G7-Staaten verabreden Kohleausstieg bis 2035
Bedeutet: Auch Deutschland würde drei Jahre früher aus der Kohle aussteigen als derzeit gesetzlich verankert.
Ist das ein historischer Durchbruch für den Klimaschutz und den Kampf gegen den menschengemachten Klimawandel? Die G7-Staaten haben sich in Turin auf einen Zeitraum für den Kohleausstieg bis 2035 geeinigt, so Medienberichte. Und zwar in der „ersten Hälfte der 2030er Jahre. Bedeutet: Auch Deutschland würde drei Jahre früher aus der Kohle aussteigen als derzeit gesetzlich verankert. Die ostdeutschen Kohlereviere haben derzeit Ausstiegsdaten, die bis ins Jahr 2038 reichen. Bundesumweltministerin Steffi Lemke weilt derzeit in Turin.
Der britische Energiestaatssekretär Andrew Bowie hatte die Einigung zum Kohleausstieg bis 2035 gestern Abend öffentlich gemacht und sie als historisch bezeichnet: „Das ist eine historische Übereinkunft, die wir bei der UN-Klimakonferenz in Dubai im vorigen Jahr nicht erreichen konnten“, sagte Bowie.
Das Signal der G7 an die Welt, bis Mitte der 2030er-Jahre aus der Kohleverstromung auszusteigen, sei „wirklich unglaublich“.
Laut zusätzlichen Informationen besteht jedoch eine andere Möglichkeit im Zusammenhang mit CCS. Ein Entwurf für einen Beschluss sieht vor, dass die bestehende Nutzung von Kohle zur Stromerzeugung ohne CO2-Abscheidung entweder in der ersten Hälfte der 2030er Jahre oder innerhalb eines Zeitrahmens, der mit der Begrenzung des Temperaturanstiegs auf 1,5 Grad Celsius vereinbar ist, im Einklang mit den Netto-Null-Pfaden der Länder beendet werden soll.
Für Deutschland nimmt Bundesumweltministerin Steffi Lemke an dem G7-Ministertreffen teil.
Das Festlegen eines verbindlichen Datums für das Ende der Kohleverstromung wird als entscheidender Schritt für den weltweiten Klimaschutz angesehen. Frankreich unterstützt einen Ausstieg bis zum Jahr 2030, während Japan, das einen Großteil seines Stroms aus Kohlekraftwerken bezieht, ein festes Ausstiegsdatum ablehnt. In Deutschland ist derzeit ein Ausstieg bis zum Jahr 2038 gesetzlich vorgesehen.
Die G7-Staaten repräsentieren 38 Prozent des weltweiten Bruttoinlandsprodukts und tragen gemäß Daten von 2021 zu 21 Prozent der globalen CO2-Emissionen bei. Diese Gruppe umfasst die Vereinigten Staaten, Deutschland, Italien, Frankreich, Großbritannien, Kanada und Japan.
TV-Interview des britischen Staatssekretärs:
Dass die G7-Staaten den Kohleausstieg bis 2035 beschließen, ist wahrlich ein historischer Moment. Denn er sendet Signale an China, Indien oder Südafrika, diesem guten Beispiel zu folgen. Im Laufe des Dienstags soll es eine Abschlusserklärung zum G7-Gipfel in Italien geben – dann dürfte die historische Tragweite des Kohleausstiegs in den Industrienationen die volle Tragweite erzeugen.
Reaktion von Beyond Fossil Fuels
Die Umwelt-, Klima- und Energieminister der Gruppe der sieben westlichen Industriestaaten (G7) haben sich in den heute vorgestellten Ergebnissen ihres Gipfels in Turin zum Ausstieg aus der Kohleverstromung „in der ersten Hälfte der 2030er Jahre“ verpflichtet. Er ist der erste ausdrückliche Verweis der Gruppe auf den Kohleausstieg, lässt aber insbesondere die entscheidende Frist für den Kohleausstieg 2030 und die Abschaltung der Gasenergie bis 2035 aus, wie sie sowohl vom Zwischenstaatlichen Ausschuss für Klimaänderungen (IPCC) als auch von der Internationalen Energieagentur (IEA) empfohlen wurden [1], und entscheidet sich stattdessen für einen vagen Verweis auf die erste Hälfte der 2030er Jahre. in einem offensichtlichen Versuch, Japan eine Zusage zum Kohleausstieg zu entlocken.
„Obwohl diese Verpflichtung nicht ausreicht, um bis 2030 aus der Kohle auszusteigen – dem wissenschaftlich fundierten Datum, bis zu dem alle wohlhabenden Nationen aus der Kohle aussteigen müssen, um den globalen Temperaturanstieg auf 1,5 Grad zu begrenzen – ist es ein großer Schritt vorwärts für Japan, das einzige G7-Land ohne Kohleausstiegsdatum und zuvor ein Blockierer der G7-Verpflichtungen zum Kohleausstieg. Alle anderen G7-Staaten wie Großbritannien, Frankreich, Italien und Kanada bekennen sich nach wie vor fest zum Kohleausstieg bis spätestens 2030 oder unternehmen im Falle der USA und Deutschlands große Schritte in Richtung dieses Datums. Jetzt müssen andere OECD-Länder auf dieser Führungsrolle aufbauen, um sicherzustellen, dass sich alle wohlhabenden Nationen an dem Ambitionsniveau orientieren, das die Klimawissenschaft für erforderlich hält“, sagte Pieter de Pous, Programmleiter des E3G-Programms „Coal to Clean“.
„Es geht darum, bis 2030 aus der Kohle und bis 2035 aus der Gaskraft auszusteigen, um das Ziel der G7 zu erreichen, ihre Stromsektoren bis 2035 „vollständig oder überwiegend“ zu dekarbonisieren. Sechzehn europäische Länder sind entweder bereits aus der Kohle ausgestiegen oder haben sich verpflichtet, dies bis 2030 zu tun, und zehn haben sich verpflichtet, ihre Stromsysteme bis 2035 oder früher von fossilen Brennstoffen abzuwenden. Von den G7-Mitgliedsländern wird Großbritannien in diesem Jahr die Kohleverbrennung einstellen, und Frankreich und Italien haben sich verpflichtet, bis 2027 nachzuziehen. Die G7-Minister müssen mit gutem Beispiel vorangehen und ihre Verpflichtungen mit der Realität und der Dringlichkeit der Klimakrise in Einklang bringen“, sagte Claire Smith, Senior International Campaigner bei Beyond Fossil Fuels.
Martin Ulrich Jendrischik, Jahrgang 1977, beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren als Journalist und Kommunikationsberater mit sauberen Technologien. 2009 gründete er Cleanthinking.de – Sauber in die Zukunft. Im Zentrum steht die Frage, wie Cleantech dazu beitragen kann, das Klimaproblem zu lösen. Die oft als sozial-ökologische Wandelprozesse beschriebenen Veränderungen begleitet der Autor und Diplom-Kaufmann Jendrischik intensiv. Als „Clean Planet Advocat“ bringt sich der gebürtige Heidelberger nicht nur in sozialen Netzwerken wie Twitter / X oder Linkedin und Facebook über die Cleanthinking-Kanäle ein.