Flughafen Zürich kauft Synhelion ab ca. 2023 die gesamte Produktionsmenge der ersten zwei Jahre aus der Demoanlage ab.
Überall auf der Welt wappnen sich Flughäfen und Fluggesellschaften für die Zukunft. So gab die Lufthansa am 15. Mai diesen Jahres eine Absichtserklärung mit den ETH-Ausgründungen Climeworks und Synhelion zu synthetischen Kraftstoffen bekannt. Ende 2020 soll eine Kooperationsvereinbarung stehen, die entscheidend zur Kommerzialisierung beiträgt. Jetzt eine weitere Nachricht: Der Flughafen Zürich unterstützt die Synhelion-Technologie durch eine Abnahmegarantie – zu Selbstkosten.
Bis 2023 will das ETH-Spinoff Synhelion eine Demonstrationsanlage für sein spezielles Produktionsverfahren für synthetisches Methanol oder Kerosin (Treibstoffe) aufbauen. Das Cleantech-Startup nutzt Luft und Sonnenlicht, um in einem speziellen Reaktor bei hohen Temperaturen ein Synthesegas zu erzeugen, das zu Kerosin weiterverarbeitet und in gängigen Motoren klimaneutral verbrannt werden kann.
Bislang nutzen Flughäfen und Fluggesellschaften beispielsweise in Skandinavien alternative, sogenannte Sustainable Aviation Fuels, die aus Speiseöl und Schlachtabfällen hergestellt werden. Ein Hersteller ist beispielsweise das finnische Cleantech-Unternehmen Neste, das vor einigen Monaten auch beim Power-to-Liquids-Spezialisten Sunfire aus Dresden eingestiegen ist. Aber: Die Rohstoffe für derartige Kraftstoffe sind nicht unbegrenzt verfügbar, weshalb es Alternativen zur Alternative bedarf.
Der Sunfire-Technologie (Power-to-Liquids), der Lösung von CAPHENIA ( Plasma-Verfahren) oder auch dem Synhelion-Prinzip kommen in Zukunft entscheidende Bedeutung zu. Bis heute hat Synhelion lediglich eine kleine Forschungsanlage zu bieten, die technologisch funktioniert, der aber die Herausforderung der Skalierung noch bevorsteht. Bis 2023 will das Startup daher die nächste Testanlage in Betrieb nehmen und damit synthetischen Treibstoff produzieren.
Für den Flughafen Zürich ist die Technologie „vor der Haustür“ natürlich eine große Chance, die eigenen Dekarbonisierungs-Ziele in die Tat umzusetzen. Bis 2050 sollen die eigenen CO2-Emissionen auf „Netto-Null“ gesenkt werden. Um auch diese eigenen Ziele zu erreichen, hat der Flughafen dem Startup nun eine Abnahmegarantie „zu Selbstkosten“ ausgesprochen. Bedeutet: Man ist bereit, deutlich mehr zu bezahlen als für fossile Treibstoffe.
Den nachhaltigen Treibstoff setzen wir in unseren eigenen Fahrzeugen und Maschinen ein. Damit können wir die Erreichung unserer Klimaziele vorantreiben.
Emanuel Fleuti, Leiter Umweltschutz der Flughafen Zürich AG
Denn trotz des zunehmenden Einsatzes von alternativen Technologien wie Elektrofahrzeuge werden im Betrieb der Flughafeninfrastruktur auch in Zukunft Verbrennungsmotoren zum Einsatz kommen. Mit der Bereitschaft, deutlich über dem Marktpreis liegende Treibstoffpreise zu zahlen, unterstützt die Flughafen Zürich AG die Aktivitäten von Synhelion und trägt dazu bei, dass synthetischer Treibstoff bald in größeren Mengen verfügbar ist und der Preis mittelfristig mit jenem von fossilen Kraftstoffen konkurrenzfähig wird.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.