Erneuerbares Kerosin: Am Flughafen Rotterdam soll Demoanlage entstehen

Erneuerbares Kerosin als wichtiger Schritt, um klimaneutrales Fliegen eines Tages zu ermöglichen.

In Rotterdam könnte die weltweit erste Anlage für erneuerbares Kerosin entstehen: Der Menschheits-Traum vom Fliegen über den Wolken droht angesichts des Drucks, in allen Sektoren Emissionen radikal reduzieren zu müssen, zu zerplatzen. Da rein elektrisches Fliegen noch Jahrzehnte entfernt oder vielleicht nie realisierbar wird, braucht es sinnvolle, schnelle Alternativen. Die Produktion von Kerosin auf Basis von CO2 aus der Umgebungsluft und Ökostrom, kann diese Alternative sein.

Heute gab das Konsortium, angeführt vom Anlagenbauer EDL Anlagenbau und Sunfire, zwar nur die Unterzeichnung eines Kooperationsvertrages mit dem Flughafen Rotterdem Den Haag bekannt – der Standort Niederlande und die Zusammensetzung des Unternehmens-Konsortiums lassen erahnen, dass das Projekt ein Erfolg werden könnte. Zunächst soll eine Studie entstehen, die anschließend in einer Demonstrationsanlage für erneuerbares Kerosin genutzt werden soll.

Im Vergleich zu herkömmlichen, fossilen Jet-Kraftstoffen haben erneuerbare Jet-Kraftstoffe aus der Luft einen deutlich geringeren CO2-Fußabdruck und erzeugt weniger Feinstaub. Das Projekt in Rotterdam stellt somit einen wichtigen Schritt in Richtung einer klimaneutralen Luftfahrtindustrie dar.

In Rotterdam könnte auf dem Gelände des Flughafens eine Demonstrationsanlage für erneuerbares Kerosin realisiertund in Betrieb genommen werden, die jeden Tag 1.000 Liter erneuerbares Kerosin produziert. Es wäre weltweit einzigartig, denn der Plan sieht vor, den Kraftstoff auf Basis von CO2, das vom Cleantech-Unternehmen aus der Luft gefiltert wird, herzustellen. Dazu werden mehrere bereits etablierte Technologien miteinander verknüpft.

Im ersten Schritt wird CO2 aus de Umgebungsluft mit der Technologie des Cleantech-Unternehmens Climeworks gewonnen. Anschließend wird das Gas durch die effiziente Elektrolyse-Technologie des Partner-Unternehmens Sunfire in Synthesegas verwandelt. Im dritten Schritt folgt die Fischer-Tropsch-Synthese des Cleantech-Startups Ineratec, die aus dem Synthesegas synthetische Kohlenwasserstoffe macht.

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Daneben kümmert sich EDL Anlagenbau um den Prozess der Umwandlung dieser künstlichen Kohlenwasserstoffe in Kerosin, das ohne Veränderung von Motoren im Flugzeug verwendet werden kann. Der gesamte Prozess soll dank erneuerbarer Energien nachhaltig sein: Bevorzugt soll der Strom aus den Solarmodulen des Flughafens zur Produktion des erneuerbaren Kerosins verwendet werden.

Erster Kunde möchte erneuerbares Kerosin

SkyNRG, der Weltmarktführer für nachhaltige Flugkraftstofflösungen, ist in diesem Projekt für die Kommerzialisierungsstrategie verantwortlich. Offenbar mit Erfolg: Ein erster Kunde ist mit Transavia bereits gefunden. Transavia beabsichtigt, den eigenen CO2-Ausstoß zukünftig durch den Einsatz erneuerbarer Kraftstoff zu reduzieren.

Die Studie wird das Konzept und das Basic Engineering für die Onsite-Produktion von erneuerbarem Kerosin am Flughafen Rotterdam Den Haag definieren. Es ermöglicht eine Kostenschätzung sowohl für den eigentlichen Bau der Anlage als auch für den Brennstoff selbst, die für die weitere Projektentwicklung entscheidend ist. Der Flughafen Rotterdam Den Haag ist aufgrund seiner Größe und Organisation ein idealer Standort für die Studie. Die Royal Schiphol Group, die Muttergesellschaft von RTHA, ist über ihr Schiphol Innovation Board ein Partner, der dieses Projekt ermöglicht.

Die großtechnische Produktion von erneuerbarem Kerosin erfordert allerdings ein Upscaling und, wo sinnvoll, eine Integration in bestehende Raffinerien. Diese sind nicht auf dem Flughafen untergebracht. Aber: Das Projekt soll ein Schlüssel zur Transformation des derzeit fossil dominierten petrochemischen Komplexes des Rotterdamer Hafens liefern. Kleinere Anlagen zur Herstellung von regenerativem Kraftstoff könnten auch attraktiv sein, um verlorene dezentrale erneuerbare Energien zu nutzen und für entfernte Verbraucher.

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Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.

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