Finnland will bis 2035 klimaneutral werden
Neue Mitte-Links-Regierung von Sozialdemokrat Antti Rinne stellt Bekämpfung der Klimakrise in den Mittelpunkt ihrer Politik.
Kaum ein Land dieses Planeten hat ein ehrgeizigeres Ziel vorgegeben: Finnland will bis 2035, also in knapp 15 Jahren, klimaneutral sein. Die neue Regierung will eine Energie-Steuerreform umsetzen, in die Bahn investieren sowie klare Regeln für die Energieerzeugung aus der Verbrennung von Holz erlassen.
Die Menschen forderten schnellere Klimaschutzmaßnahmen und das ist es, was wir bekommen werden. Der Aufbau der weltweit ersten fossilienfreien, nachhaltigen Gesellschaft wird viel mehr als schöne Worte auf dem Papier erfordern, aber wir sind entschlossen, dies zu verwirklichen. Es ist eine aufregende Reise, die wir antreten wollen.
Sini Harkki, Greenpeace Nordic
Insgesamt seien strengere Maßnahmen notwendig. So solle etwa die Abholzung der Wälder reduziert und die Verwendung von Torf als Energieträger einzuschränken. Dazu soll der Anteil fossiler Brennstoffe an der Energieerzeugung von heute 40 Prozent gesenkt werden. Dazu bedürfe es eines Systemwechsel, sagen Wissenschaftler. Konkret bedeutet das den raschen Ausbau der Wind- und Sonnenergie, um Heizung und Verkehr zu elektrifizieren. Außerdem soll Bioenergie intensiver genutzt werden – aber insbesondere auf Basis von Abfällen und Waldresten.
Rinne, der wahrscheinlich Ministerpräsident werden wird, sagte Reportern nach Medienberichten, es sei an der Zeit, „in die Zukunft zu investieren“ und präsentierte daraufhin die Klimastrategie als Teil eines Pakets mit erhöhten Sozialausgaben vor.
Vorbild Finnland für Mitteleuropa?
Das Beispiel Finnland zeigt, welche Wucht eine neue Regierung im Hinblick auf das Thema Klimaschutz entfachen kann. Skandinavien verfügt über reiche, kleine und rohstoffreiche Länder, die relativ leicht auf erneuerbare Energien umstellen können. Trotzdem zeigt sich auch hier: Es geht nicht ohne große Anstrengungen, ohne Systemwechsel, ohne Einbeziehung aller Kräfte in einem solchen Land.
Neben Finnland hat sich auch Norwegen dazu bekannt, klimaneutral werden zu wollen: Das Land hat es leichter, weil es sich schon zu 98 Prozent auf Basis erneuerbarer Energien versorgt. Daher ist das Ziel, bis 2030 klimaneutral zu werden, sogar als etwas weniger ambitioniert anzusehen im Vergleich zum finnischen Ziel.
Entscheidend ist aber alleine eines: Skandinavien geht voran und wird in Mitteleuropa hoffentlich Nachahmer finden, die – wie Deutschland – deutlich mehr Mut beweisen könnten.
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Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.