Fisker: Erst an die Börse, dann Produktionsstart vom Luxus-Elektroauto Ocean
Exzentrischer CEO Henrik Fisker bastelt an der Elektro-Revolution.
Der Auto-Designer Henrik Fisker hat will den Auto-Markt so richtig aufmischen. Im Januar präsentierte der exzentrische CEO ein luxuriöses Elektroauto namens Fisker Ocean, das auf dem MEB-Baukasten von Volkswagen basieren soll. Jetzt im Juli 2020 wurde bekannt: In einer Series-C-Finanzierungsrunde hat das Cleantech-Startup 50 Millionen Euro frisches Kapital eingesammelt. Und: In Kürze wird es für Fisker – analog zum hypererfolgreichen Börsengang von Nikola Motor Corporation – auch für das Elektroauto-Startup an die Börse gehen.
Diesmal meint es Fisker offensichtlich Ernst – und hat wohl auch die Kapazitäten, die Produktion des Elektroautos zu realisieren. Stück für Stück baut der Firmenlenker sein Imperium zusammen, um – wie er im Juli 2020 gegenüber Forbes betonte – das Auto-Geschäft neu zu erfinden. Sein erstes erschwingliches Elektroauto, den Fisker Ocean, soll es ausschließlich als Leasing-Fahrzeug geben.
Am 8. Juli 2020 gab das Unternehmen den Abschluss seiner jüngsten Finanzierungsrunde bekannt – 50 Millionen Series C kommen von Moore Strategic Ventures, dem Investment-Vehicle von Louis M. Bacon. Mit dieser Finanzispritze soll die nächste Stufe der Design-Arbeit am luxuriösen SUV Fisker Ocean vorangetrieben werden – das Auto mit Elektroantrieb soll 2022 auf dem Markt erwartet.
Fisker Ocean: Elektro-SUV der Luxusklasse kommt 2022
Das Elektroauto Ocean soll 2022 auf die Straßen kommen und ab 37.500 Dollar käuflich zu erwerben sein. Es wird Allradantrieb haben mit 225 Kilowatt und eine satte Beschleunigung: Versprochen sind 0 auf 100 Kilometer pro Stunde in weniger als drei Sekunden. Mit 80 Kilowattstunden-Akku soll die Reichweite mit herkömmlichen Akkus 480 Kilometer betragen.
Der Ocean, der laut Medienberichten auf dem MEB-Baukasten von Volkswagen basiert, erinnert optisch an das Erfolgsmodell von Hyundai, den Kona, den es auch als elektrifizierte Variante gibt. Vorgestellt wurde das Fahrzeug auf der CES 2020 in Las Vegas.
Unternehmen peilt den Börsengang an
Erst an die Börse, dann Produktionsstart vom Luxus-Elektroauto Ocean: Am 13. Juli 2020 verkündete Fisker den Börsengang über einen ähnlichen Deal wie ihn Trevor Milton mit Nikola Motor Corporation im Juni 2020 geschafft hatte. Partner ist das jetzt schon notierte Unternehmen Spartan Affiliated Energy Acquisition Corp.
Die Bewertung von Fisker liegt aktuell bei 2,9 Milliarden US -Dollar – mit den 50 Millionen aus der Series-C-Finanzierung will das Unternehmen rund eine Milliarde erlösen, das die Finanzierung bis zum Produktionsstart des Fisker Ocean sicherzustellen.
Burkhard Huhnke stößt zum Management-Team
Technologisch verantwortlich für die Geschicke des Cleantech-Unternehmens ist Burkhard Huhnke. Der Deutsche hat für Automobil- und Technologiekonzerne gearbeitet, beispielsweise auch im Bereich Elektromobilität für Volkswagen Amerika. Huhnke leitet seit Juli 2020 die Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten in Los Angeles sowie im Silicon Valley. Im Innovation Lab bastelt das Unternehmen an der Software für das Auto der Zukunft.
In früheren Zeiten überraschte der Designer, der übrigens gebürtiger Däne ist, eher mit sehr teuren Konzeptstudien wie dem EMotion genannten Elektrofahrzeug:
Auto-Startup: Hohe Reichweite mit Feststoffbatterie
Fisker entwickelt eine Solid State Batterie, also eine Feststoffbatterie, die große Reichweiten ermöglichen soll. Angstrebt wird, noch 2020 eine Pilotlinie aufgebaut zu haben – und Testläufe in Elektrofahrzeugen zu starten.
Mit dieser neuen Batterietechnologie hofft Fisker auf Reichweiten von 800 Kilometern. In der Vergangenheit hatte das Unternehmen auf Batteriesysteme des amerikanischen Cleantech-Unternehmens A123 gesetzt, das aber in die Pleite rutschte. Seitdem verkündete Fisker, man wolle eine eigene Batterie-Technologie entwickeln und benannte den Durchbruch, wonach 800 Kilometer Reichweite bei einer Ladezeit von einer Minute möglich sei.
Branchenkenner zweifeln an der Festkörperbatterie von Fisker
Branchenkenner bezweifeln, dass die Festkörperbatterie bereits reif für den Einsatz in Elektroautos ist. Im Grunde bestätigt der Designer mit seinen Aussagen ja auch, dass der Weg noch lange ist, bis es zu einer Serienfertigung kommen könnte. Die Festkörperbatterie muss bislang bei hohen Temperaturen betrieben werden und erlaubt gerade keine Schnellladung. Es bleibt also spannend, ob Fisker tatsächlich bessere Lösungen entwickelt hat.
Im vergangenen Jahr hatte Fisker auch verkündet, ein Investment von Caterpillar für die eigene Fisker Solid State Battery erhalten zu haben.
(Dieser Artikel entstand ursprünglich im März 2019, wurde seitdem mehrfach überarbeitet)
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.