Das Cleantech-Startup Fervo Energy verkündet einen Geothermie-Durchbruch: Was steckt dahinter?
Am Dienstag dieser Woche hat Fervo Energy nach eigener Einschätzung einen technologischen Durchbruch erzielt, der die Gewinnung kohlenstofffreier Energie aus den Tiefen der Erde beschleunigen könnte. Was war geschehen? Das Unternehmen schloss einen groß angelegten Bohrlochtest erfolgreich ab, mit dem die kommerzielle Machbarkeit der nächsten Generation der eigenen Technologie-Lösung bewiesen werden sollte. Konkret setzt Fervo auf horizontal Bohrtechniken und faseroptische Messgeräte, um bislang unerreichbare geothermische Ressourcen zu erschließen.
„Durch die Anwendung von Bohrtechnologien aus der Öl- und Gasindustrie haben wir bewiesen, dass wir rund um die Uhr kohlenstofffreie Energieressourcen in neuen Gegenden auf der ganzen Welt erzeugen können. Die unglaublichen Ergebnisse, die wir heute präsentieren, sind das Ergebnis jahrelanger engagierter Arbeit und des Einsatzes von Fervo-Mitarbeitern und Industriepartnern, insbesondere Google“, sagte Tim Latimer, CEO und Mitbegründer von Fervo Energy.
Während einer 30-tägigen Testphase hat Fervo Energy gezeigt, dass sein Project Red-Standort im Norden Nevadas in der Lage ist, 3,5 Megawatt Strom zu erzeugen. Das ist zwar nur genug, um etwa 2.600 US-Haushalte auf einmal mit Strom zu versorgen, aber immer noch mehr Strom als jedes der weltweit etwa 40 „erweiterten geothermischen Systeme“ bisher erreicht hat, so das Unternehmen.
Die Ergebnisse des Projekts Red zeigen, dass Geothermie einen wichtigen Beitrag zur vollständigen Dekarbonisierung des US-Stromnetzes leisten und die erneuerbaren Energien wie Wind und Solarenergie ergänzen könnten. Die Untersuchungen und Tests von Fervo Energy in Bezug auf Bohrungen eröffnen in diesem Bereich neue Möglichkeiten. Die Geothermie könnte mithilfe der Technologie von Fervo mehr als 20 Prozent des Strombedarfs der USA decken und das Land früher als geplant das Klimaziel erreichen lassen. Dabei gibt es keine technologischen Barrieren mehr.
Google setzt auf Geothermie – Vertrag mit Fervo Energy
Im Jahr 2021 unterzeichneten Fervo und Google die weltweit erste Unternehmensvereinbarung zur Entwicklung der nächsten Generation geothermischer Energie. Ziel der Partnerschaft ist es, die Cloud-Region von Google in Las Vegas mit einer kohlenstofffreien „Always-on“-Energiequelle zu versorgen, die die stündliche Abhängigkeit des Unternehmens von fossilen Brennstoffen verringert.
„Wir sind 2021 eine Partnerschaft eingegangen, weil wir in der geothermischen Technologie des Unternehmens ein erhebliches Potenzial sehen, eine wichtige Quelle für kohlenstofffreie Energie rund um die Uhr in großem Maßstab zu erschließen“, sagt Michael Terrell, Senior Director für Energie und Klima bei Google.
Fervo Energy ist somit das erste Unternehmen, das erfolgreich ein horizontal gebohrtes Bohrlochpaar für die kommerzielle geothermische Produktion eingesetzt hat. Bei diesem Prozess wurden Seitenlängen von 991 Meter erreicht, eine Temperatur von 191 °C erreicht und ein kontrollierter Fluss durch strenge Tests nachgewiesen. Das Unternehmen hat ein Protokoll zur Verringerung der induzierten Seismizität eingeführt, das den bewährten Verfahren entspricht, die vom US-Energieministerium (DOE) festgelegt wurden, und das Projekt wurde ohne Zwischenfälle erfolgreich abgeschlossen.
Die im Rahmen dieses Pilotprojekts gesammelten Daten sollen die schnelle Weiterentwicklung der geothermischen Nutzung ermöglichen, wobei das nächste horizontal gebohrte Bohrlochpaar von Fervo Energy eine Leistung erreichen soll, die mehr als das Doppelte des Pilotprojekts beträgt.
Geothermie als wichtiger Baustein für die Energiewende
Geothermie wird ein wichtiger Baustein für die Energiewende sein. Insofern ist das, was Fervo Energy als Durchbruch erreicht hat, sehr hoch zu bewerten – ein wichtiger Meilenstein. Neue Technologien sollen weiterführend auch die sogenannte „Überkritische Geothermie“ ermöglichen – mehr zu dieser sauberen Technologie gibt es hier.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.