Flixmobility holt sich 500 Millionen für mehr Freiheit
Investoren Permira und TCV führen Series-F-Finanzierungsrunde an – Flixmobility will nach Asien und Lateinamerika expandieren
Apps und Dienstleistungen, die intermodal Verkehrsmittel miteinander verbinden liegen derzeit voll im Trend. Kein Wunder bei Debatten über Verbot von Inlandsflügen und die Reduzierung des Autoverkehrs in Innenstädten. Flixmobility, vor allem bekannt für seinen Fernbusservice Flixbus, hat sich jetzt grünes Licht für eine der größten Finanzierungsrunden in deutsche Tech-Unternehmen geholt. Das Unternehmen sammelt eine halbe Milliarde Venture Capital ein.
Grünes Licht für grüne Busse und Züge sowie mit Flixmobility eine App, die schon Millionen von Kunden sicher oder besonders günstig von A nach B bringt. Mit dem Einstieg der Investoren Permira und TCV sichert sich das Cleantech-Unternehmen die Freiheit, die eigene Strategie vollumfänglich umzusetzen und Flix zu einer globalen Plattform für Mobilität auszubauen.
Zu dieser Freiheit gehört auch, in Europa die Zahl der Zugverbindungen auszubauen (Flixtrain), nach Südamerika und Asien zu expandieren und einen eigenen Ridesharing-Fahrdienst aufzubauen. Flixmobility wird nach Medienberichten nun mit immerhin zwei Milliarden Euro bewertet – ein doppeltes Unicorn sozusagen. Für ein Startup aus Deutschland eine ziemlich erfreuliche Erfolgsbilanz.
Neben den Neuinvestoren Permira und TCV, die nun jeweils rund zehn Prozent der Anteile an Flixmobility halten dürften, hat sich auch Holtzbrinck Ventures als Altinvestor erneut an der Finanzierungsrunde beteiligt. Nach Angaben von Gründerszene ist General Atlantic weiterhin der größte Anteilseigner: Der vorherige Anteil von 36 Prozent dürfte aber rein prozentual deutlich geschrumpft sein.
Bereits heute ist Flixmobility in 30 europäischen Ländern aktiv und expandierte zuletzt in die USA. In Deutschland setzte sich Flixbus mit seinem Fernbus-Service gegen fast sämtliche Konkurrenten durch oder kaufte diese auf. Seit 2018 sind die ersten Flixtrains unterwegs und verkehren beispielsweise für 19,99 Euro von Berlin nach Dortmund oder für 29 Euro von Berlin nach Frankfurt am Main.
Das Besondere an Flixmobility: Das Unternehmen macht trotz Wachstums um 50 Prozent pro Jahr keine Verluste. Das macht es für Investoren auch so besonders attraktiv. Anders als ein Investment in eines der vielen Dutzend eScooter-Startups wie Circ oder Tier Mobility oder Voi hat sich Flixmobility erfolgreich im Busmarkt behauptet und kann nun auch andere Märkte erobern.
Flixmobility verbindet Fahrgeschäft mit Apps
Während sich andere Konkurrenten wie Träfi ausschließlich auf eine App konzentrieren, hat Flixmobility das Kerngeschäft stets im Rücken. Und das hat ziemlich viel mit Hardware zu tun. Teilweise mit rein elektrisch angetriebenen Bussen…
Aus Cleanthinking-Sicht macht Flixmobility vor allem dann Sinn, wenn es das Unternehmen schafft, den immer noch sehr staatlich geprägten Bahnsektor aufzureißen. Denn einer der Pläne ist es, mehr Flixtrains in Europa auf die Schiene zu bringen – dafür ist aber eine neue Dynamik bei der Liberalisierung der bislang überwiegend staatlichen Eisenbahnnetze erforderlich. Darauf setzt das Unternehmen im kommenden Jahr.
Schon in diesem Jahr könnte Flixcar als Ridesharing-Service durchstarten. Damit könnte es dem bislang stark von studentischen Fahrgästen geprägten Dienstleister gelingen, auch ländliche Räume intelligent anzuschließen. Das macht vor allem auf Basis der Diskussion um eine CO2-Steuer in Deutschland jede Menge Sinn. Womöglich auch eines Tages als eine Lösung für Pendler, die dann nicht mehr aufs eigene Auto angewiesen sind.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.