Frankreichs Strompreise negativ: Erneuerbare Energien drängen Atomkraft zurück

Frankreichs Strompreise negativ: Unser Nachbarland erlebt derzeit einen dramatischen Wandel in seiner Stromversorgung. Durch deutlich höheren Output der erneuerbaren Energien, insbesondere durch sonniges und windiges Wetter, sinken die Stromerzeugungspreise insbesondere an Wochenenden immer wieder ins Negative.

Dies führte dazu, dass EDF jetzt mehrere Atomkraftwerke abschalten musste, um eine Überlastung des Stromnetzes zu verhindern. Am letzten Wochenende legte das Unternehmen sechs Kernkraftwerke still, weil die Preise negativ wurden. Das zeigt: Erneuerbare und Kernenergie passen mindestens im Frühsommer nicht zusammen.

Negative Strompreise entstehen, wenn das Angebot die Nachfrage übersteigt. In diesem Fall müssen Stromerzeuger dafür bezahlen, dass ihr Strom abgenommen wird. In Frankreich führte die Kombination aus geringer Stromnachfrage und hoher Produktion erneuerbarer Energien zu diesem ungewöhnlichen Phänomen.

Herausforderungen und Chancen der Energiewende

Während der Ausbau erneuerbarer Energien für die Erreichung der Klimaziele unerlässlich ist, zeigt die Situation in Frankreich auch die Herausforderungen einer solchen Energiewende auf. Das Stromnetz muss flexibel genug sein, um Schwankungen in der Stromerzeugung auszugleichen. Der Ausbau von Speichertechnologien wie Batteriespeichern ist daher von entscheidender Bedeutung.

Zwischenzeitlich gab es Gerüchte, Frankreich habe Windräder verboten – Desinformation.

Frankreich verfolgt den Plan, zahlreiche neue Kernkraftwerke zu bauen – hat aber Schwierigkeiten, die Schulden des mittlerweile verstaatlichten Konzerns EDF in den Griff zu bekommen. In der Zwischenzeit sorgen ein Boom für Photovoltaikanlagen und die zunehmende Bedeutung der Windkraftanlagen für mehr erneuerbare Energieerzeugung.

Macron erlebt mit seiner Energiepolitik mehr der Feststecken in einer energiepolitischen Sackgasse als eine herbeigeredete Atomkraft-Renaissance. Diese ist schlicht nicht finanzierbar.

Daumenschrauben für AKWs: Auch in Spanien

Preisgünstige erneuerbare Energien drehen die Daumenschrauben für AKWs mächtig an: Nicht nur in Frankreich, sondern etwa auch in Spanien. Alles deutet darauf hin, dass AKW-Betreibern weiterhin unruhige Zeiten bevorstehen. Nach der Energiekrise hat sich die Wirtschaft in Europa noch nicht vollständig wieder erholt – auch deshalb haben erneuerbare Energieträger „leichtes Spiel“.

Vor etwas mehr als einer Woche erreichten die Strompreise im Süden Spaniens den niedrigsten Stand seit 2013 und blieben seit Wochen fast unverändert nahe null. Während der letzten fünf Wochen haben die Reaktoren Asco I und Asco II regelmäßig ihre Produktion reduziert. In der nordischen Region drosseln die Betreiber ebenfalls häufig die Produktion.

„Bei den aktuellen Strompreisen werden die traditionellen Grundlastkraftwerke zu kämpfen haben, es sei denn, wir haben längere Zeiträume mit sehr ungünstigen Sonnen- und Windbedingungen, Dürre oder starker Hitze“, sagte Sigurd Pedersen Lie (Linkedin), Senior Analyst bei StormGeo Nena A/S gegenüber Bloomberg.

Frankreichs Strompreise negativ

Die aktuelle Entwicklung in Frankreich ist ein deutliches Zeichen für den zunehmenden Einfluss erneuerbarer Energien auf den europäischen Strommarkt. Es bleibt abzuwarten, wie sich diese Entwicklung in Zukunft gestalten wird und welche Lösungen gefunden werden, um die Herausforderungen der Energiewende zu meistern. Letztlich braucht es – wie in Deutschland – flexible Stromtarife, Speicherlösungen (Batterien) und natürlich flexibel steuerbare Verbraucher wie Wallboxen oder Wärmepumpen (Stromheizungen).

Der starke Ausbau erneuerbarer Energien führt zu einer grundlegenden Veränderung der Stromversorgung in Europa. Die aktuellen Entwicklungen in Frankreich, Spanien und Griechenland zeigen sowohl die Chancen als auch die Herausforderungen dieser Energiewende auf. In Griechenland passiert was ganz ähnliches: Dort wird der Kohleausstieg durch Erneuerbare beschleunigt.

Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.

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