Für die Studie der Universität Oxford entwickeln die Wissenschaftlicher eine Methode, die die Umweltauswirkungen komplexer Produkte transparent macht.
Rind- und Lammfleisch sind die umweltschädlichsten Nahrungsmittel. Das zeigt die neue Studie (‚Estimating the environmental impacts of 57,000 food products‘). Dafür haben die Wissenschaftlicher erstmals eine transparente und reproduzierbare Methode zur Bewertung der Umweltauswirkungen von Produkten mit mehreren Inhaltsstoffen dargestellt. Insgesamt 57.000 Lebensmittel sind daraufhin analysiert worden – Fleischalternativen („Clean Meat„) hatten erheblich geringere Umweltauswirkungen im Vergleich zu konventionellen Fleischprodukten. Jetzt geht es darum, die Informationen an Entscheidungsträger und Konsumenten als Entscheidungsgrundlage zu kommunizieren.
Die Studie ist im Magazin PNAS veröffentlicht worden und hier frei zugänglich nachlesbar. Beteiligt war auch der deutsche Forscher Marco Springmann, der an der Universität Oxford beschäftigt ist. Die Wissenschaftler untersuchen dazu 57.000 Lebensmittel im Vereinigten Königreich und Irland. Ziel war es, erstmals eine transparente und reproduzierbare Methode zur Bewertung der Umweltauswirkungen von Produkten mit mehreren Inhaltsstoffen zu entwickeln.
Jetzt ist klar: Im direkten Vergleich (Fleisch vs. Alternativen) liegen die Umweltauswirkungen der Fleischalternativen bei einem Fünftel bis zu einem Zehntel. Das bestätigt somit auch die Ergebnisse einer Analyse der Boston Consulting Group, in der Clean Food als ungenutzte Klimachance angesehen wird.
Warum die Analyse der Umweltauswirkungen so wertvoll ist, ist klar: Einer Studie der Food Standards Agency zufolge will die Hälfte der britischen Verbraucher nachhaltigere Entscheidungen in Bezug auf die Umweltauswirkungen von Lebensmitteln treffen. Bislang fehlt es aber an detaillierten Information über genau diesen Klima-Impact und somit die entscheidende Transparenz als Grundlage für entsprechende Konsumentscheidungen
Die neue Studie nutzte öffentlich zugängliche Informationen, um Schätzungen der Umweltauswirkungen von 57.000 Lebensmittelprodukten abzuleiten, die den Großteil der in britischen Supermärkten verkauften Lebensmittel und Getränke ausmachen. Untersucht wurden:
- Treibhausgasemissionen
- Landnutzung
- Wasserstress und
- Eutrophierungspotenzial – wenn sich Gewässer mit Nährstoffen anreichern, was häufig zu schädlichen Algenblüten führt und letztlich andere Lebewesen abtötet.
Zu Analyse-, Visualisierungs- und Kommunikationszwecken kombinierte das Team diese vier Werte zu einem einzigen geschätzten zusammengesetzten Umweltauswirkungswert pro 100 g des Produkts.
Diese Arbeit an der Methode zur Vergleichbarkeit der Umweltauswirkungen soll künftig helfen, damit Verbraucher umweltverträglichere Kaufentscheidungen für Lebensmittel treffen. Noch wichtiger ist, dass sie Einzelhändler und Lebensmittelhersteller dazu veranlasst, die Umweltauswirkungen des Lebensmittelangebots zu verringern und damit hierdurch eine gesündere, nachhaltigere Ernährung zu ermöglichen.
Niedrigere Werte für Produkte aus Zucker und Mehl
Die Forscher quantifizieren die unterschiedlichen Umweltauswirkungen von Produkten mit mehreren Zutaten und stellen fest, dass Produkte, die aus Obst, Gemüse, Zucker und Mehl hergestellt werden, wie Suppen, Salate, Brot und viele Frühstückscerealien, niedrige Werte aufweisen, während Produkte mit Fleisch, Fisch und Käse am oberen Ende der Skala liegen. Dörrfleisch, Biltong und andere getrocknete Rindfleischprodukte, die in der Regel mehr als 100 Gramm Frischfleisch pro 100 Gramm des Endprodukts enthalten, haben oft die höchsten Umweltauswirkungen.
Bei der Betrachtung bestimmter Arten von Lebensmitteln, wie Fleisch und Fleischalternativen, Lasagne, Kekse und Kekse sowie Pestosaucen, stellten die Forscher große Unterschiede innerhalb dieser Lebensmittelarten fest. Bei diesen Lebensmitteln hatten Produkte mit geringeren Umweltauswirkungen oft nur die Hälfte bis ein Zehntel der Umweltauswirkungen von Produkten mit höheren Umweltauswirkungen. Diese Art von Information kann, wenn sie Verbrauchern und Einzelhändlern vermittelt wird, zu einer Verhaltensänderung hin zu nachhaltigeren Lebensmitteln beitragen, ohne dass große Änderungen im Ernährungsverhalten erforderlich sind, wie etwa der Austausch von Rindfleisch gegen Bohnen.
Vergleicht man die Umweltauswirkungen mit dem Nährwert, wie er durch die Nutri-Score-Methode definiert ist, so sind Produkte, die nachhaltiger sind, in der Regel auch nahrhafter, einschließlich Fleisch und Fleischalternativen. Es gibt Ausnahmen von diesem Trend, wie z. B. zuckerhaltige Getränke, die zwar eine geringe Umweltbelastung aufweisen, aber auch einen schlechten Nährwert haben.
Mit dieser neuen Methode können die Hersteller die Umweltauswirkungen verringern und gleichzeitig eine hohe Nährwertqualität der Produkte sicherstellen.
Die Analyse stützt sich auf foodDB – eine Big-Data-Forschungsplattform in Oxford, die täglich Daten zu allen in 12 Online-Supermärkten im Vereinigten Königreich und Irland erhältlichen Lebensmitteln und Getränken sammelt und verarbeitet, sowie auf eine umfassende Überprüfung von 570 Studien über die Umweltauswirkungen der Lebensmittelproduktion, einschließlich Daten von 38 000 landwirtschaftlichen Betrieben in 119 Ländern.
Unsere Methode füllt eine Informationslücke über die Umweltauswirkungen von Lebensmitteln mit mehreren Inhaltsstoffen, so die Leiterin der foodDB, Dr. Riechie Harrington. „Die von uns entwickelten Algorithmen sind in der Lage, den prozentualen Beitrag jeder einzelnen Zutat in einem Produkt abzuschätzen und diese Zutaten mit bestehenden Datenbanken über Umweltauswirkungen abzugleichen.“
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.