Extantia investiert in Wasserstoff-Erzeugungs-Technologie E-TAC

Cleantech-Startup H2Pro aus Israel erhält 75 Millionen US-Dollar für die Lösung zur Dekarbonisierung von Stahl, Chemikalien oder die Herstellung von E-Treibstoffen.

Vor etwas mehr als einem Jahr berichtete Cleanthinking über H2Pro, ein israelisches Cleantech-Startup, das verspricht, grünen Wasserstoff mit seiner E-TAC-Technologie bereits ab 2023 für 2 bzw. danach für einen Dollar pro Kilogramm zu liefern. Möglich machen soll das eine Elektrolyse-ähnliche Technologie, die aber einen Wirkungsgrad von 95 Prozent haben soll. Jetzt hat das Cleantech-Unternehmen eine 75-Millionen-Euro-Runde abgeschlossen. Neben Breakthrough, ArcelorMittal oder Temasek war mit Extantia auch ein europäischer Investor dabei.

Die H2Pro-Technologie erinnert am ehesten an alkalische Elektrolyseure, die zur Spaltung von Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff verwendet werden. Bislang wird hierfür elektrische Energie nicht nur zur Aufspaltung der Atome verwendet, sondern zur Paarung von zwei Wasserstoff- bzw. zwei Sauerstoffatomen, um die einzelnen Gase herzustellen.

Mit seiner proprietären E-TAC-Technologie will H2Pro den Energieaufwand reduzieren: Der zweite Schritt wird hierfür aufgeteilt. Zuerst wird an der Kathode des Elektrolyseurs Wasserstoff erzeugt. Bei der chemischen Reaktion ändert sich auch die Zusammensetzung der Nickel-Anode. Anschließend wird die Zelle mit einer heißen Flüssigkeit umspült, die wiederum der Anode hilft, Sauerstoffgas mit Hilfe von Wärmeenergie statt elektrischer Energie freizusetzen, bevor der erste Schritt wiederholt wird.

Quelle: Nature Energy/Dotan et al

Weiter an der Finanzierungsrunde beteiligt sind namhafte Investoren wie Temasek, Horizons, Breakthrough Energy Ventures, der Stahlkonzern ArcelorMittal, der Düngemittel-Spezialist Yara und Hyundai. Die Gründe für drei letztgenannten für das Investment sind klar: ArcelorMittal will die Stahlherstellung mit Wasserstoff dekarbonisieren. Yara braucht große Mengen Ammoniak, die auch aus grünem Wasserstoff hergestellt werden können. Und Hyundai schließlich verkauft Nutzfahrzeuge mit Brennstoffzellen-Antrieb und hat perspektivisch immer noch die leise Hoffnung, dass auch PKW mit Wasserstoff fahren könnten.

Wissenschaftliche Hintergründe zur Technologie gibt es hier.

Europäischer Investor Extantita beteiligt sich

Aus Europa hat sich der Investor Extantia beteiligt, der zunächst als Beyond Black in den Markt startete, und auf der Suche nach den nächsten Gigacorns ist. Also auf der Suche nach Unternehmen und Technologien, die in der Lage sind, Emissionen im Gigatonnen-Maßstab einzusparen. Bei H2Pro hat Extantia mit der effizienten Wasserstoff-Erzeugungs-Technologie offenbar eine solche Lösung gefunden.

Mit dem frischen Kapital will H2Pro die erste Produktionsstätte errichten. Diese soll 2023 fertig sein, und „mehrere 100 Megawatt“ Wasserstoff produzieren können. Durch den hohen, angegebenen Wirkungsgrad von 95 Prozent, erhoffen sich die Unternehmer und Geldgeber die rasche Kostensenkung, so dass grüner Wasserstoff ab Mitte der 20er Jahre für einen Dollar pro Kilogramm verkauft werden könnte.

Die Experten von Bloomberg erwarten diesen Preis für Wasserstoff nicht vor 2050. Falls H2Pro dieses Kostenversprechen einlöst, müssten die Israelis nur noch die Skalierung schaffen – denn spätestens hier haben die klassischen Elektrolyse-Hersteller von Siemens Energy über Nel bis hin zu Sunfire heute noch deutliche Vorteile. Aber das Rennen um günstigen, grünen Wasserstoff läuft. H2Pro ist gerade dabei, sich den Weg in den Startblock freizuräumen.

Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.

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