Erneuerbare Gase: Thüga-EVUs machen Dampf bei Wärme- und Verkehrswende
Kommunale Energieversorger fordern Quote für erneuerbare Gase, um konkrete Maßnahmen für Klimaschutz umzusetzen.
63 kommunale und regionale Energieversorgungsunternehmen aus der Thüga-Gruppe haben konkrete Maßnahmen vorgeschlagen, um erneuerbare Gase bis 2030 mit einem signifikanten Anteil in die Netze zu bringen. So soll eine kostengünstige und klimafreundliche Wärme- und Verkehrswende realisiert werden. Kern des 5-Punkte-Katalogs der Versorger ist die Einführung eines verpflichtenden Anteils an erneuerbaren Gasen.
Flankiert werden soll die Quote mit einer CO2-Bepreisung außerhalb des EU-Emissionshandels und dem Aufbau von 15 Gigawatt Power-to-X-Kapazität in Deutschland bis 2030. Für Simone Peter vom Bundesverband Erneuerbare Energien ist der Vorstoß der Thüga rund um erneuerbare Gase ausgesprochen positiv zu bewerten:
Für das Ziel der Treibhausgasneutralität bis 2050 muss selbstverständlich auch das Gasnetz treibhausgasneutral werden. Das heißt, mittelfristig muss der Umstieg von Erdgas und LNG auf Biomethan und andere Erneuerbare Gase gelingen. Im Vergleich zum Stromsektor, wo heute bereits über 40 Prozent der Erzeugung Erneuerbar stattfindet, hinkt der Gassektor auf dem Pfad zur Dekarbonisierung noch deutlich hinterher.
Dr. Simone Peter, BEE Bundesbverband Erneuerbare Energien
Vor diesem Hintergrund sei es bemerkenswert, dass die Branche von sich aus politische Reformen anschiebe und einfordere. Die Initiative der Thüga sei endlich ein konkreter Vorschlag für die Umstellung von klimaschädlichem Erdgas auf klimaneutrale Erneuerbare Gase. Bisher seien aus der Gaswirtschaft eher allgemeine Bekenntnisse gekommen. Dieser Vorschlag solle deshalb jetzt intensiv diskutiert werden, fordert Peter.
Die Quote sieht für Sektoren, deren CO2-Emissionen nicht über den Emissionshandel ausgeglichen werden, einen Anteil erneuerbarer Gase von 25 Prozent bis zum Jahr 2030 vor. Darüber hinaus fordern die Unternehmen einen Preis für CO2-Emissionen in den Sektoren, die nicht unter den Emissionshandel fallen. Dabei soll sich die Höhe des CO2-Preises am EU-Emissionshandel orientieren. Damit würden alle Sektoren beim Ausstoß von CO2 gleichbehandelt.
Mit den von uns vorgeschlagenen Maßnahmen lassen sich die Treibhausgasemissionen insbesondere im Gebäude- und Verkehrsbereich effektiv und effizient senken. Damit könnte Deutschland die drohenden Ausgleichszahlungen beim Verfehlen der CO2-Minderungsziele vermeiden.
Michael Riechel, Vorsitzender des Vorstandes der Thüga Aktiengesellschaft
Erneuerbare Gase über Power-to-X
Neben einem einheitlichen CO2-Preis und einer verpflichtenden Quote schlagen die Branchenvertreter vor, den Anteil von Wasserstoff in der Gasinfrastruktur zu steigern und Power-to-X-Anlagen weiter auszubauen. „Mit Power-to-X können wir die Sektorenkopplung unterstützen, die CO2-Emissionen senken und das Stromnetz entlasten“, so Caspar Baumgart, Vorstandsmitglied der WEMAG AG.
„Die Machbarkeit der Technologie ist längst nachgewiesen, jetzt geht es darum, diese in die Infrastruktur zu integrieren. Das zeigt auch unser Power-to-Gas-Projekt in Freiburg“, unterstreicht Dr. Thorsten Radensleben, Vorstandsvorsitzender der Badenova. „Hier geht es darum, das Thema Wasserstoff-Beimischung im Gasnetz konkret umzusetzen.“
Das Marktanreizprogramm der Power-to-X-Allianz sei dabei ein wichtiger Meilenstein. „Ein Ausbau der Power-to-X-Kapazitäten auf fünf Gigawatt über einen Zeitraum von fünf Jahren ist sinnvoll und notwendig“, ergänzt Dr. Christian Friebe von der Stabsstelle Energiepolitik der Thüga.
Ziel der Unterstützer aus der kommunalen Energie- und Wasserwirtschaft ist es, die politischen Entscheider für die vorgeschlagenen Maßnahmen zu gewinnen. „Mit den Maßnahmen setzen wir uns als kommunale Unternehmen für mehr Klimaschutz und eine erfolgreiche Wärme- und Verkehrswende ein“, sagt Julien Mounier, Vorsitzender des Vorstandes von BS|Energy. „Erdgas, Biomethan und Wasserstoff sowie die bestehende Netzinfrastruktur werden dazu in Deutschland einen wesentlichen Beitrag leisten.“
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.