Europäische Solar-Kapazität wächst bis 2026 auf 484 Gigawatt
‚EU Market Outlook‘ von SolarPower Europe zeigt schnelles Wachstum der Solarenergie in der Europäischen Union, angetrieben von Deutschland, Spanien und Polen.
In der EU sind im Jahr 2022 41,4 Gigawatt Solarenergie installiert worden – das ist im Vorjahresvergleich eine Steigerung um 47 Prozent und reicht aus, um 12,4 Millionen europäische Haushalte mit Strom im Sinne der Energiewende zu versorgen. An der Spitze der Zubau-Länder stehen Deutschland, Spanien, Polen, die Niederlande und Frankreich. Damit erreicht die EU eine Stromerzeugungs-Kapazität von 208,9 Gigawatt – ein Zuwachs um 25 Prozent im Vergleich zu 2021. Das sind die Ergebnisse des neuen EU Market Outlook von SolarPower Europe.
Die hinzugefügte Kapazität von 41,4 Gigawatt in der Europäischen Union in 2022 bezeichnet SolarPower Europe im EU Market Outlook für Solarenergie für die Jahre 2022 bis 2026 als „seismischen Wandel“ – also eine Art Erdbeben im europäischen Energiesystem. Der Strom für 12,4 Millionen Haushalte in Europa, der dazu gekommen ist, ersetzt umgerechnet 102 LNG-Tanker. Die gesamte Solarstromkapazität stieg binnen Jahresfrist von 167,5 Gigawatt auf 208,9 Gigawatt.
Die Zahlen zeigen: Die Solarenergie ist eine Art Rettungsanker für Europa, um gut durch die Energie- und Klimakrise zu kommen. Keine andere Energiequelle wächst schneller und so kontinuierlich wie die Photovoltaik. Das Fundament des künftigen europäischen Energiesystems sind dezentral und überall verteilt installierte Freiflächen- und Photovoltaik-Dachanlagen, die – im Gegensatz zu beispielsweise Atomkraftwerken – für Terrorismus oder als Kriegsziel weitgehend uninteressant sind.
Vorhersage für 2023
Laut der durchschnittlichen Vorhersage von SolarPower Europe kommen im Jahr 2023 53,6 Gigawatt Solarenergie in der EU dazu. Das führt zu einem Pfad, der ab 2026 dann einen jährlichen Zuwachs von 85 Gigawatt Solarenergie vorsieht. Das bedeutet, dass sich der europäische Solarmarkt innerhalb von vier Jahren mehr als verdoppeln wird, und bis 2026 484 Gigawatt erreichen wird.
Inzwischen gibt es zehn EU-Länder, die jährlich mindestens 1 GW an Solaranlagen zubauen. Die Top-Staaten beim Zubau 2022 sind:
- Deutschland – 7,9 Gigawatt
- Spanien – 7,5 Gigawatt
- Polen – 4,9 Gigawatt
- Niederlande – 4,0 Gigawatt
- Frankreich – 2,7 Gigawatt
Die Zahlen zeigen: Solarenergie muss Ernst genommen werden, denn die Wachstumsraten sind hoch und schrittweise wächst somit auch die Bedeutung eines wirklich dezentral verteilten Energiesystems innerhalb Europas. Um aber diesen Wachstumspfad weiter gehen zu können, sind einige Hindernisse aus dem Weg zu räumen. So braucht es beispielsweise mehr Elektriker und eine stabile Regulierung des Strommarktes.
Ein geleaktes Papier der Europäischen Union stellt beispielsweise in Aussicht, dass die Solarenergie aus dem Merit-Order-Prinzip herausgenommen werden könnte. So würde der Gesamtmarkt von der günstigen Stromerzeugung durch Solar viel stärker profitieren. Wichtig sind aber auch reibungslosere Verwaltungsabläufe, schnellere Netzanschlüsse und stabile Lieferketten.
Europäische Produktion?
Eine entscheidende Frage, ob der Ausbau der Solarenergie in der EU gelingen wird, wird auch die Verfügbarkeit von Solarmodulen darstellen. Eine eigene europäische Produktion, die vor etwa zehn Jahren möglich gewesen wäre länderübergreifend, könnte nun eine neue Chance sein. Denn die Abhängigkeit von China und Südkorea sollte die EU möglichst reduzieren.
Der EU Market Outlook von SolarPower Europe steht hier zum Download zur Verfügung. Die Analyse zeigt letztlich die Bedeutung der Solarenergie für Europa. Neben der Windkraft sind die Erneuerbaren Energien der entscheidende Treiber für die Energiewende Europas. Alle Signale und viele EU-Entscheidungen beschleunigen den Ausbau – nicht zuletzt auch die Entscheidung Deutschlands (auf Basis von EU-Entscheidungen), Photovoltaik-Produkte ohne Mehrwertsteuer zu verkaufen.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.