Cleantech-Unternehmen schließt Stromlieferverträge mit Southern California Edison über 320 Megawatt.
Fervo Energy ist ein amerikanisches Cleantech-Unternehmen, das auf horizontale Bohrtechniken und faseroptische Messgeräte setzt, um bislang unerreichbare, geothermische Ressourcen zu erschließen. Jetzt hat Fervo mit zwei Stromlieferverträge mit Southern California Edison abgeschlossen – mit einer Laufzeit von 15 Jahren und Lieferung von 320 Megawatt elektrischer Energie. Es sind die weltweit wichtigsten Stromlieferverträge weltweit. Ein Durchbruch für Geothermie?
Die Technologie von Fervo Energy erinnert an die Lösungen von Quaise Energy und GA Drilling oder Eavor Technologies. Einen technologischen Durchbruch hatte das Cleantech-Unternehmen im Juli 2023 bekanntgegeben – und eine Beschleunigung der Geothermie-Nutzung angekündigt. Dafür hat Fervo nun mit dem Abschluss der Stromlieferverträge einen wichtigen Schritt gemacht.
Dawn Owens (Linkedin) (VP, Head of Development & Commercial Markets bei Fervo Energy): „Geothermie ist die zuverlässige und anpassungsfähige Lösung, die für Kaliforniens Weg zu einem vollständig dekarbonisierten Netz unerlässlich ist.“
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Die geothermischen Anlagen von Fervo werden genug Strom für etwa 350.000 Haushalte in Südkalifornien liefern. Der Strom wird aus dem Cape Station-Projekt in Utah gewonnen, das sich derzeit im Bau befindet. Die erste Phase mit 70 MW soll 2026 in Betrieb gehen, die zweite Phase mit den restlichen 330 MW im Jahr 2028.
David Hochschild (Vorsitzender der California Energy Commission): „Geothermische Systeme ergänzen unsere reichhaltigen Wind- und Sonnenressourcen, indem sie eine kritische Grundlast liefern, wenn diese Quellen begrenzt sind. Dies ist der Schlüssel zur Gewährleistung der Zuverlässigkeit, während wir weiterhin von fossilen Brennstoffen wegkommen.“
Es ist erst ein Jahr her, dass Fervo Energy in seiner Pilotanlage Project Red in Nevada ein neuartiges Konzept zur geothermischen Energiegewinnung vorgestellt hat. Anstatt vertikale Bohrungen durchzuführen, die Wasser in das heiße Gestein unter der Erdoberfläche leiten, wurden Techniken aus der Öl- und Gasindustrie verwendet, um Gestein aufzubrechen, Wasser horizontal durch sie zu treiben und den entstehenden Dampf zu sammeln, um Turbinen an der Oberfläche anzutreiben.
Wie die Pilotanlage funktioniert, ist in diesem Video dokumentiert:
Der neue Vertrag ist der jüngste in einer Reihe von Erfolgen für Fervo, die begannen, als das von Google finanzierte Project Red-Werk Ende 2023 begann, die Rechenzentren des Technologieriesen in Nevada mit Strom zu versorgen. Das Unternehmen gab im Februar außerdem bekannt, dass es seine Prozesse beschleunigen konnte, was zu Bohrzeiten führte, die 70 Prozent schneller und 50 Prozent billiger sind als zuvor.
Großes Potenzial für Geothermie in Deutschland
Fervo Energy konzentriert sich auf Projekte in den USA. Aber auch in Deutschland ist das Potenzial für geothermische Anlagen groß – wenngleich hier vor allem an die Wärmeversorgung gedacht werden dürfte. Auch Ministerpräsident Stephan Weil sagte kürzlich beim Sommerfest des Bundesverbandes Erneuerbare Energien, er wisse, dass viele Geothermie-Projekte im Stillen vorangetrieben würden.
Bislang gibt es oft Bedenken gegen den Einsatz von Tiefenbohrungen, weil Negativbeispiele gezeigt haben, dass dadurch Risse in Gebäuden oder sogar kleine Erdbeben ausgelöst werden können. Branchenvertreter sind aber ausgesprochen zuversichtlich, dass sich solche Probleme durch moderne Bohrtechniken und andere Sicherungsmaßnahmen nicht wiederholen werden.
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Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.