Swiss Clean Battery steht vor der Finanzierung und plant industrielle Serienfertigung bis 2027 – Deutschland als Gigafactory-Standort im Rennen
Die Swiss Clean Battery AG (SCB) macht Ernst mit ihren Plänen zur industriellen Serienfertigung von Feststoffbatterien. Nachdem das Unternehmen im Oktober 2023 den Durchbruch mit einem Festkörperakku mit „sensationellen Leistungsdaten“ verkündete, wurden nun entscheidende Schritte in Richtung Produktion und Markterschließung unternommen. Geht es nach einem Meilenstein nun los mit der Feststoffbatterie-Revolution – womöglich sogar in Deutschland?
Cleanthinking.de hatte im Juli 2023 über die Gigafactory-Pläne und im Oktober 2023 über HPB, den deutschen Technologiepartner der SCB, berichtet.
Wie der Tagesanzeiger berichtet, und das Cleantech-Unternehmen Swiss Clean Battery auf Nachfrage von Cleanthinking.de bestätigt, haben die Schweizer nicht nur einen neuen, deutschen CEO, sondern auch durch eine Bankgarantie einen entscheidenden Meilenstein auf dem Weg zur weltweit ersten Gigafactory für Feststoffbatterien erreicht. SCB hat konkret eine Bankgarantie über 250 Millionen Euro von der Santander Bank erhalten. Diese dient nun als Sicherheit für ein Bankdarlehen, das ein Bankenkonsortium sicherstellen soll.
Gelingt dieser Meilenstein der Finanzierung, die SCB als „letzte Hürde“ auf dem Weg zur industriellen Massenproduktion ihrer Feststoffakkus bezeichnet, steht dem Bau der Gigafactory, die kurzfristig einen Output von 400 Megawattstunden und „perspektivisch“ von 1,6 Gigawattstunden bringen soll, nichts mehr im Wege. Allerdings: Der Standort im Kanton Graubünden ist nicht in Stein gemeißelt – derzeit sucht das Cleantech-Unternehmen u.a. auch in Deutschland.
Wo startet die Feststoffbatterie-Revolution – Schweiz, Frankreich, Deutschland?
Es ist durchaus denkbar, dass die Feststoffbatterie-Revolution von deutschem Boden aus startet. Denn neben Standorten in der Schweiz und Frankreich, stehen auch vier Standorte in Deutschland aktuell im Raum. Die Entscheidung soll in Kürze „faktenbasiert“ auf Basis der wichtigsten Kriterien wie Arbeitskräfte-Verfügbarkeit, Förderungen, Infrastruktur und betriebswirtschaftlicher Aspekte fallen.
„Wir wollen Feststoffakkus industriell produzieren und damit nicht nur die Ersten in Europa, sondern auf der Welt sein“, versichert SCB. Und tatsächlich könnte das gelingen – obwohl die Serienfertigung nach Abschluss der Finanzierung wegen der Lieferfrist von entsprechenden Produktionsmaschinen noch etwa zwei Jahre dauern wird. Ende 2026 oder 2027 wäre dennoch früher als das, was andere Cleantech Unternehmen wie etwa Quantumscape ankündigen und Experten wie Prof. Jürgen Janek annehmen.
SCB nimmt an Energiespeicher-Auktionen teil – und setzt auf Repowering
Bis die eigene Produktion steht, nimmt SCB mit klassischen Lithium-Ionen-Batterien bereits an Energiespeicher-Auktionen teil. Der Markt für Batteriespeicher etwa in Deutschland, aber auch in anderen Teilen Europas, nimmt gerade Fahrt auf. Der Grund sind rasant sinkende Batteriepreise, ordentliche Renditen von etwa 20 Prozent durch Energiehandel und schließlich der zunehmende Bedarf an Flexibilitäten, um das Abregeln oder Verschenken von Ökostrom zu reduzieren.
Zuletzt hatte auch der erste Verteilnetzbetreiber Bayernwerk Netze angekündigt, den ersten netzdienlichen Stromspeicher ausschreiben zu wollen. Hier entsteht also weitere Nachfrage, weil die Netzbetreiber erkennen, dass der schnelle Einsatz von Batteriespeichereinheiten den aufwändigen Netzausbau zumindest teilweise ersetzen kann.
Doch SCB will nicht nur zugelieferte Lithium-Ionen-Batterien in Projekten einsetzen, sondern wendet eine clevere Strategie an, um gleichzeitig die Nachfrage für ihre Feststoffakkus zu sichern: denn die zunächst mit klassischen Batterien umgesetzten Projekte werden bereits heute für das Repowering vorgesehen.
Hohe Rendite von bis zu 400 Prozent?
Durch diese „Offtake Agreements“ sichert sich SCB nicht nur Abnehmer, sondern generiert potenziell auch entsprechende Profite. Das Unternehmen schätzt, dass die bisherige Rendite über den etwa fünfjährigen Einsatz von Li-Ion-Akkus mit den langlebigeren Feststoffbatterien auf bis zu 400 Prozent auf das eingesetzte Kapital anwachsen kann.
Vor kurzem hat sich SCB für diese Aktivitäten neben der länger vergebenen Produkionslizenz auch eine Anwendungslizenz für Deutschland bei HPB (High Performance Battery) gesichert. Der neue CEO Philipp Hammans – bekannt durch seine Rolle bei Jenabatteries – will die Strategie gemeinsam mit weiteren Managern in die Tat umsetzen.
Es scheint, als könne die Feststoffbatterie-Revolution tatsächlich in Deutschland, aber zumindest in Europa starten: 2026 oder 2027. Für die Energiewende und die grüne Transformation wäre das ein ganz wichtiger Schritt nach vorne.
Transparenzhinweis: Martin Jendrischik, der Autor dieses Artikels, berät dem SCB-Batteriepartner HPB bei der PR-Arbeit.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.