Clean Meat: 347-Mio-Dollar-Finanzierungsrunde in das israelische Cleantech-Unternehmen Future Meat Technologies wird angeführt von ADM Ventures
Das Fleisch aus dem Bioreaktor, oft als kultiviertes Fleisch oder Clean Meat bezeichnet, wird schneller erschwinglich werden als oft vermutet wird. Das zeigt die Entwicklung bei Future Meat Technologies, einem israelischen Cleantech-Unternehmen, das bereits eine industrielle Fertigung betreibt. Jetzt hat der Pionier für Clean Meat eine Finanzierungsrunde über 347 Millionen Dollar abgeschlossen – und ebnet sich damit den Weg in den amerikanischen Markt und die echte Skalierung seiner Technologie. Mit einem speziellen Verfahren ist es Future Meat Technologies gelungen, kultivierte Hühnerbrust herzustellen, die nur noch 7,70 Dollar pro Pfund kostet – und damit den Preis für kultiviertes Fleisch massiv reduziert.
Aber was macht Future Meat Technologies anders im Vergleich zu anderen Pionieren (etwa Believer Meats oder Upside Foods) für kultiviertes Fleisch, deren Kosten wesentlich höher sind? Die Israelis verwenden keine Stammzellen, sondern sogenannte Fibroblasten – das sind Zellen, die besonders schnell wachsen, und sich in weniger als 24 Stunden verdoppeln können. Diese Zellen können, wie Stammzellen auch, als Muskeln oder Fett wachsen, um dem Endprodukt Protein und Textur sowie Aroma und Geschmack verleihen können. Future Meat Technologies behauptet, die eigene Methode könne Zelldichten erzeugen, die zehnmal höher als sind bisherige Industriestandards.
Angesichts dieses Wettbewerbsvorteils geht die Entwicklung bei Future Meat Technologies rasant voran: Kostete ein Pfund kultivierte Hühnerbrust vor sechs Monaten noch 18 Dollar pro Pfund, sank der Preis seitdem auf 7,70 Dollar. Ein kleines Stück Hähnchenbrust (110 Gramm) ist also damit rechnerisch für 1,70 Dollar zu haben. Aus dem technischen Problem der Machbarkeit, auch der Reproduzierbarkeit im industriellen Maßstab, ist das Cleantech-Unternehmen nun mittlerweile herausgewachsen. Jetzt steht die Skalierung auf Mengen an, die eine Verbreitung im Einzelhandel ermöglichen.
„Wir sind von der massiven Unterstützung durch unser globales Netzwerk strategischer und finanzieller Investoren begeistert“, sagte Professor Yaakov Nahmias, Gründer und Präsident von Future Meat. „Diese Finanzierung festigt die Position von Future Meat als führender Akteur in der kultivierten Fleischindustrie, nur drei Jahre nach unserem Start. Unsere einzigartige Technologie hat die Produktionskosten schneller gesenkt, als es irgendjemand für möglich gehalten hätte, und damit den Weg für eine massive Ausweitung der Geschäftstätigkeit geebnet. Unser Team wird im Jahr 2022 den ersten Spatenstich für die erste groß angelegte Produktionsanlage in den Vereinigten Staaten setzen.“
Future Meat Technologies: Finanzierungsrunde von ADM Ventures angeführt
Die Finanzierungsrunde wurde von ADM Ventures angeführt. Beteiligt waren auch ein globaler Investor in führende Technologieunternehmen, der Pensions- und Versicherungsfonds Menora Mivtachim, und S2G Ventures. Weitere Investoren waren die Branchenführer Tyson Ventures, der Risikokapitalarm von Tyson Foods und Rich Products Ventures, Manta Ray Ventures, Emerald Technology Ventures, ADM Capital (Cibus Fund) und Bits x Bites.
„Wir freuen uns, unsere Beziehung zu Future Meat auszubauen und das Universum der neuen Proteinquellen für Verbraucher zu erweitern, die ihre Ernährung zunehmend diversifizieren“, sagte Ian Pinner, Senior Vice President of Strategy and Innovation bei ADM. „Partnerschaften wie diese sind eine der wichtigsten Möglichkeiten für ADM, neue Werte in Wachstumssegmenten wie alternativen Proteinen zu schaffen und zu erfassen, und wir freuen uns darauf, das Team von Future Meat Technologies in seinen Bemühungen zu unterstützen, weiterhin bahnbrechende Lösungen zu entwickeln, die den Verbrauchern in den kommenden Jahren hochwertige und skalierbare kultivierte Fleischprodukte bieten werden.“
Future Meat hatte Anfang 2021 die weltweit erste Produktionslinie für kultiviertes Fleisch in Israel eröffnet und sucht nun nach mehreren Standorten in den Vereinigten Staaten für seine geplante Großproduktionsanlage.
Unsterbliche Gewebezellen für Clean Meat
Die firmeneigene Technologie von Future Meat Technologies basiert auf Fermentern aus rostfreiem Stahl, die kontinuierlich die von „unsterblichen“ Gewebezellen erzeugten Abfallprodukte entfernen. Dadurch kann das Unternehmen ein konstantes, physiologisches Umfeld erzeugen, das eine schnelle, natürliche Vermehrung der tierischen Zellen unterstützt. Das Unternehmen hat bewiesen, dass diese Bindegewebsmethode robuster und effizienter ist als andere, die Stammzellen verwenden, und dass seine Verjüngungsfermenter über 70 Prozent der Nährstoffe wiederverwerten können. Dies ist ein Schlüsselfaktor für die branchenweit führenden niedrigen Kosten von Future Meat, die die größte Hürde auf dem Weg zur Kostengleichheit von kultiviertem Fleisch mit herkömmlichem Fleisch darstellten.
Future Meat Technologies produziert kultiviertes Hühner-, Lamm-, Rind- und Schweinefleisch mit zahlreichen ökologischen, gesundheitlichen und ethischen Vorteilen und wird die globale Fleischproduktion radikal verändern. Für die Produktion von Clean Meat wird weniger Land und Wasser benötigt und es werden keine Antibiotika eingesetzt.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.