Henrik Fisker scheitert erneut daran, eine zukunftsfähige Autofirma zu etablieren.
Fisker meldet Insolvenz an – einst war Fisker als Tesla-Killer gefeiert worden. Jetzt plant das Unternehmen den Verkauf seiner Vermögenswerte. Der Elektrofahrzeughersteller, der mit seinem SUV-Modell „Fisker Ocean“ viel Aufmerksamkeit erregte, steht vor der Auflösung, nachdem es ihm nicht gelungen ist, die Menschen vom Kauf seiner Fahrzeuge zu überzeugen. Dies ist das zweite Mal, dass der Gründer Henrik Fisker daran scheitert, eine zukunftsfähige Autofirma zu etablieren.
Fisker wurde gegründet von Henrik Fisker, einem renommierten Autodesigner, der mit seinem Unternehmen die Elektromobilität revolutionieren wollte. Das Cleantech-Startup sorgte für erheblichen Hype, als es 2023 mit der Auslieferung des Fisker Ocean begann und Pläne zur Markteinführung weiterer Modelle, einschließlich des Elektro-Pickup-Trucks Alaska, vorlegte. Mit einem innovativen Fahrzeugkonzept wollte Fisker bezahlbare Elektroautos bauen und damit sogar Tesla übertreffen. Doch die Realität sah anders aus.
Finanzielle Probleme und gescheiterte Partnerschaften
Bereits Ende Februar 2024 räumte Fisker gegenüber Investoren seine kritische finanzielle Situation ein und suchte nach neuen Partnerschaften und Finanzierungen, um eine Schließung zu vermeiden. Trotz intensiver Bemühungen, eine Investition eines großen Automobilherstellers, wie Nissan, zu sichern, blieben die Gespräche ohne Ergebnis.
Ein zwischenzeitlich gehobenes Finanzierungspaket und der Verkauf bereits gebauter Fahrzeuge mit Rabatten reichten nicht aus. Gebrauchtwagenpreise für das Fisker-Modell sanken aufgrund der Insolvenzgerüchte drastisch, was den Wert des Bestands weiter minderte.
Produktions- und Qualitätsprobleme
Im Jahr 2023 baute Fiskers Auftragsfertigungspartner Magna Steyr über 10.000 Fisker Ocean SUVs, aber nur die Hälfte davon wurde an Kunden ausgeliefert. Die vielen Qualitätsprobleme des Fisker Ocean, wie Softwarefehler, schnell abfallende Batterieleistung, fehlerhafte Sensoren und sich ungewollt öffnende Motorhauben, führten zu glanzlosen Verkaufszahlen.
Zwei NHTSA-Untersuchungen wurden aufgrund von Beschwerden über den Verlust der Bremsleistung und unbeabsichtigte Fahrzeugbewegungen eingeleitet. Der einflussreiche YouTuber Marques Brownlee kritisierte das Modell in einem viral gegangenen Video im Frühjahr 2024 scharf.
Feststoffbatterie und gescheiterte Innovationen
Henrik Fisker hatte wiederholt die Einführung einer revolutionären Feststoffbatterie angekündigt, die bis heute jedoch nicht serientauglich ist. 2021 wurde die Entwicklung schließlich verschoben. Diese Technologie sollte eine deutlich höhere Reichweite und kürzere Ladezeiten bieten, blieb jedoch im Entwicklungsstadium stecken.
Die Nichterfüllung dieser Versprechen trug ebenfalls zum Vertrauensverlust bei potenziellen Kunden und Investoren bei.
Der zweite Antrag: Fisker meldet Insolvenz an
Am Montag dieser Woche, also Mitte Juni 2024, hat Fisker im Bundesstaat Delaware ein Verfahren mit Gläubigerschutz nach Kapitel 11 des US-Insolvenzrechts beantragt. Oder kurz: Fisker meldet Insolvenz an.
Das Unternehmen gab an, dass es im Jahr 2023 Elektrofahrzeuge im Wert von 273 Millionen US-Dollar verkauft hat, aber gleichzeitig über 1 Milliarde US-Dollar Schulden anhäufte. Restrukturierungsberater wurden bereits eingestellt, um an einem möglichen Insolvenzantrag zu arbeiten.
Fisker trat einst als Herausforderer des Elektroauto-Vorreiters Tesla an, doch der Absatz von Elektroautos ist zuletzt nicht so schnell gewachsen wie erwartet. Während Konkurrenten wie Rivian und Lucid dank zahlungskräftiger Investoren weiterhin operieren können, ging Fisker das Geld aus.
Die Geschichte rund um das Unternehmen zeigt die Herausforderungen und Risiken, die mit der Gründung und dem Betrieb eines Elektrofahrzeug-Startups verbunden sind. Der Weg zur nachhaltigen Mobilität ist steinig, und nur diejenigen, die sich erfolgreich anpassen und robust aufstellen, werden langfristig bestehen können.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.