 und dem klaren Bekenntnis zum Bestandsschutz schafft Habeck die Voraussetzungen für eine erfolgreiche und faire Energiewende. Die Digitalisierung und die stärkere Marktintegration der Erneuerbaren Energien werden dazu beitragen, dass Deutschland seine Klimaziele erreicht und gleichzeitig eine sichere und bezahlbare Stromversorgung behält.
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Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.